Sinnliche Eroberung
sofort holen oder folgen Sie ihr notfalls selbst. Der Aufenthaltsort der Frau ist tausendmal wichtiger als die Halbmünze. Ich weiß Ihre Mühe zu schätzen, Mr. Dearden, und werde natürlich Ihre Dienste entsprechend honorieren.«
Mark Hardwick ritt sofort nach Bath und machte in allen Antiquitätenläden die Runde. Vielleicht hatte einer mehr als Dearden geboten und die Identität der Frau in Erfahrung gebracht. Er bekam nur abschlägige Auskünfte, bis auf eine Ausnahme. Dieser Mann erzählte dem Herzog von Bath, daß die Frau den Laden verlassen habe, als er ihr fünfzig Guineen offerierte. Er hatte keine Ahnung, wer sie war. Der Herzog versprach jedem Händler eine Belohnung, wenn er die Identität dieser Frau herausfinde, und daß er beim Auftauchen einer Halbmünze von Julius Cäsar sofort benachrichtigt zu werden wünsche.
Eine Woche verging, in der nichts geschah. Der Herzog konnte nicht stillsitzen. Er machte erneut die Runde in sämtlichen Ställen und Fuhrunternehmen, da die Frau unter Umständen von auswärts gekommen war. Die Antiquitätenläden von Bath erfreuten sich eines guten Rufes wegen ihrer römischen Artefakte, und wahrscheinlich war die Frau aus diesem Grunde hierhergekommen. Die Fahrer hatten viele weibliche Passagiere gehabt, konnten sich jedoch an keine erinnern, die sich nach Antiquitätenläden erkundigt hätte.
Tief im Herzen fühlte Mark, daß die Frau wiederauftauchen würde, wenn er sich mit Geduld wappnete. Leider gehörte diese Tugend nicht unbedingt zu seinen Stärken. Seine Hoffnungen schwanden von Stunde zu Stunde, bis ihm schließlich das Schicksal hold war.
Eine Fremde kam nach Hardwick Hall und fragte, ob es möglich wäre, den Herzog von Bath zu sprechen. Mr. Burke führte sie in den Frühstücksraum, in dem die Sonne durch die Fensterfronten hereinflutete, und purpurne Krokusse und schneeweiße Narzissen in irdenen Töpfen auf den Fensterbrettern blühten. Daraufhin meldete er sie seinem Herrn.
Mark Hardwick holte tief Luft, bevor er zu ihr hineinging. Obwohl er ihr am liebsten die Pistole auf die Brust gesetzt hätte, verzichtete er auf solche Einschüchterungsmethoden.
»Guten Morgen, Mrs....« Seine Augenbrauen hoben sich fragend.
»Mein Name spielt keine Rolle, Mylord. Man hat mir gesagt, daß Sie römische Artefakte sammeln.«
»Das stimmt, Madam!«
»Ich kenne jemanden, der eine römische Münze zu verkaufen hat, oder besser gesagt eine Halbmünze. Ich glaube, sie trägt das Bildnis von Julius Cäsar.«
Marks Herz hämmerte in wilder Hoffnung. Mit gezielter Lässigkeit zog er seine eigene Halbmünze aus dem Ausschnitt seines Hemds. »Ist es eine wie diese hier?«
Die Frau sah überrascht aus. »O ja, genau so eine!«
»Nun, wie Sie sehen, besitze ich bereits eine und brauche keine zweite mehr. Es gibt jedoch einen Antiquitätenhändler, der Ihnen ganze hundert Pfund für eine solche Münze bezahlen würde.«
Der erwartungsvolle Gesichtsausdruck der Frau wich herber Enttäuschung. Sie war vier Meilen weit umsonst gelaufen und würde nun dieselben vier Meilen zur Stadt zurückgehen müssen, wo sie ihre Schwester mit dem Schatz zurückgelassen hatte.
»Die Kutsche soll vorfahren! Und zwar die geschlossene«, befahl Mark Mr. Burke, als die Frau aufgebrochen war. Der Herzog von Bath hatte keine Ahnung, was ihn erwartete, aber er bereitete sich auf alles vor. Er ging zu seinem Safe und nahm Geld heraus; dann holte er aus einem Lederkasten ein Paar Pistolen mit Onyxgriffen. Jetzt wusste er plötzlich, warum er schwarze statt elfenbeinerne oder silberne Griffe gewählt hatte. Sie sahen so viel bedrohlicher aus. Schwarz besaß eine eigene, tödliche Autorität. Er wählte einen schwarzen Umhang statt eines Mantels und war froh darüber, daß draußen nicht mehr eine solche Kälte herrschte.
Als die geschlossene Kutsche an der Frau vorbeidonnerte, stellte Mark zu seinem Erstaunen fest, daß sie bereits ganze zwei Meilen zu Fuß zurückgelegt hatte. Sie war athletisch gebaut, und er fragte sich neugierig, womit sie sich wohl ihren Lebensunterhalt verdiente. Sie erinnerte ihn an eine Badedienerin.
Sein erster Halt galt Deardens Antiquitätenladen. Der Herzog erklärte, daß ihn die Frau mit der Halbmünze aufgesucht und er sie fortgeschickt habe.
»Ich bin sicher, daß sie zu Ihnen kommen und sich die in Aussicht gestellten hundert Pfund holen wird.« Er zählte zweihundert Pfund ab und gab sie Dearden. »Die anderen hundert sind für Ihre Mühen.«
Der Herzog
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