Sinnliche Eroberung
interessiert.
»Sie weint um jemanden namens Marcus.«
»Ist das nicht dein Name, alter Junge?«
»Ja, schon, aber ich versichere dir, Lady Diana weint nicht um mich. Wir beide standen uns, sagen wir mal, nicht gerade freundschaftlich gegenüber.«
»Nun, ich werde sie mir ansehen. Ich denke, es ist besser, wenn ich allein hineingehe. Wir wollen sie schließlich nicht noch mehr aufregen.«
Mark nickte zustimmend. »Ich warte hier unten, Charles.«
Als er die Zimmertür öffnete, lächelte er das schöne Mädchen in ihrem Bett an. »Guten Morgen. Ich bin Doktor Wentworth. Haben Sie keine Angst! Ich will bloß sehen, ob Sie in Ordnung sind, nach allem, was Sie durchgemacht haben.«
Er fand sie schön, als sie noch bewußtlos war, doch nun, da er ihre Augen sah, Veilchen, die in Tränen schwammen, fand er sie atemberaubend. Bevor er sie untersuchte, wollte er mit ihr sprechen. Wenn es ihm gelang, ihr Vertrauen zu gewinnen, würde sie ihm vielleicht sagen, wo sie gewesen und was mit ihr geschehen war.
»Durchgemacht? Sie haben mich letzte Nacht bereits gesehen, wie ich hörte?«
»Ja. Offenbar ging Mark gestern abend in einen Antiquitätenladen, oben auf der Anhöhe, um einen römischen Helm abzuholen, den er erworben hatte. Er und der Eigentümer fanden Sie bewußtlos auf dem Fußboden liegen. Da Sie mit seinem Bruder verlobt sind, nahm der Herzog Sie in seine Kutsche und brachte Sie nach Hardwick Hall. Man hat sofort nach mir gesandt. Ich habe Sie oberflächlich untersucht, konnte keine gebrochenen Knochen finden und empfahl, Sie ins Bett zu stecken, schön warm zu halten und Ihnen jemanden zur Seite zu stellen. Man sollte mich dann holen, sobald Sie das Bewußtsein wiedererlangten.«
Er stellte seine erste Frage sehr vorsichtig. »Erinnern Sie sich, was Sie taten, bevor Sie das Bewußtsein verloren?«
»Ich erinnere mich genau, Herr Doktor. Ich befand mich in dem Antiquitätenladen auf der Anhöhe und sah plötzlich einen authentischen römischen Helm. Es drängte mich furchtbar, ihn zu berühren. Ich konnte nicht widerstehen und habe ihn aufgesetzt. Meine Perücke hatte ich vollkommen vergessen und der Helm verklemmte sich irgendwie auf meinem Kopf, so daß ich ihn nicht mehr herunterbrachte. Ich weiß noch, daß mir irgendwie übel war, als ob ich gleich ohnmächtig würde; aber als ich hinfiel, fiel ich nicht einfach auf den Boden, sondern immer weiter, und spürte einen kalten Luftzug. Der Zustand ist schwer zu beschreiben, ich finde kaum Worte dafür; aber ich wurde in die Zeit zurückversetzt, als die Römer Britannien okkupierten.«
Der Arzt betrachtete sie aufmerksam und hörte ihr angestrengt zu. »Sie gingen gestern in den Antiquitätenladen?«
»Nein, ich fürchte nicht, Dr. Wentworth.« Sie lächelte traurig. »Es war im Spätsommer - vor Monaten, wie ich mir denke. Aus den Schneeflocken, die draußen am Fenster vorbeiwirbeln, läßt sich schließen, daß es bereits Winter sein muß.«
»Fast schon wieder Frühling. Dies ist einer der letzten hartnäckigen Winterstürme. Sie fielen also an einem späten Sommertag in Ohnmacht und Mark fand Sie im darauffolgenden Frühjahr dort bewußtlos vor - und Sie haben keinerlei Erinnerung an das, was dazwischen passierte?«
»O doch, Dr. Wentworth, ich kann mich an jeden einzelnen Moment erinnern! Ich wurde in die Zeit zurückversetzt, als die Römer Aquae Sulis okkupierten, und lebte in einer Villa von Marcus Magnus, einem römischen General.« Sie hielt inne, bevor ihr herausrutschen konnte, daß Mark Hardwick und Marcus Magnus ein und dieselbe Person waren. »Sie müssen mich für total verrückt halten! Das alles erscheint Ihnen sicher vollkommen unsinnig.«
»Nein, nein, Lady Davenport, ich halte Sie überhaupt nicht für verrückt. Sie sind davon überzeugt, daß dies geschehen ist, und ich bitte Sie dringendst, nichts zu unterdrücken. Die einzige Art, damit fertig zu werden, ist, darüber zu reden. Offenbar haben Sie ein schweres Trauma erlitten. Fühlen Sie sich krank?«
»Nein, es geht mir eigentlich ganz gut - ein bißchen durcheinander vielleicht. Ist mein Haar in Ordnung?« Sie fuhr sich mit der Hand an den Kopf. »Ist es verbrannt oder angesengt?« fügte sie ängstlich hinzu.
»Nein, nicht die Spur, Ihr Haar ist wunderschön. Ich werde nun kurz Ihr Herz abhören.« Er öffnete die Knöpfe ihres hochgeschlossenen, gestärkten weißen Nachthemdes und schlug es auf, damit er ihren Herzschlag abhören konnte.
Diana starrte auf ihre
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