Sinnliche Eroberung
zurechtstutzen. Sie war bloß eine Frau und hatte zu lernen, wo sie hingehörte, nämlich an seine Seite, in Demut und Gehorsam.
Sobald er das Gemach betrat und sie vor dem Spiegel stehen sah, reagierte sein Körper wie immer bei ihrem Anblick. Sein
Herz machte einen Satz, dann schlug sein Puls so heftig, daß er ihn förmlich im Hals pochen spürte, in seinen Lenden und bis hinunter in die Fußsohlen. Das Blut rauschte auf einmal heiß und heftig durch seine Adern und in seinen Schaft, so daß er aus seinem Nest hervorsprang wie ein Raubtier aus dem Unterholz. Marcus musste sich einer Wahrheit stellen, die ihm alles andere als leichtfiel; Diana war keine gewöhnliche Frau.
Es war nicht nur ihr Körper, auf den er reagierte. Er genoß vor allem auch ihren Verstand, ihre Intelligenz, und wenn er sie nicht liebte, bereitete es ihm ungeheures Vergnügen, sich mit ihr zu unterhalten. Es gab Zeiten, da hatte er das Gefühl, als würden ihrer beider Seelen einander berühren. Marcus konnte sich nicht vorstellen, sein Leben mit irgend jemand anderem zu verbringen. Er hatte ein Geschenk für sie vorbereitet, aber würde damit bis zum richtigen Zeitpunkt warten. Es sollte ein intimer Moment sein, in dem sie zu erkennen vermochte, wie wichtig ihm sein Geschenk war, was es für ihn bedeutete, sein Leben und seine Liebe mit ihr zu teilen.
Diana warf ihm einen provozierenden Blick durch ihre gesenkten Wimpern zu; sie zog ihn an wie der Mond die Gezeiten. Seine Hände machten sich an ihrer Toga zu schaffen, entblößten eine ihrer Schultern, und sie erschauderte genüßlich, als seine schwieligen Finger über ihre zarte Haut strichen. Während er die Hände hob, um ihr Haar zu öffnen, murmelte er: »Ich wünschte, Julius hätte es mir überlassen, die Reise nach Rom zu erwähnen.«
»Marcus, ich...«
Er legte die Finger auf ihre Lippen. »Laß mich reden. Ich habe dir heute abend viel zu sagen.«
Dianas Herz zog sich schmerzlich zusammen. Lebewohl. Er will mir Lebewohl sagen!
Ihre Nähe verwirrte ihn. Er ging zum Kamin, stocherte in dem niedergebrannten Feuer und versuchte sich zu sammeln. Mit dem Rücken zu ihr blickte er in die Flammen. »Ich möchte dir die Freiheit schenken, aber bevor ich das tun kann, muß Aufrichtigkeit zwischen uns herrschen, Diana.«
Sie versteifte sich. »Ich dachte, es gäbe nichts als Aufrichtigkeit zwischen uns.«
Er drehte sich zu ihr um und blickte sie durchdringend aus seinen schwarzen Augen an. »Deine Geschichten sind sehr amüsant, mein Liebes, aber es ist Zeit, die Wahrheit zu sagen. Vertraue mir, ich werde dich nicht bestrafen.«
Ein Zornfunke explodierte in Diana. Seine Arroganz war einfach unerträglich. »Mich bestrafen? Du hältst uns also immer noch für Herr und Sklavin?« Innerhalb von Sekunden hatte sich der Funke in loderndes Feuer verwandelt. »Laß dir eines gesagt sein, Römer, dort, wo ich herkomme, gibt es keine Sklaverei! Du kannst mich nicht freilassen, denn ich bin dir nie Untertan gewesen... und weder jetzt, noch je in der Zukunft!«
Mit zwei raschen Schritten war er bei ihr, packte sie bei den Schultern und schüttelte sie, bis ihr die Zähne klapperten. »Da du mir nicht die Wahrheit sagen willst, werde ich es tun. Ich weiß, daß du eine Druidin bist, die zum Spionieren hergeschickt wurde. Gestehe mir ein Mindestmaß an Intelligenz zu. Ich fürchte mich nicht vor deinen geheimen Riten, das ist es nicht, wo deine Stärke liegt. Es ist der Einfluß der Druiden auf die keltischen Stammesführer, der zerstört werden muß. Das Druidentum ist die größte Machtstruktur in Britannien. Ich weiß, daß Druiden die Kinder von keltischen Königen und anderen Führern unterrichten; sie sind einflußreiche Ratgeber mit starken Antipathien gegen die Römer und arbeiten darauf hin, den Einfluß von Rom in Britannien zu verringern. Man hat dich zu mir abgesandt, weil du schön bist. Deine Aufgabe war es, mich zu verführen.«
Diana, die bereits rot vor Zorn war, errötete noch mehr; hatte sie nicht genau das vor ein paar Minuten geplant?
»Kannst du nicht sehen, daß ich dich nur deshalb zu meiner Sklavin gemacht habe, um dich zu schützen? Wenn Paullinus auch nur den leisesten Verdacht in bezug auf dich hätte, dann wäre dein Leben keine Sesterze mehr wert. Hast du je eine öffentliche Hinrichtung gesehen? Einem Feind Roms ist es nicht gestattet, einfach zu sterben. Der Tod ist eine Flucht. Ein Feind muß zuerst unter der Folter leiden.« Seine Stimme klang hart,
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