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Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Dörfchens Barton hinunterschaute.
    »Komm schon, Sally. Gleich sind wir zu Hause.« Sie drückte die Absätze in die Flanken des Ponys, und Sally trottete den Hügel hinunter auf einen Pfad, der zwischen den Hütten und deren mit Kerzen erleuchteten Fenstern hindurchführte. Am Ende des Dorfes befand sich eine Hütte, die ein wenig größer war als die anderen. Rauch kringelte aus dem Schornstein, und in den Fenstern rechts und links von der Tür waren Lampen angezündet.
    Erleichtert seufzte Alex auf. Obwohl es noch nicht einmal sieben Uhr war, hatte sie befürchtet, dass Sylvia und Matty sich bereits zur Nacht zurückgezogen hatten. Genau wie alle anderen im Dorf hielten sie sich an die Uhrzeiten, die auf dem Lande üblich waren, und gehorchten dem Lauf der Sonne. Sie ritt hinten um die Hütte herum, band Sally unter einem Vordach vor dem Küchengarten fest und rieb ihr die Nase.
    »Nachher bringe ich dich in den Stall, Sally.« Dann machte sie sich auf den Weg.
    Wie üblich war die Küchentür nicht verschlossen, denn an diesem abgelegenen Ort hatte niemand Angst vor Eindringlingen. Sie stieß die Tür auf, trat in die Küche und lauschte. War hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, Sylvia zu überraschen, und der Angst, ihre Schwester durch die Überraschung zu sehr zu erschrecken.
    »Jemand zu Hause?«, rief sie leise.
    Die Tür vorn in der Halle flog auf.
    »Gute Güte, Mistress Alex.« Matty warf die Hände in die Luft, und das Lächeln zauberte ihr noch mehr Falten in das dickliche Gesicht. »Oh, du lieber Himmel, was machst du denn in diesen Kleidern? Wie siehst du überhaupt aus? Wenn deine arme Mutter dich sehen könnte! Wahnsinnig würde sie werden!«
    »Nein, das würde sie nicht, Matty. Mama hat niemals in ihrem Leben unter Wahnsinnsanfällen gelitten«, wehrte Alex ab und schloss ihre frühere Kinderfrau in die Arme.
    »Alex, meine Liebste, du bist es wirklich. Oh, wie ich dich vermisst habe!« Sylvia stürmte in die Küche und umarmte ihre Schwester fest. Dann trat sie zurück und musterte Alex’ Kostümierung mit besorgtem Blick. Denn sie hatten sich geeinigt, dass Alex das Männerkostüm nur dann anziehen sollte, wenn es galt, aus einer praktisch unentrinnbaren Lage zu entfliehen. »Alex, was ist geschehen? Warum trägst du die Fluchtverkleidung?«
    »Weil ich meiner Begleitung entwischen musste«, erklärte Alex. »Jetzt schau nicht so aufgeregt, Sylvia. Nichts Ernstes. Aber ich musste mich losreißen. Er spielt den Gefängniswärter. Warum auch immer.«
    »Gefängniswärter?« Sylvia schüttelte den Kopf. »Komm schon, du musst mir alles haarklein erzählen.« Sie zerrte Alex in das Wohnzimmer nebenan. »Wer ist dieser Mann? Warum hast du seinen Namen in deinem Brief nicht genannt? Weißt du eigentlich, wie frustrierend es für mich ist, hier im Abseits rumzusitzen und in deinen Briefen zwischen den Zeilen lesen zu müssen?«
    »Oh, bitte schimpf nicht mit mir, Liebes. Ich will dir alles erzählen, was bis zu dieser Minute geschehen ist.« Am erhellten Fenster vorn an der Straße nahm Alex neben ihrer Schwester auf dem breiten Sessel Platz und fing an zu berichten.
    Peregrines Mietpferd war ausgeruht und trottete über den Weg, ohne zu klagen, während die Abenddämmerung hereinbrach. Er hatte gehofft, dass er Alexandra vielleicht sogar einholen würde, hatte sie auf den Wegen aber nicht mehr entdeckt und daher angenommen, dass sie tatsächlich querfeldein geritten war. Die weite, offene Heide mit ihren Ginsterbüschen und üppigen Farnen dehnte sich zu beiden Seiten, als er die Galgenkreuzung erreichte. Einsam und stumm baumelte der Strick am Galgen, während der Mond aufging und sein helles Licht über die Heide schickte. Eine Eule auf der Jagd schwebte tief über den Boden und tauchte plötzlich wieder auf, ein Kaninchen in den Fängen.
    Es gab keinerlei Anzeichen einer menschlichen Besiedelung. Langsam bedauerte Peregrine, dem Impuls gefolgt zu sein, als sein Pferd ihn schließlich in ein kleines Dorf mit Häusern zu beiden Seiten des Weges brachte.
    Überall vor den Häusern befanden sich kleine gepflegte Gärten, was dem Dorf den Anschein verlieh, dass seine Einwohner wohlhabend waren. Auch die Dächer der Häuser, meistens aus Reet, waren gut in Schuss.
    Er ritt durch das Dorf und hielt nach Anzeichen Ausschau, dass auch Alexandra angekommen war. Ohne dass ihm klar war, worauf er sich eigentlich einrichten sollte, erreichte er das letzte, fast schon außerhalb des Dorfes gelegene Haus,

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