Sinnliche Maskerade
Woche über in Ruhe und Frieden verbringen.
Peregrine beobachtete sie, er konnte beinahe sehen, wie sie die Spannung abstreifte, ähnlich einer Schlange, die sich häutete. Sie richtete sich auf, hob das Kinn und lächelte ein aufrichtiges Lächeln, das ihn bei den seltenen Gelegenheiten, in denen er es hatte sehen dürfen, jedes Mal gefangen genommen hatte.
»Nun, dann lasse ich Sie allein, damit Sie sich in Ruhe einrichten können, und hole Sie heute Abend um sechs Uhr ab«, erklärte er.
Erschrocken blickte sie ihn an.
»Wie bitte?«
»Sie haben mich richtig verstanden. Ich komme um sechs, und wir essen an der Piazza. Niemand wird uns dort erkennen. Ich darf also darauf hoffen, dass Sie mich nicht zu einem Abend in Gesellschaft der Bibliothekarin verdammen?«
»Ich möchte nicht außer Haus dinieren.«
»Unsinn. Natürlich essen Sie mit mir. Ich weiß, was Sie empfinden, Alexandra. Im Moment sind Sie von allen Fesseln befreit, die Sie sich angelegt hatten. Warum also genießen Sie es nicht in vollen Zügen? Also, um sechs hole ich Sie ab.« Woraufhin er sich verbeugte und sich verabschiedete.
Alex verharrte in der staubigen Halle und starrte ihm nach, bis die Tür geschlossen war. Kopfschüttelnd versuchte sie das sich verstärkende Gefühl loszuwerden, dass sie auf einem Ozean der Verwirrung abgetrieben wurde.
»Was wollen Sie mit den Kisten machen, Ma’am?«
Der Hausverwalter holte sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
»Würden Sie die Kiste bitte in das Frühstückszimmer bringen, Billings?«
Zweifelnd betrachtete er die Last und sie fügte hinzu: »Ich glaube, sie ist zu schwer für Sie. Gibt es hier jemanden, der helfen kann?«
»Aye, der Bursche.«
Er drehte sich um, ließ Alex einfach stehen und schlurfte zu den Türen im hinteren Bereich des Hauses, während sie in den Frühstückssalon ging.
In ihrer Erinnerung war das kleine Zimmer warm und fröhlich gewesen; jetzt flackerte das Feuer verdrießlich im Kamin, und der Qualm blies aus einem Schornstein, der offenkundig dringend gereinigt werden musste, ins Zimmer zurück. Sie schnappte sich ein Kissen vom Sofa und hielt es sich zerknautscht vors Gesicht, um sich vor dem Qualm zu schützen.
Aber Alex war zu sehr eine Douglas, als dass sie solche Zustände einfach durchgehen lassen konnte.
»Der Kamin«, sagte sie, als ein kräftiger junger Kerl mit der Teekiste auf einer Schulter erschien, »muss gereinigt werden. Wahrscheinlich befindet sich drinnen ein Vogelnest. Lassen Sie das Feuer ausbrennen und fegen Sie den Kamin noch heute aus. Ach, und richten Sie Mistress Dougherty aus, dass sie mir einen Tee bringen soll. Ich wünsche sie unverzüglich zu sprechen.«
Ein Hauch von Respekt huschte dem Burschen über das Gesicht, als er sie anschaute. Aus Gesprächen zwischen den Hausverwaltern hatte er herausgehört, dass Lady Douglas ihnen einen Gast im Rang eines gehobenen Bediensteten angekündigt hatte. Aber die Ausstrahlung dieser Lady war ganz anders, auch wenn sie nicht unbedingt wie eine begüterte Lady gekleidet war.
»Recht so, Ma’am.« Er stellte die Kiste ab und verschwand.
Alex legte ihren Umhang ab und ging aufmerksam durch das Zimmer. Im Geiste notierte sie sich, was zu erledigen war, damit es wieder so einladend würde wie zuvor. Gerade wischte sie mit dem behandschuhten Finger über den verschmierten Fensterrahmen, als eine ältliche Frau mit einem Teetablett eintrat.
»Hab nicht viel Tee da, Mistress«, sagte sie, »ist noch ein bisschen Staub in der Dose. Aber es wird wohl gehen.« Zweifelnd blickte sie Alexandra an, als sie das Tablett abstellte.
»Das glaube ich nicht, Mistress Dougherty«, widersprach Alexandra stirnrunzelnd, »wo bestellen Sie üblicherweise die Vorräte?«
Die Frau blickte ein wenig überrascht drein.
»Hm, wir brauchen nicht viel, Billings und ich. Nur einen
Laib Brot, ab und zu ein bisschen Schweinebacke und einen Tropfen Milch. Und natürlich Billings’ Ale. Sonst hole ich die Sachen immer von den Jungs, die alle paar Tage mit dem Karren vorbeikommen. Aber Tee und so haben sie nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Ist ein bisschen zu fein.«
»Nun, dann müssen wir uns mit dem zufriedengeben, was da ist.« Alex schenkte die dünne Flüssigkeit in ihre Tasse. Der Tee war unglaublich blass, er hatte praktisch nichts von der braunen Farbe, mit der sie gerechnet hatte. »Da ich eine Woche lang hier sein werde, kann ich auch eine ordentliche Tasse Tee erwarten, Mistress Dougherty, dazu
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