Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
durcheinandergeraten und sich vermischen. Die gesamte Reise würde sie brauchen, um innerlich wieder in die Rolle der Mistress Hathaway zu schlüpfen. Die körperlichen Merkmale waren die eine Sache; aber einmal mehr musste sie ihr wahres Ich diesem schüchternen Mäuschen von Bibliothekarin unterwerfen, das völlig unscheinbar war. Und langsam gewann sie den Eindruck, als seien die offenkundigen Herrlichkeiten der letzten Tage nicht mehr als eine Chimäre gewesen.
    Mit einem Lächeln der Vorfreude auf den Lippen rannte Peregrine die Stufen zum Haus am Berkeley Square hinauf, denn er konnte die knisternde Heiratserlaubnis in seiner Manteltasche spüren. Die Sonne tauchte das Laub im kleinen Park des Squares in ein üppiges Herbstrot, in Gelb und in leuchtendes Kupfer. Der Regen am Vortag schien den im Sommer angesammelten Staub und Schmutz fortgewaschen zu haben, und die Stadtluft roch endlich wieder frisch.
    Mit einer Heftigkeit, die seiner Stimmung entsprach, ließ er den Klopfer auf die Tür sausen. Ungeduldig wartend schlug er mit den Silberknauf seines Stockdegens gegen das Geländer. Die Tür wurde geöffnet. Billings musterte ihn mürrisch.
    »Ja?«
    »Guten Morgen«, grüßte Peregrine fröhlich und trat ohne weitere Umstände am Diener vorbei in die Halle. »Würden Sie Mistress Hathaway bitte ausrichten, dass ich ihr einen Besuch abstatten möchte?«
    Der alte Mann blinzelte ihn an.
    »Sie ist nicht hier.«
    »Oh.« Perry sah überrascht aus, denn es war immer noch sehr früh am Morgen. »Dann warte ich. Hat sie gesagt, wann sie zurück sein wird?«
    Billings schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ist in einer Postkutsche abgereist, vor Morgengrauen.« Er drehte sich weg und schlurfte zu einem staubigen Tisch in der Ecke der Halle. »Hat gesagt, dass ich Ihnen dies hier geben soll.«
    Peregrine starrte den Mann an und spürte, wie Gewissheit sich wie eine kalte Hand um sein Herz legte. Sie ist fort... hat mich verlassen. Wortlos streckte er dem Paket, das der alte Mann ihm hinhielt, die Hand entgegen. Einen Moment lang stand er einfach nur da, hielt das Paket fest und blickte sich um. In der Kühle, in der Atmosphäre der Vernachlässigung, die das Haus ausstrahlte, konnte er Alexandras Abwesenheit förmlich spüren. Immer noch stumm drehte er sich um, verließ das Haus und eilte rasch zur Stratton Street zurück.
    Sebastian rief Perry aus dem Salon ein paar Worte zu, als der das Haus betrat.
    »Perry, du bist aber früh unterwegs. Hast du schon gefrühstückt?«
    Peregrine schenkte seinem Bruder keine Beachtung und rannte die Treppe hinauf in sein Zimmer. Er schloss die Tür und lehnte sich mit dem Rücken gegen sie, als er das Wachssiegel des Pakets aufschlitzte. Darin befanden sich ein Buch und ein Brief. Bei dem Buch handelte es sich um den Chaucer, dasjenige Buch, von dem Alexandra behauptet hatte, dass es ihr mehr bedeute als alle anderen in der Bibliothek. Bedächtig faltete er den Brief auseinander.
    Mein liebster Perry,
    verzeih mir. Ich muss meine Mission vollenden, bevor wir zusammen sein können. Ich darf es nicht riskieren, dass Dir durch das, was ich tue, Schaden zugefügt wird. Ich muss tun, was getan werden muss, und wenn es vorüber ist, können wir ohne Hindernisse Zusammenkommen. Aber ich könnte es auch verstehen, wenn das, was ich tue, jegliche Liebe erstickt, die Du für mich empfindest. Ich weiß, dass es feige ist, einfach davonzulaufen, aber ich kann einfach nicht auf mich selbst vertrauen, wenn ich bei Dir bin. Du bist sehr überzeugend, meine Liebster. Bitte bewahre den Chaucer für mich auf — in der Gewiss-
    heit, dass ich zurückkehren werde, sobald meine Arbeit erledigt ist. Wenn Du mich dann noch haben willst.
    A.
    Zweimal las er den Brief, bemerkte die Flecken auf einigen Buchstaben. Wie aus weiter Ferne dachte er darüber nach, ob es sich wohl um Tränen handelte, und hoffte, dass es tatsächlich so war. Ja, er hoffte sogar, dass sie Schmerzen ertragen musste, dass sie unter ihrer selbstsüchtigen Sturheit litt. Plötzlich war es, als würde eine rote Wut in ihm ausbrechen und den kalten Schock in den Bann schlagen, den er anfangs empfunden hatte, als er feststellen musste, dass sie ihn verlassen hatte. Er knüllte den Brief zusammen und schmiss ihn ins Feuer.
    »Perry?« Auf dem Flur ertönte die Stimme seines Bruders. Peregrine trat von der Tür fort, als Sebastian den Riegel anhob, und drehte sich um, als sein Zwilling die Tür aufschubste.
    Sebastian musterte Peregrines

Weitere Kostenlose Bücher