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Sinnliche Maskerade

Titel: Sinnliche Maskerade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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und zusammen mit einem Lavendelzweig gefaltet und beigelegt worden. Sie holte es heraus, sog den zarten Duft in sich ein und drückte sich die weiche Seide an die Wange. Irgendwie lag ihr früheres Leben in dem Kleid verborgen.
    Sylvia musste die Garderobe ihrer Schwester, in der sich sämtliche Kleider aus dem Leben der Alexandra Douglas befanden, durchgesehen haben. Weder Seidenstrümpfe noch den steifen Unterrock aus Batist, der dafür sorgen würde, dass ihr das Kleid wundervoll über die Hüften fiel, hatte sie vergessen. Sogar an die zierlichen lavendelfarbenen Slipper, die zum Kleid passten, hatte sie sich erinnert. Was war Sylvia nur durch den Kopf gegangen?
    Das wusste Alexandra natürlich ganz genau - ihre Schwester hatte an Honorable Peregrine Sullivan gedacht. Alex breitete das Kleid auf dem Bett aus und überließ sich ihren Gedanken, während sie die Seide glättete. Durch ihre körperliche Zerbrechlichkeit war Sylvia von frühesten Kindertagen an gezwungen gewesen, sich gewissermaßen am Rande des Lebens anderer Menschen zu bewegen. Nur ihr Blick und ihr scharfer Verstand versetzten sie in die Lage, an diesen anderen Leben teilzunehmen. Unter der Oberfläche konnte sie Dinge entdecken, die denen, die sich mittendrin aufhielten, verborgen blieben. Seit langer Zeit respektierte Alexandra, wie genau ihre Schwester andere Menschen beobachten und einschätzen konnte. Peregrines Offenbarung hatte Sylvia zwar nicht mitbekommen; aber offenbar hatte sie an dem Mann irgendetwas registriert, was ihrer geschäftigen Schwester entgangen war. Oder wovor ich mich vielleicht gefürchtet habe.
    Sie sank auf das Bett und starrte mit leerem Blick aufs Feuer, bis sie es sich schließlich erlaubte, sich all das, was seit Peregrine
    Sullivans Ankunft auf Combe Abbey geschehen war, klar vor Augen zu führen. Es war so viel einfacher gewesen, der Verwirrung keine Beachtung zu schenken und sich weiterhin über seine Beharrlichkeit zu ärgern, als zu verstehen, was diesen Ärger überhaupt erst ausgelöst hatte. Oder zu verstehen, warum sie sich auf diese unerklärliche Weise zu ihm hingezogen fühlte - trotz der Gefahr, die für sie damit verbunden war, einem anderen Menschen nahezukommen.
    Was, wenn Peregrines Liebeserklärung ernst gemeint war? Was hatte sie dann zu bedeuten? Wie sollte sie reagieren? Die Antwort auf diese letzte Frage jagte ihr einen verführerischen Schauder über den Rücken. Aber nein, es war unmöglich. Eine solche Antwort konnte sie nicht wagen. Nicht mitten in diesem Wirrwarr. Und wenn er die Wahrheit über ihre Hochstapelei auf Combe Abbey erfuhr, würde seine Liebe zu ihr so schnell erkalten, wie sie aufgeflammt war.
    Sie betrachtete das Kleid, diese unglaublich weiche Seide auf ihrem Bett, die ihr wie der Gesang der Sirenen in die Ohren zu dringen schien. Ja, warum sollte sie sich nicht einen freien Abend gönnen? Einen Abend, an dem sie ihre Scharade nicht spielen musste? Peregrine würde doch nichts anderes sehen als das, was er ohnehin schon unter ihrer Verkleidung erkannt hatte. Sie würde ihm also nichts Neues offenbaren. Aber konnte sie es auch wagen, das Kleid in aller Öffentlichkeit zu tragen?
    Natürlich konnte sie. Niemand würde sie erkennen. Denn seit beinahe sechs Jahren hatte niemand sie gesehen, und im Vergleich zu damals, als sie als Fünfzehnjährige nach London gefahren war, hatte ihr wahres Ich sich sehr verändert.
    Aufgeregt knöpfte sie ihr Kleid auf und zog sich bis aufs Mieder aus. Sie wusch sich Gesicht und Nacken und schrubbte alles fort, was auf ihre Scharade hinwies. Ihre Finger zitterten leicht, als sie sich die Seidenstrümpfe anzog und die Strumpfbänder über den Knien befestigte. Den Unterrock schnürte sie um die Taille und brachte die steifen Falten in die richtige Stellung, bevor sie in das zarte Kleid schlüpfte. Sie hakte das steife Mieder ein, das ihre Brüste zu einer sanften Schwellung im Dekollete anhob, und raschelte die Röcke so zurecht, dass ihre Hüften sich in einer sanften Schwellung unter dem Unterrock erhoben und ihre schmale Taille betonten. Mit der Emaille-Brosche befestigte sie ein Tuch oberhalb ihrer Brust; die Brosche war das einzige Schmuckstück aus ihrem früheren Leben, das auch die Bibliothekarin tragen durfte.
    Obwohl der Spiegel fleckig und blind war, konnte sie trotzdem noch das Bild einer jungen Frau in einem eleganten Kleid ausmachen. Sie hob eine Zehenspitze an und bewunderte die zierlichen Slipper aus Ziegenleder. Wie ihre gesamte

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