Sinnliche Maskerade
das so ist, sollte ich mich zum Dinner umziehen.« Serena folgte Perry aus dem Salon. »Kommst du auch mit hoch, Seb? Du siehst aus, als habe die Reise dich schrecklich mitgenommen.«
»Ich folge dir auf dem Fuße. Bei solchen Gelegenheiten muss man wie aus dem Ei gepellt aussehen.« Sebastian schälte sich gemächlich aus dem Sessel und folgte seiner Frau nach oben. In ihrem Schlafzimmer, das über der Halle dem Schlafzimmer seines Bruders gegenüberlag, ließ er den Blick schweifen und lächelte, weil ihm alles sehr vertraut vorkam. Mehr als sechs Jahre, seit sie damals in das gesellige Leben Londons eingetaucht waren, hatten Perry und er sich das Haus in der Stratton Street geteilt. Aber jetzt war die Zeit gekommen, sich einen eigenen Haushalt einzurichten, zumal im Lichte der Neuigkeiten, die Perry erzählt hatte. Für zwei verheiratete Paare war das Haus zu klein, insbesondere dann, wenn die beiden Ehefrauen so willensstark waren, wie er es bei Alexandra vermutete und von Serena wusste.
Peregrine schlenderte zum Berkeley Square und ließ den stumpfen Türklopfer auf die Messingplatte am Douglas-Haus sausen. Schließlich öffnete der alte Verwalter und linste seinen Besucher durch den Spalt an.
»Ist Mistress Hathaway zu Hause?« Perry versuchte, nicht ungeduldig zu klingen.
»Glaub schon. Den ganzen Nachmittag hat sie Besuch gehabt. Hat Krach an der Tür gemacht und dem alten Mann die Ruhe geraubt.«
Billings hielt die Tür immer noch halb geschlossen und linste weiter durch den Spalt.
»Nun, Sie dürfen mich gern einlassen«, sagte Peregrine mit fester Stimme, stieß die Tür auf und trat rasch an dem alten Mann vorbei in die düstere Halle. »Bitte richten Sie Mistress Hathaway aus, dass ich auf sie warte, um sie zu einem Dinner zu begleiten.«
Billings schniefte und schlurfte in den hinteren Bereich des Hauses. Einen Moment später rannte ein junger Bursche quer durch die Halle und die Treppe hinauf. Wenige Sekunden später kehrte er wieder zurück und rannte in die Küche, ohne den Besuch auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen.
Peregrine schlug sich mit dem Spazierstock an den Stiefel. Er ,, musste annehmen, dass der Bursche Alexandra die Nachricht überbracht hatte, marschierte in der Halle auf und ab und betrachtete die Bilder an der Wand. Ein paar düstere Landschaften
und mehrere Porträts strenger Gentlemen, die alle der Douglas-Familie angehörten. Vor einem Porträt blieb er stehen und schaute es sich genauer an. Es zeigte Sir Arthur Douglas. Der Mann erweckte den Eindruck, unglücklich zu sein, im Geiste mit irgendetwas schwer beschäftigt und sehr enttäuscht. Auf einer sehr breiten Stirn saß eine gelockte, weiße Perücke. Die Nase hatte Alexandra von ihm; seine Augen waren allerdings grün anstatt grau. Alexandra hatte die Augen ihrer Mutter geerbt, wie Peregrine bereits bemerkt hatte.
»Mein Vater«, sagte Alexandra leise auf der Treppe.
Peregrine drehte sich zu ihr. »Ja, das sieht man. Du hast seine Nase.« Er lächelte und war wie immer überrascht, wie sehr er sich freute, sie nach nur kurzer Abwesenheit wiederzusehen. Sie hatte sich in einen Umhang mit Kapuze gehüllt, und er konnte nicht erkennen, ob sie auf dem Dachboden noch weitere verschmähte Kostbarkeiten entdeckt hatte. Auch das zählte zu den Vergnügen, auf die er sich noch freuen durfte.
»Aber sonst kaum etwas«, gab sie zurück und sprang die letzte Stufe hinunter, »oh ja, natürlich seine Liebe zu Büchern.«
»War er nicht auch ein ausgezeichneter Schachspieler?«
»Ich habe auf dem Schoß eines Meisters gelernt«, gestand sie ein und trat zu ihm. »Fahren wir sofort zum Haus deines Bruders?«
»Nein, nicht sofort. Zuerst gehen wir zurück in die Stratton Street. Es ist ja nicht weit, und der Abend ist nicht besonders frisch. Es sind ein paar Leute angekommen, die du unbedingt kennenIernen sollst.«
»Oh?« Ihre Augen funkelten vor Neugierde. »Wer?«
»Mein Zwillingsbruder und dessen Frau. Sie sind heute Nachmittag vom Kontinent zurückgekehrt.«
»Und du hast ihnen schon von mir erzählt.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Schon seit Langem wusste sie um die starke Verbindung zwischen Perry und seinem Zwillingsbruder, und natürlich war ihr klar, dass Perry aus Veränderungen in seinem Leben kein Geheimnis machen würde.
»Ja. Du hast hoffentlich nichts dagegen.« Er öffnete die Haustür.
»Nein. Warum sollte ich? Unter den gegebenen Umständen haben sie ein Recht darauf zu erfahren, ob wir
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