Sinnliche Eroberung
trennen und es fortgeben könnte, erstickte sie fast. Noch schlimmer jedoch war ihre Befürchtung, daß der schreckliche Dr. Bognor ihr etwas einflößen lassen könnte, was eine Fehlgeburt provozierte - womit er sich alle möglichen Probleme ersparte.
Der Herzog von Bath brütete den ganzen Vormittag über seinen Wirtschaftsbüchern. Er hatte einen Mann angestellt, der sich um die Steinbrüche und die Barken, die den wunderschönen, goldenen Stein nach Bristol transportierten, kümmerte; aber die Finanzen überwachte er selbst, auch wenn es eine ermüdende Aufgabe war.
Als er endlich damit fertig war, kam er sich wie eingesperrt vor und es trieb ihn hinaus an die frische Luft. Er sattelte Trajan, sein Lieblingspferd, und ritt hinaus über die Felder. Mark war erstaunt, als er sah, daß der Frühling gekommen war. Er war so eingesponnen gewesen in seine düsteren Gedanken, daß er es gar nicht bemerkt hatte. Irgend wie störte ihn die Jahreszeit. Er verstand nicht, wie das Leben so sorglos und fröhlich weitergehen, wie der Winter aufhören und sich ein Neubeginn der Hoffnungen breitmachen konnte.
Eine Gruppe von Birken mit frischen jungen Blättern zog ihn unwiderstehlich zum Fluß hinunter. Er stieg ab und nahm die Schönheit des Ortes tief in sich auf. Etwas Seltsames, unheimlich Vertrautes verband ihn mit diesem Ort. Was war es, woran er sich nebelhaft erinnerte?
Sein Auge fiel auf ein ungewöhnliches Objekt, das aus der weichen Erde des Flußufers herausragte. Als er sich bückte, um es näher zu betrachten, beschleunigte sich sein Puls. Es sah aus wie ein römisches Artefakt, eine dieser alten Schreibtafeln, die oft vergraben worden waren. Mit den Fingern buddelte er sie unter den uralten Wurzeln der Bäume aus. Der Großteil des Holzes war verfault, aber die Bleischicht unversehrt.
Mark wischte die feuchte Erde ab und erblickte deutlich den Namen Marcus. Sein Herz begann wie wild zu hämmern, als er die anderen Worte entzifferte. Da stand unverkennbar Aquae Sulis, gefolgt von geliebt. Ja, bei Gott, da stand Diana, gefolgt von dem Datum 61 A. D.
Als er die erdverschmierte Tafel in Händen hielt, wusste er auf einmal mit bestechender Klarheit, daß er und Diana sie zusammen vergraben hatten. Es war an einem herrlichen Nachmittag geschehen, nachdem sie sich hier am Flußufer geliebt hatten. Der Schmerz drückte ihm das Herz ab.
Er ballte die Hände zu Fäusten und eine wilde Entschlossenheit kam über ihn. Vor Jahrhunderten hatten sie sich geliebt, und er schwor, daß sie es wieder tun würden.
»Halte durch, Diana, ich komme und finde dich«, flüsterte er mit neuerwachten Kräften.
Als er wieder in Hardwick Hall eintraf, informierte ihn Mr. Burke, daß er einen Besucher hätte, der bereits seit über einer Stunde in der Bibliothek auf ihn warte. Als Mark Mr. Dearden, einen Antiquitätenhändler, erkannte, dachte er zunächst, daß er wegen der Geschäfte der Corporation gekommen wäre.
»Guten Tag, Mylord. Gestern suchte mich eine Frau mit einer goldenen Halbmünze von Julius Cäsar in meinem Laden auf.«
»Mein Gott, Mann, war die Frau jung, blond?« fragte der Herzog aufgeregt.
»Ah, Sie sind ebenso erregt wie ich, als ich die Münze untersuchte und feststellte, daß sie echt war.«
»Ja, ja. Die Frau. Wo ist sie? Wo wohnt sie? Ich muß mit ihr sprechen.«
»Ich fürchte, das weiß ich nicht, Euer Lordschaft. Sie war groß, ordentlich gekleidet, gewiß nicht jung, aber auch nicht alt. Ich bot ihr hundert Pfund und dachte, sie würde mir für eine solche Summe den Arm abreißen, aber sie wollte sich nur ungern von dem Artefakt trennen. Da sagte ich ihr, daß ich die Summe möglicherweise erhöhen könnte, nachdem ich es einem Kunden gezeigt hätte, der großes Interesse für diese Dinge hege.« Dearden hustete verlegen. »Damit meinte ich natürlich Sie, habe jedoch streng vermieden, Ihren Namen zu nennen.«
»Sie haben sie gehen lassen?« schnauzte der Herzog.
»Sie meinte, sie würde wiederkommen, Euer Lordschaft«, erwiderte er lahm. »Es tut mir sehr leid, Sir. Ich hätte nicht zu Ihnen kommen sollen, bevor ich nicht etwas Konkretes zu offerieren habe.«
»Nein, nein! Es war genau das Richtige, zu mir zu kommen.« Mark raufte sich frustriert die Haare. Nach all dem Überschwang folgte die Enttäuschung, doch immerhin war dies die erste Spur seit über einem Monat und er würde sich daran festbeißen wie ein Terrier.
»Wenn sie wiederkommt, muß ich wissen, wer sie ist. Lassen Sie mich
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