Sinnliche Maskerade
sind.«
»Nein, natürlich nicht«, stimmte Sylvia zu und steckte eine gelbe Chrysantheme in die Vase.
»Wie ich diese üppigen Farben liebe!« Alex griff nach einer tief orangefarbenen Blume und steckte sie ebenfalls in die Vase.
»Stimmt«, sagte Sylvia und musterte das Arrangement mit kritischem Blick.
Alexandra schürzte die Lippen.
»Ah, ich hab’s! Ich weiß genau, was zu tun ist. Wir müssen es ganz einfach halten.«
»Sind wir immer noch beim Blumenarrangement?«, hakte Sylvia lächelnd nach.
»Nein, wir arrangieren die Sullivans«, erwiderte ihre Schwester. »Folge einfach nur meinem Beispiel.« Alex marschierte zur Tür hinaus und den Weg hoch zu Peregrine, der immer noch am Gatter wartete. Sylvia folgte einige Schritte hinter ihr und konnte ihre Neugier kaum zügeln, endlich zu erleben, was wohl geschehen würde, wenn die beiden aufeinandertrafen.
Peregrine zog den Hut und verbeugte sich tief, als er bemerkte, dass Alexandra sich näherte.
»Ma’am, ich gratuliere. Ich darf annehmen, dass ich jetzt Ihre wahre Erscheinung zu Gesicht bekomme, wer auch immer Sie in Wahrheit sind?«
»Sir, ich heiße Alexandra Hathaway, das wissen Sie doch genau. Darf ich Ihnen meine jüngere Schwester vorstellen, Mistress Sylvia Hathaway?«
»Mistress Sylvia und ich sind uns bereits begegnet«, sagte er lächelnd. »Ihre schwesterliche Ähnlichkeit ist wirklich erstaunlich.«
»Ja, das hören wir immer wieder«, gab Alex brüsk zurück, »wenn Sie die Güte hätten, Sam anzubinden und reinzukommen, können wir Ihnen eine kleine Erfrischung anbieten.« Sie machte eine kleine Pause. »Was für eine unnötige Reise, von Lymington bis hierher.«
»Oh, ganz und gar nicht unnötig, Ma’am«, entgegnete Peregrine und band Sams Zügel so locker am Torpfosten fest, dass das Tier noch Gras rupfen konnte. »Eine sehr erhellende Reise, wie ich finde.«
Alex wechselte einen wissenden Blick mit ihrer Schwester, ging Perry ins Haus voran und führte ihn in den vorderen Salon. »Ich schaue mal nach, was Matty uns bringen kann.«
»Nein, Alex, lass mich gehen«, widersprach Sylvia. Sie schlüpfte aus dem Salon, ließ aber die Tür so weit offen stehen, dass sie noch hören konnte, was gesprochen wurde.
»Bitte setzen Sie sich doch, Sir.« Alex deutete auf einen Stuhl und nahm selbst am Fenster Platz. »Es ist wohl überflüssig zu fragen, wie Sie mich gefunden haben.«
»Ja, das war wirklich eine einfache Sache, meine Liebe. Gestern Abend habe ich Sie in diesem lächerlichen, wenn auch, wie ich gestehen muss, verführerischen Gewand auf der High Street gesehen, nachdem Sie den Mietstall verlassen hatten. Nach ein paar Fragen hat der Stallbesitzer mir Ihr Ziel verraten, und ich bin Ihnen gefolgt.«
Verführerisch? Was meinte er damit? Alex schreckte vor dieser Frage zurück, die nur Verwirrung auslösen würde.
»Ich hätte es bemerkt, wenn mir jemand gefolgt wäre. Ich bin über die Heide geritten«, gab sie stattdessen knapp zurück.
»Das dachte ich mir schon. Aber ich habe Sie mit Ihrer Schwester am Fenster gesehen. Genau dort, wo Sie jetzt auch sitzen. Und ich habe Ihr Pony entdeckt, das Sie im Küchengarten angebunden hatten.« Er schlug sich mit der Gerte auf die Reitstiefel. »Meine liebe gute Frau, warum vertrauen Sie sich mir nicht einfach an? Mir ist klar, dass Sie in gewaltigen Schwierigkeiten stecken. Warum sonst sollte eine zauberhafte junge Frau wie Sie sich solch eine Scharade ausdenken? Wie bereits erwähnt, ich bin gern bereit, Ihnen zu helfen ... wenn Sie mich nur lassen.«
Seine Stimme klang warm und ernst. Plötzlich erhob er sich und kam zu ihr. Bückte sich, ergriff ihre Hände und zog sie hoch.
»Vertrauen Sie mir, Alexandra.«
Sie schaute ihn an, begegnete seinem Blick. Die Welt schien aus den Angeln gehoben ... bis auf die Minuten oben auf der Klippe hatte sie jedes Mal zuvor ihre Verkleidung nutzen können, um sich zu schützen, um ihn auf Abstand zu bringen. Aber jetzt gab es keinen Abstand zwischen ihnen, keine Barriere gegen die merkwürdige Verwirrung der Gefühle, die sie wieder einmal überfluteten. Seine Hände umschlossen ihre warm und fest, und sie konnte seinen Atem warm auf ihrer Wange spüren, konnte spüren, wie er ihr die kleinen kastanienbraunen Löckchen aus der Stirn blies. Es schien, als würde ihr Herz rasend schnell gegen das Mieder unter ihrem Kleid pochen. Sein ganz besonderer Duft schwebte in der Luft, dieser Duft aus Leder, Pferd und
Lavendel, der aus seiner Kleidung
Weitere Kostenlose Bücher