Sinnliche Maskerade
Peregrine. »Sir Arthur ist letztes Jahr gestorben, und ein entfernter Verwandter hat das Anwesen übernommen. Sir Stephen Douglas.«
Maskelyne schüttelte den Kopf.
»Nein, mit dem Mann habe ich nie etwas zu tun gehabt. Aber Sir Arthur hat mir ein paar Mal geschrieben, und ein oder zwei Mal habe ich ihn auch getroffen. Er hatte ein paar faszinierende Ideen, die Warings Meditationes Algebraicae betrafen. Wenn ich mich recht erinnere, fand er, dass Warings algebraische Formeln einer Verbesserung bedurften.«
»Hatte Sir Arthur Familie?«
Der Astronom zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung. Über persönliche Angelegenheiten haben wir nie gesprochen. Er ist nur selten in die Stadt gekommen, und soweit ich es weiß, niemals zum Vergnügen. Das Landleben in Dorset war ihm lieber.«
»Natürlich. Nun, vielen Dank. Ich möchte deine Zeit nicht länger in Anspruch nehmen.« Peregrine verbeugte sich und überließ Maskelyne wieder seinen Berechnungen.
Was soll ich damit nun anfangen?, überlegte Peregrine, als er wieder auf die Hauptstraße trat. Rein faktisch wusste er jetzt nur, dass Alexandras Vater mit Maskelyne in Briefkontakt gestanden hatte, und Maskelyne konnte sich daran erinnern, mit Sir Arthur Douglas korrespondiert zu haben. Auf die Information, dass Alexandra auf Combe Abbey angestellt war, hatte Helene Simmons äußerst merkwürdig reagiert. Wie passten diese Fakten mit Alexandras außergewöhnlicher Scharade auf Combe Abbey zusammen?
Die Antwort lag auf der Hand - irgendwie bestand zwischen ihr und Sir Arthur eine Verbindung. Aber es war wirklich weit hergeholt, sich eine solche Verbindung vorzustellen. Und aus welchem Grund - falls es überhaupt zutraf - sollte sie vorgeben, jemand anders zu sein?
Ja, er konnte sie natürlich auch einfach selbst fragen. Aber er befürchtete, dass er damit das zarte Vertrauen zerstören würde, das sie mittlerweile zu ihm hatte. Er hatte versprochen, sie nicht zu hintergehen, und wenn sie erfuhr, dass er versuchte, auf eigene Faust eine Antwort auf ihr Geheimnis zu finden, würde sie glauben, dass er sein Versprechen gebrochen hatte.
Ich kann warten, beschloss er. Sobald ihm die Antwort vor-lag, würde er entscheiden, was damit anzufangen war. Bis dahin brauchte er ein Mietpferd. Oder vielleicht sollte er sich auch eins leihen. Er winkte ein paar Sänftenträger heran.
»In die Upper Brooke Street, bitte.«
Die Sänftenträger stellten ihren Passagier vor dem Anwesen der Blackwaters in der Upper Brook Street ab. Peregrine bezahlte die Männer und ging zur Tür. Kaum hatte er den Türklopfer gehoben, wurde auch schon geöffnet.
»Perry, was für eine angenehme Überraschung!« Die Frau mit tizianrotem Haar begrüßte ihren Schwager mit einem warmherzigen Lächeln. »Möchtest du Jasper besuchen? Er sitzt in der Bibliothek und brütet über seinen Kontobüchern.«
»Clarissa, ich wollte ihn fragen, ob er mir vielleicht euer Pferd ausleihen kann. Für heute Nachmittag. Außer natürlich, ihr plant selbst einen Ausritt.«
»Oh, das ist wirklich verblüffend.« Lady Blackwaters grüne Augen funkelten neugierig. »Komm rein und erzähl mir, was es damit auf sich hat.« Sie trat zurück und machte eine einladende Handbewegung.
Er folgte ihr in die Halle.
»Wolltest du nicht gerade raus?«
»Oh, das kann warten. Ich war nur auf dem Weg zu einer Anprobe bei meiner Schneiderin. Es macht ihr nichts aus, wenn ich mich ein wenig verspäte.« Clarissa ging Perry voran in die Halle und öffnete eine Doppeltür. »Jasper, sieh doch mal, wer zu uns kommt. Mit einer höchst interessanten Bitte.«
Jasper St. John Sullivan, der fünfte Earl of Blackwater, schaute auf.
»Perry, ich dachte, du hältst dich immer noch auf dem Lande auf. Wann bist du in die Stadt zurückgekehrt?«
»Gestern. Warum dieser grimmige Blick?« Perry musterte seinen Bruder mit einem fragenden Lächeln.
»Ach, diese verdammten Kontobücher«, schimpfte Jasper. »Und jetzt verlangt Tante Augusta auch noch, dass das Geld für das Debüt ihrer Tochter von den Ländereien erwirtschaftet werden soll. >Damit sie zum Wohle der Familie eine gute Partie machen kann.<« Angewidert rümpfte er die Nase.
»Cousine Sybil? Im Ernst?«, rief Perry. »Ich will ja nicht unhöflich sein, aber sie ist wirklich zum Abgewöhnen. Sie bräuchte schon ein kleines Vermögen, um einen Ehemann zu finden.«
»Perry, das ist unhöflich«, mahnte Clarissa.
»Bist du Cousine Sybil jemals begegnet?«, wollte Perry wissen.
»Ja,
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