Sinnliche Maskerade
Spinat verwendet.«
»Ah.« Er nickte und griff nach seiner Gabel. »Gut pariert, meine Liebe.« Er spießte ein Stück Taubenpastete auf, ohne dass ihm jedoch das Leid entging, das in ihren Augen aufgeblitzt war.
Eine Weile aßen sie schweigend. Peregrine beobachtete sie, er wusste genau, dass er den Finger in die Wunde gelegt hatte. Ihre verschiedenen Rollen spielte Alexandra perfekt; trotzdem fühlte sie sich in ihrer Verkleidung nicht recht wohl, was ihn ein wenig beruhigte. Falls sie wirklich eine hingebungsvolle Schauspielerin war, falls dieses Gaukelspiel wirklich zu ihrem Wesen gehörte, dann hatte er sich in einen wahren Fluch verliebt.
Ja, er hatte sich verliebt. Aber falls es sich am Ende doch herausstellen sollte, dass er diese Frau nicht lieben durfte - obwohl er faktisch verliebt war -, dann wäre es jetzt höchste Zeit, sich zurückzuziehen und sich zu schützen. Aber das Rätsel blieb immer noch. Langsam beschlich ihn das Gefühl, die wahre Alexandra kennenzulernen - selbst durch den Schleier hindurch, hinter dem sie sich verbarg. Aber bis sie nicht von sich aus bereit war, sich ihm zu öffnen, ihn in ihrer Lage, wie schrecklich auch immer sie sein mochte, um Hilfe zu bitten, konnte er nicht mehr tun, als sich an ihrer Seite zu halten, nachzubohren und beharrlich zu bleiben.
Kapitel 12
Obwohl Peregrine nichts sagte und mit Vergnügen zu essen schien, spürte Alexandra seinen beobachtenden und fragenden Blick überaus deutlich. Die Stimmen der anderen Gästen um sie herum hoben und senkten sich und überdeckten das Schweigen an ihrem eigenen Tisch. Das Dienstmädchen servierte einen Teller mit Eiercremetörtchen, und Peregrine schenkte die Becher wieder voll, während sie die Überbleibsel des ersten Ganges abräumte.
Er lehnte sich zurück und lächelte Alexandra über den Rand seines Bechers an.
»Nun, ich habe über unsere Unterhaltung nach dem Dinner nachgedacht. Sie schulden mir ein Schachspiel.«
Alex sah erschrocken aus.
»Gibt es hier etwa ein Schachbrett?«
»Schon möglich, aber genau weiß ich es nicht. Ich bin allerdings nicht unvorbereitet.« Tief aus der Tasche seines Mantels zog er ein zart emailliertes Etui, in das Lapislazuli eingelassen waren. Mit der Fingerspitze klappte er die kleine silberne Schnalle und anschließend den Deckel hoch; zum Vorschein kam ein Miniaturschachbrett aus schwarzem und weißem Elfenbein.
»Oh, wie ist das schön«, rief Alex, »darf ich mal sehen?«
Die Schachfiguren wurden mit magnetischen Füßen an ihrem Platz festgehalten.
»Ich bin sehr stolz darauf«, sagte er, »es hat meinem Onkel gehört, Viscount Bradley. Er sammelt alles Mögliche, wenngleich seine Kollektion insgesamt eher weniger Stücke enthält, die auch in der Gesellschaft akzeptiert werden.« Peregrine verzog die Lippen zu einem ironischen Lächeln. »Aber in einem äußerst ungewöhnlichen Anfall von Großzügigkeit hat er mir dies geschenkt.«
Ehrfürchtig hob Alex die zart geschnitzten Stücke an.
»Das ist Jade.«
»Ja. Chinesische Jade. Mein Onkel hat sie auf einer seiner Reisen nach China erstanden.«
»Ein weit gereister Gentleman«, bemerkte Alexandra und untersuchte der Reihe nach jedes einzelne Stück.
Perry lachte.
»Genau das ist er wohl. Er hat in Indien, China und Japan Handel getrieben und dadurch ein enormes Vermögen angehäuft.«
Alex löste den Blick von dem König in ihrer Hand und warf ihm einen nachdenklichen Blick zu.
»Sie klingen nicht unbedingt danach, als würden Sie sehr viel von ihm halten ... oder ihn sehr schätzen.«
»Das sehen Sie richtig«, sagte er, »aber unglücklicherweise liegt das Vermögen und damit auch das Glück in der Familie voll und ganz in seiner Hand.«
»Oh, wie kann das sein?« Sie stellte den König auf das schwarze Feld zurück.
»In seinem Testament hat er recht exzentrische Forderungen erhoben. Falls meine Brüder und ich sein Vermögen zu erben wünschen, müssen wir einen ziemlich abartigen Tanz aufs Parkett legen.« Perry nahm sich ein Eiercremetörtchen aus dem
Korb und biss mit Vergnügen hinein. »Es könnte allerdings sein, dass Ihnen dieser Tanz nicht ganz unsympathisch ist.«
Alex biss sich auf die Lippe.
»Nichts an dem, was ich tue, ist abartig.« Was streng genommen nicht ganz der Wahrheit entsprach. Wer sich die Mühe machte, die Sache bei Licht zu betrachten, mochte vielleicht sogar zu der Auffassung gelangen, dass sie einen Diebstahl beging; rasch schob sie ihre Überlegung beiseite und blickte
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