Sinnliche Maskerade
heute Morgen von Dover gekommen. Die Überfahrt aus Calais war grausam. Ich habe das Gefühl, dass mir eine dicke Salzkruste auf den Lidern klebt.«
Als sie die Halle betraten, kam die Haushälterin aus der Küche zu ihnen.
»Ach, wie ist der Himmel uns gütig! Master Sebastian und Lady Serena. Ich wünschte, Sie hätten uns gewarnt, Sir!«
»Wir brauchen nicht viel, Mistress Croft!«, warf Serena ein und schüttelte der Haushälterin die Hand. »Es tut wirklich gut, Sie wiederzusehen. Darf ich um heißes Wasser bitten und vielleicht um einen Becher von Ihrem gewürzten Wein? Seit wir Calais verlassen haben, träume ich schon davon.« Ihr warmherziges Lächeln zauberte der Haushälterin ein strahlendes Lächeln ins Gesicht.
»Ja, natürlich dürfen Sie danach fragen, Ma’am. Ich lasse es unverzüglich nach oben bringen. Und Sie gehen bitte weiter in den Salon, Master Sebastian. Ich nehme an, dass Master Peregrine sich um Sie kümmern wird.«
»Ah, da haben wir es, ich bin wieder der gnädigen Fürsorge meines Bruders ausgeliefert«, seufzte Sebastian spöttisch, »während meine liebste Frau sich der ungeteilten Aufmerksamkeit der bewundernswerten Mistress Croft erfreuen darf.« Er warf Serena einen Handkuss zu, während sie schon die schmale Treppe hinauflief und ihm über die Schulter zulachte.
Die Brüder gingen in den Salon, wo Peregrine seinem Bruder ein Glas einschenkte.
»Ich nehme an, dass alles bestens läuft.«
»Könnte nicht besser sein.« Sebastian hatte sich mit dem Rücken zum Kaminfeuer gestellt. »Und wie läuft’s bei dir, Perry?« Scharf und wissend ruhte sein Blick auf dem Gesicht seines Bruders. »Jede Wette, dass irgendwas im Gange ist. Ich kenne diesen Ausdruck in deinen Augen, Bruder.« Er hob sein Glas zu einem Toast.
»Das kann ich nicht abstreiten«, erwiderte Perry schlicht und prostete seinem Bruder ebenfalls zu. »Aber sag doch, bleibst du jetzt für immer zu Hause?« »Ja, ich glaube, unsere Wanderlust haben wir erst mal befriedigt. Serena möchte gern ein Haus in der Stadt mieten ...«
»Wofür?«, unterbrach sein Zwilling, »hier im Haus gibt es viel freien Platz. Warum Geld verschwenden, wenn wir nichts zu verschwenden haben?«
Sebastian zuckte mit den Schultern.
»Wenn es nach mir ginge, würden wir uns ganz bestimmt hier einrichten. Aber Serena stellt sich eher vor, Herrin in ihrem eigenen Haushalt zu sein. Außerdem wollen wir nicht, dass du dich unseretwegen einschränken musst.«
Perry schüttelte heftig den Kopf.
»Ihr würdet mir nicht zur Last fallen.« Aber kaum hatte er es abgestritten, fragte er sich, wie Alexandra sich fühlen würde, wenn sie nach der Heirat das Haus mit ihrer Schwiegerfamilie teilen sollte.
»Aha.« Sebastian lachte triumphierend. »Gerade eben hast du es dir doch anders überlegt, stimmt’s?«
Sein Zwilling grinste.
»Seb, ich habe dich vermisst.«
»Und ich dich erst«, erwiderte Sebastian warmherzig, »aber jetzt musst du mir endlich alles erzählen.«
»Kurz und knapp, ich habe meine unpassende Braut gefunden.«
»Gratuliere.« Sebastian lächelte ein wenig verzerrt. »Ich sage es nur ungern, Perry, aber das erleichtert mich wirklich enorm.«
»Oh, das kann ich mir gut vorstellen«, gab Perry ohne Groll zurück, »aber es hat mich doch deutlich mehr Zeit gekostet als dich oder Jasper, bis mir die Erleuchtung gekommen ist.«
»Nun, wer ist sie? Oder besser gesagt, was ist sie?«
»Sie ist ein Bastard, sie unterschlägt Geld, sie hat ein beachtliches Talent für die Schauspielerei, und sie ist durch und durch eine Gelehrte. Schlicht gesagt, Alexandra hat einen scharfen Verstand und versteht sich ungemein auf Täuschungen aller Art.«
Sebastian pfiff durch die Zähne.
»Das ist wirklich eine beeindruckende Liste. Sie klingt so, als würde sie Bradleys Klauseln alle erfüllen. Was sagt Jasper dazu?«
»Bisher ist er ihr nur kurz begegnet. Wir sind heute Abend zum Dinner eingeladen. Serena und du, ihr sollt natürlich auch dabei sein.«
»Oh, das möchte ich um nichts in der Welt verpassen. Dann kann Serena endlich Clarissa wiedertreffen. Heute Nachmittag wollte ich im Blackwater-Haus meine Aufwartung machen. Aber ich schicke Bart los mit einer Nachricht, uns zum Dinner einzuladen.« Er trank einen Schluck Wein und musterte seinen Bruder nachdenklich. »Und wo hält dieser Ausbund an Unangemessenheit sich zurzeit auf?«
»Sie verkauft eine Bibliothek seltener Bücher und setzt ihren ganzen Ehrgeiz daran, zwei der reichsten
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