Sinnliche Maskerade
bekannt machen, solange wir uns in Paris aufhalten. Die Gefangenschaft in Versailles war damit natürlich nicht gemeint.«
Die Uhr im Kasten in der Halle schlug sieben.
»Wo wir gerade über Jasper reden, wir sollten langsam aufbrechen.« Peregrine schnappte sich Alexandras Umhang, legte ihn ihr über die Schultern und ging zur Tür, wo er nach Bart rief. Als der Bursche auftauchte, schickte er ihn nach einer Droschke.
Eine halbe Stunde später stiegen sie vor dem Haus der Blackwaters in der Upper Brook Street aus. Alexandra blieb nicht verborgen, wie sehr ihr die Nerven flatterten, als sie am Butler vorbei das Haus betraten. Jetzt befand sie sich wirklich und wahrhaftig mitten in Perrys Familie. Würde sie auch tatsächlich hier hineinpassen? Konnte sie tatsächlich zu einem Teil dieser so eng miteinander verschmolzenen Gruppe werden? Und ihr blieb auch nicht verborgen, dass sie sich danach sehnte, irgendwo hinzugehören — zu jemandem zu gehören. Abgesehen von Sylvia hatte sie sich niemals mit einem anderen Menschen emotional verbunden gefühlt. Selbst ihr Vater war eher ein distanzierter Ratgeber gewesen als ein naher und liebevoller Teil ihres Lebens.
»Serena ... Seb ... wie schön, dass ihr zurück seid.« Just in dem Moment, als der Butler die Tür schloss, flog die Frau mit tizianfarbenem Haar in einem Wirbel aus smaragdfarbenen Röcken förmlich in die Halle. »Ihr seht wunderbar aus. Ich hoffe, ihr habt wundervolle Zeiten verlebt?« Und dann, ohne die Antwort abzuwarten, wirbelte sie herum zu Alexandra und hieß sie mit ausgestreckter Hand willkommen. »Mistress Douglas, seien Sie herzlich gegrüßt.«
»Lady Blackwater.« Alexandra knickste, während Clarissa ihre
Hand mit ihren beiden umschloss und warmherzig und beruhigend drückte.
»Oh, in unserer Familie geben wir nicht viel auf Förmlichkeiten. Sie müssen mich Clarissa nennen.«
Alexandra bedankte sich mit einem Lächeln und drehte sich für den Knicks vor dem Earl um, der seiner Frau in die Halle gefolgt war. »Mylord.«
»Ich halte auch nicht viel von Förmlichkeiten, Alexandra«, bekräftigte Jasper, »willkommen. Und nun lasst uns alle zusammen zum Kamin gehen. Es ist ziemlich zugig hier, und zur Feier des Ereignisses sollten wir ein paar der noch verbliebenen Flaschen des Rose-Champagners köpfen.«
Er drängte die Gruppe in die Bibliothek. Unverzüglich bewegte Alexandra sich zu den Regalen und ließ ihren kennerischen Blick über die Titel schweifen.
»Siehst du irgendwelche Schätze?«, erkundigte Perry sich mit kaum hörbarem Gelächter in der Stimme.
Errötend sprang sie ins Zimmer zurück.
»Oh, ich bitte um Verzeihung. Es ist mir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich gar nicht mehr bemerke, was ich tue.«
»Nun, Sie müssen mir unbedingt verraten, ob sich irgendein Stück in der Sammlung befindet, das verkäuflich ist«, sagte Jasper fröhlich, »die Familientruhe muss dringend aufgefüllt werden, und ich habe meine Zweifel, dass es jemanden gibt, der ein oder zwei Bände vermissen würde.« Er entkorkte die Champagnerflasche mit einem leisen, sorgsam kontrollierten Plopp.
»Ich würde mich sehr glücklich schätzen, wenn ich mich für Sie umsehen dürfte«, sagte Alexandra, »wenn Sie es wirklich möchten.«
Jasper reichte ihr das Getränk, aus dem schwache blassrosa Bläschen aufstiegen.
»Sofern Sie mich nicht für ausgesprochen philiströs halten, Alexandra, wäre ich Ihnen ausgesprochen dankbar.«
Über den Rand des Glases lächelte sie ihn an.
»Perry wird Ihnen verraten haben, Sir, dass ich recht gebildet bin. Ich bin überzeugt, dass ich Ihnen einen passenden Käufer vermitteln könnte, und ich bin auch überzeugt, dass hier in diesem Regal ein paar Kostbarkeiten versammelt sein müssten.«
»Nun, für heute Abend würde ich es begrüßen, wenn du mal nicht arbeitest«, verkündete Peregrine, »du könntest aber morgen früh herkommen und die Regale durchforsten, wenn du unbedingt möchtest.«
»Oh, was für ein ungehobelter Hausherr ich bin«, Jasper verbeugte sich mit schuldbewusstem Lächeln, »ja, kehren Sie doch gern zurück, wenn Sie die Zeit erübrigen können.«
»Ich bin Ihnen stets zu Diensten, Sir.« Alexandra fing an, sich wohlzufühlen. Je weiter der Abend voranschritt, desto stärker wurde das Gefühl. Perrys Brüder und deren Ehefrauen gingen so ungezwungen miteinander um und waren so angenehme Gesellschafter, so amüsant — aber auch ernst, wenn das Thema es erforderlich machte -,
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