Sinnliche Maskerade
ein Mal«, gestand Clarissa ein, »mag sein, dass sie nicht unbedingt hübsch ist, aber sie hat eine gute Figur.«
»Sie ist dürr wie eine Harke«, warf ihr Ehemann ein, »aber wie dem auch sei, ich wünsche dem Kind gewiss nichts Schlechtes. Allerdings ist es ausgeschlossen, dass die Ländereien ihr Debüt finanzieren können. Augusta wird sich die Summe aus einer anderen Quelle besorgen müssen.«
»Nun, ich könnte ...«
»Nein, du könntest nicht«, unterbrach Jasper die zögernden Worte seiner Frau. »Ich werde dir nicht gestatten, dein Geld an meine Familie zu verschwenden.«
»Seit wann nimmst du dir das Recht heraus, mir vorzuschreiben, wie ich mein eigenes Geld auszugeben habe, mein lieber Ehemann?«, wollte Clarissa wissen. In ihren grünen Augen glitzerte es kämpferisch.
»Oh Jasper ... Jasper.« Vorwurfsvoll schüttelte Perry den Kopf. Sein Blick funkelte amüsiert. »Wann wirst du je begreifen?«
Jasper grinste reumütig.
»Es ist wirklich teuflisch, eine unabhängige Frau an seiner Seite zu haben, wenn man selbst jeden Penny zweimal umdrehen muss.«
»Jasper, du weißt doch, dass mein Geld auch deins ist«, rief Clarissa entsetzt aus, »wann habe ich je ...«
»Nie, meine Süße.« Jasper stand auf und kam zum Tisch, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und brachte sie mit den Lippen zum Schweigen.
Diskret wandte Peregrine den Blick ab und wartete, bis er wieder mit ihrer Aufmerksamkeit rechnen konnte.
»Nun«, fuhr er fort, als wäre er niemals unterbrochen worden, »ich habe Clarissa gefragt, ob ich mir vielleicht ihr Reitpferd ausborgen darf. Für ein paar Stunden heute Nachmittag.«
»Nun, dafür bist du doch auf meine Erlaubnis gar nicht angewiesen, Perry.«
»Ja, natürlich kannst du es dir ausleihen«, stimmte Clarissa zu, »aber wofür brauchst du es?«
»Für eine Lady, mit der ich bekannt bin. Sie reitet gut. Um Griseldas weiches Maul musst du dir also keine Sorgen machen.«
»Oho?« Clarissas Augen funkelten. »Eine Lady. Wer ist denn diese Lady? Kennen wir sie?«
»Das bezweifle ich. Sie ist nur für ein paar Tage in der Stadt und würde heute Nachmittag gern im Richmond Park ausreiten.«
Jasper zog die Brauen hoch.
»Hat sie auch einen Namen?«
»Mistress Player«, gab Peregrine prompt zurück.
Jasper zog die Brauen noch höher.
»Warum nur klingt das nach einem Decknamen.«
»Vielleicht weil es einer ist.« Perry schüttelte den Kopf. »Um die Wahrheit zu sagen, ihren echten Namen weiß ich gar nicht. Nur die verschiedenen Namen, die sie benutzt, wenn sie es für angemessen hält. Unglücklicherweise hält sie es nicht für angemessen, mir ihre wahre Identität zu verraten.«
»Das ist ja wirklich faszinierend.« Clarissa setzte sich auf die Armlehne ihres Sofas und wippte mit den Füßen. »Sprechen wir über ein Geschöpf der Nacht?«
»Nein, ganz gewiss nicht.«
»Sprechen wir über eine aussichtsreiche Antwort auf Bradleys Letzten Willen?«, wollte Jasper wissen und blickte seinen Bruder durchdringend an.
Perry schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht«, sagte er wahrheitsgemäß. »Im Moment würde ich behaupten, dass sie überhaupt nicht qualifiziert ist. Sie ist gebildet, fast schon eine Gelehrte, und derzeit als Bibliothekarin angestellt.«
»Gute Güte«, staunte Jasper, »woher stammt sie?«
»Das würde ich auch gern wissen.«
»Perry, du bist verliebt«, sagte Clarissa, »du brauchst es gar nicht zu leugnen. Über solche Dinge wissen Frauen immer Bescheid.«
»Ich hatte nicht vor, es zu leugnen«, gestand Perry ein, »aber ich habe keine Ahnung, was ich damit anfangen soll.«
Jasper seufzte.
»Nun, wenn dir durch den Kopf geht, sie zu heiraten, dann solltest du dir überlegen, wie du diese Lady für Bradleys Testamentsklauseln passend machen kannst. Das ist dir doch hoffentlich klar, oder?« Es lag ein stählerner Unterton in seiner Stimme, und zwar genau der Unterton, den Perry schon mehr als einmal vernommen hatte, wenn sie dieses Thema anschnitten.
»Ja, das ist mir klar«, erwiderte er ebenfalls ziemlich kühl, »wenn ich darf, Clarissa, würde ich Griselda gern gleich mitnehmen. Heute Abend bringe ich sie dann zurück.«
»Ich lasse sie vorbereiten«, sagte Jasper ruhig, »schenk dir in der Zwischenzeit ein Glas Bordeaux ein.« Er verließ die Bibliothek und machte sich auf die Suche nach seinem Butler.
Clarissa warf Perry ein verschwörerisches Lächeln zu.
»Sei nicht beleidigt, Perry«, murmelte sie, »Jasper ist schnell
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