Sinnliche Stunden mit dem Fremden (Baccara) (German Edition)
Ausblick zu genießen. „Können wir uns bitte beeilen?“, drängelte sie. „Ich will das hier so schnell wie möglich hinter mich bringen.“
Zach konnte ihr wohl kaum einen Vorwurf aus ihrer schlechten Laune machen. Schließlich wurde sie gerade erpresst. Und zwar von ihm. Nicht, dass es ihm Spaß machte – aber das Leben war hart, und in wenigen Tagen würde sie alles hinter sich haben. Für sie würde sich nichts ändern, wenn sie der Craig Mountain Brewery zu ein paar Gallonen Wasser pro Tag mehr verhalf. Doch für seine Mitarbeiter würde sich alles ändern. Und zwar zum Besseren. „Zur Brauerei geht es hier lang“, erklärte er und nickte in Richtung Nebengebäude. Widerwillig kam sie an seine Seite und trottete neben ihm her. „Und warum genau muss ich die noch mal besichtigen?“
„Weil wir hier oben C Mountain Ale brauen“, sagte Zach. „Unser Spitzenprodukt.“ Während sie sich dem grauen Industriegebäude näherten, erklärte er ihr, was es mit dem Red-, White- und Brew-Sixpack auf sich hatte. „Wenn wir dieses Produkt verlieren, verlieren wir alles“, schloss er. „Kannst du dir vorstellen, wie hart es wäre, Hunderten von Angestellten mitteilen zu müssen, dass sie ihren Job verlieren?“
„Kannst du dir vorstellen, wie hart es ist, die eigene Familie anzulügen?“
„Nein“, erwiderte er trocken. „Kann ich nicht.“
Für einen Augenblick starrten sie einander wütend an. „Ist dir eigentlich klar, wie sehr ich dich hasse, Zach?“, stieß Abigail schließlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Damit werde ich wohl leben müssen.“
„Weil es dir völlig egal ist, oder?“
„Nein, es ist mir ganz und gar nicht egal.“ Tatsächlich traf es ihn sogar weitaus tiefer, als gut für ihn war. Aber er schuldete seinen Angestellten und Alex zu viel, um darauf Rücksicht nehmen zu können. Er musste hart bleiben und durfte nicht zulassen, dass seine Gefühle für Abigail seine Pläne durchkreuzten.
Abigail gab sich alle Mühe, ihr Interesse für die Vorgänge in der Brauerei nicht zu zeigen. Aber Lucas, der den Laden leitete, hatte die Führung durch den Betrieb so spannend gestaltet, dass sie gegen ihren Willen beeindruckt war. Zum Glück war Zach irgendwann verschwunden, um ein wichtiges Telefonat anzunehmen. Es war ihr lieber, wenn er nicht mitbekam, wie sehr sie mit seinem Unternehmen sympathisierte.
„Sind alle Brauereien von DFB so groß?“, fragte sie staunend.
„Craig Mountain ist sogar die kleinste“, erwiderte Lucas. „Aber wir haben in letzter Zeit einige Modernisierungen durchführen lassen, sodass wir mit den anderen mithalten können.“
„Ich muss sagen, ich bin schwer beeindruckt“, stellte Abigail fest und sah sich in der hochmodern wirkenden Halle um.
Lucas lehnte sich gegen eine schwarz schimmernde Arbeitsfläche. „Und ich muss sagen, dass es wahnsinnig nett von Ihnen ist, uns zu helfen.“
Abigail presste die Lippen aufeinander. Sie hatte nicht vor, ihm die ganze Wahrheit zu erzählen, aber lügen wollte sie auch nicht. „So ganz freiwillig bin ich nicht hier“, erwiderte sie.
Lucas hatte den Kopf zur Seite geneigt und sah sie fragend an. „Ich hab mir schon so was gedacht. Sind Sie nur aus Mitleid hier?“
„Sagen wir eher, ich hatte keine andere Wahl. Wenn meine Brüder herausfinden, was ich hier mache, dann …“
„Moment mal“, unterbrach er sie. „Ihre Familie weiß nicht, dass Sie uns helfen?“
Abigail erstarrte. In ihrer Magengrube breitete sich ein ganz und gar unangenehmes Gefühl aus. „Zach hat Ihnen nicht gesagt, dass meine Anwesenheit hier ein Geheimnis ist?“
„Es ist ein Geheimnis, dass Sie uns helfen?!“, fragte Lucas entgeistert.
„Ja.“
„Soll das ein Witz sein?“
Schweigend schüttelte sie den Kopf. Oh nein.
Lucas nahm sie am Arm und zog sie aus der Produktionshalle, in der es von Mitarbeitern nur so wimmelte. Draußen stießen sie auf Zach, der sein Telefonat gerade beendete.
„Sag, dass du dir etwas dabei gedacht hast!“ Anklagend sah Lucas Zach an.
Verwirrt blickte Zach von Lucas zu Abigail und wieder zurück. „Worum geht’s?“
„Sie ist bekannt wie ein bunter Hund, Zach! So gut wie jeder in der Stadt kennt ihr Gesicht! Wie, in Teufels Namen, soll sie ihre Anwesenheit hier erklären?“
Zachs Gesichtsausdruck gefror zu Eis. „Die Details gehen dich einen feuchten Dreck an, Lucas.“
„Aber die Brauerei geht mich eine ganze Menge an“, schoss Lucas zurück. „Sie ist die
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