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Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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ansehen zu dürfen, sofern der Band in sein Haus geliefert werden könne. Mr. Murdock schrieb brüsk und kam gleich auf den Punkt: Er würde die Sammlung selbst in Combe Abbey abholen, verlangte aber, dass Mistress Hathaway ihm versicherte, die Verpackung persönlich zu überwachen. Falls sie zusätzlich noch wisse, wo sich der vermisste Chaucer befinde, würde er sich glücklich schätzen, einen gesonderten Preis zahlen zu dürfen.
    Alexandra verfasste ihre Antworten. Als sie mit dem Brief an Mr. Murdock zur Hälfte fertig war, legte sie eine kurze Pause ein und hielt ihre tropfende Feder über das Tintenfass. Was sollte sie zu dem Chaucer sagen? Vielleicht sollte sie seine Bemerkung einfach ignorieren? Aber warum nicht einfach die Wahrheit sagen? Sie schrieb ihren Brief zu Ende und sagte, dass Sir Arthur Douglas das Buch, soweit sie es beurteilen könne, seiner Tochter überlassen habe. Mehr könne sie ihm diesbezüglich nicht mittei-len. Außerdem benachrichtigte sie Lord Dewforth, dass er seinen Sekretär zum Berkeley Square schicken solle, um den Canzoniere abzuholen, und schickte den stets willigen Archie mit den Briefen auf den Weg.
    Dann erst lehnte sie sich zurück, schloss die Augen und ließ sich innerlich von dem Gefühl wärmen, jetzt alles erledigt zu haben. Die Sammlung würde in die Hände eines Menschen übergehen, der sie zu schätzen wusste, und zwar um ihrer selbst willen und nicht nur wegen des Geldwertes. Die Bände würden nicht länger vernachlässigt und missachtet auf den Regalen in Sir Stephens Bibliothek vor sich hinmodern. Jetzt galt es nur noch, nach Combe Abbey zurückzukehren, die Verpackung der Sammlung zu beaufsichtigen und auf den Weg zu bringen. Dann musste sie all ihre Zeit darauf verwenden, Geld zu machen, und zwar so viel wie möglich in der kurzen, noch verfügbaren Zeit.
    Mit einem plötzlichen Ausbruch an Entschlossenheit stand sie auf und machte sich auf die Suche nach Billings. Sie fand ihn dösend am Küchenherd. Zuckend erwachte er, als sie ihm die Hand auf die Schulter legte.
    »Ah ... äh, was ist los, eh?«
    »Es tut mir leid, dass ich Sie störe, Billings, aber Sie müssen eine Postkutsche für mich buchen. Für morgen früh. Ich kehre zurück nach Combe Abbey.« So ist es besser, beschwor sie sich, selbst wenn ihre innere Stimme ihr sagte, dass sie feige war, denn schließlich war sie Peregrine eine Erklärung schuldig. Außerdem nagte es an ihr, dass sie ihn verließ, ohne sich ordentlich von ihm zu verabschieden. Aber falls er es sich wirklich in den Kopf gesetzt hatte, sie zurückzuhalten, dann würde sie nicht dafür garantieren können, auch tatsächlich an ihrer Entschlossenheit festzuhalten. Und mit Unterstützung seiner Brüder ... nein, ihr war klar, dass sie gegen die gebündelte Kraft der Blackwaters nichts ausrichten konnte. Also musste ein Brief reichen, auch wenn das feige sein mochte.
    Atemlos murmelte Billings ein paar unverständliche Worte vor sich hin und erhob sich mürrisch aus dem Stuhl.
    »Das Bell bei Cheapside müsste welche haben. Morgen früh, haben Sie gesagt?«
    Sie nickte, und er stapfte zur Hintertür hinaus in den verregneten Nachmittag.
    Die Hausverwalter sind froh, wenn sie mich endlich von hinten sehen dürfen, überlegte Alexandra auf dem Weg in ihr Zimmer, wo sie ihre dürftige Habe zusammenpacken wollte. Die Garderobe ihrer Mutter brachte sie wieder auf den Dachboden hinauf und lächelte in der Erinnerung, als sie die Kleidung einzeln glatt strich, während sie sie in den Truhen verstaute. Dann ging sie wieder in ihr Schlafzimmer zurück, um ihre Sachen zu packen. Sie brachte es nicht fertig, ihr eigenes Kleid zurückzulassen, also dasjenige, welches Sylvia für sie mitgegeben hatte. Ganz unten in ihrem Handgepäck würde sie es unterbringen und mit ihrer Männerkleidung verbergen. Und sobald sie Combe Abbey endgültig verlassen würde - und das hieß, sobald sie ihre Aufgabe erledigt hatte -, würde sie in ihre eigene Identität zurückkehren und auch ihr eigenes Kleid anziehen.
    An jenem Nachmittag in der Stratton Street brachte Peregrine nichts zustande. Mit jeder Faser seines Daseins sehnte er sich nach Alexandra. Es fühlte sich beinahe so an, als würde er in einem inneren Krieg in zwei Stücke gerissen. Dabei konnte er nicht einmal genau sagen, warum er sich des Vergnügens ihrer Gesellschaft beraubte. Es ist, als würde ich mir die Hand abhacken, dachte er verärgert, als er zum zweiten Mal innerhalb von fünf Minuten

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