Sinnliche Stunden mit dir
hatte.
"Ich
fürchte, dass wir uns auf der Party wenigstens kurz sehen lassen
müssen", meinte Jackson ein paar Stunden später. Sie
hatten die letzten Stunden damit verbracht, die Papiere durchzusehen,
und waren nur einmal kurz ans Meer gegangen. Allerdings hatten sie
Badezeug angezogen und auch die Schnorchel mitgenommen, so dass sie
zu dem wunderschönen Korallenriff hinabtauchen konnten, das
dicht vor der Küste lag.
Nach
diesem Ausflug hatte Andrea mit ihrer Therapeutin telefoniert.
Jackson wusste nicht, worum es gegangen war, aber er war froh, dass
sie jemanden hatte, mit dem sie sprechen konnte. "Sie wird von
den Besitzern der Anlage hier veranstaltet." Und nur weil er die
Besitzer kannte, hatte er überhaupt so kurzfristig einen der
begehrten Bungalows auf dieser abgeschiedenen Insel mieten können.
Aber
Andrea lehnte ab. "Nein, ich möchte lieber nicht."
Er
sah sie überrascht an. Normalerweise war sie doch zu allem
bereit.
"Warum
denn nicht?"
Sie
presste kurz die Lippen zusammen. "Ich bin immer arm gewesen und
weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Es wäre etwas
anderes, wenn wir diese Leute zu uns nach Hause einladen, denn in der
Umgebung fühle ich mich sicher."
Wie
seltsam. Normalerweise wirkte sie so unabhängig und hatte so
viel Selbstvertrauen, dass er sich bisweilen schon gewünscht
hatte, sie würde ein wenig mehr von ihm abhängig sein. "Du
kennst doch die Filmindustrie, du hast doch selbst in dem Metier
gearbeitet."
"Ja,
als Sekretärin!" Sie sah ihn mit blitzenden Augen an. "Sie
werden alle auf mich herabsehen."
Er
ging auf sie zu und legte ihr die Hände auf die Schultern. "Das
würde ich nie zulassen."
Sie
schwieg. Er wusste zwar, dass sie Männern gegenüber
generell misstrauisch war, aber dass sie ihm immer noch nicht spontan
vertraute, gab ihm einen kleinen Stich.
"Du
kannst sicher sein, ich lasse die Geier nicht an dich herankommen."
Jetzt
hob sie den Kopf und sah Jackson lange an. "Ich habe nichts
anzuziehen", sagte sie schließlich.
"Es
gibt hier sehr hübsche Boutiquen. Wir finden sicher etwas für
dich. Außerdem ist es ganz egal, was du anziehst, du siehst
immer umwerfend aus."
Sie
strahlte ihn an. Endlich, dachte er. "Danke. Du bist sehr nett."
Als
sie sich auf die Zehenspitzen hob und ihm einen kurzen Kuss auf die
Wange drückte, hätte er sie am liebsten in die Arme
genommen und auf den Boden gezogen, um ihr zu zeigen, dass er nicht
nur "nett" war.
War
er wirklich ein netter Mann? Ganz sicher nicht, denn sonst hätte
er sich bemüht, für Nick eine Lösung zu finden, ohne
Andrea zu heiraten. Nein, er hatte diese Gelegenheit genutzt, um die
Frau an sich zu binden, nach der er sich schon so lange sehnte. Und
er würde darum kämpfen, dass sie bei ihm blieb. Die
männlichen Mitglieder der Familie Santorini teilten nicht gern.
Andrea
fand tatsächlich etwas Hübsches in einer der Boutiquen. Ein
langes, leuchtend blaues Kleid, das für Sommernächte sehr
geeignet war, später aber auch als Abendkleid getragen werden
konnte. Es war ärmellos, und die Träger wurden durch zwei
kleine glitzernde Spangen zusammengehalten. Dass der Rückenausschnitt
fast bis zur Taille reichte, ließ Andrea allerdings etwas
zögern.
Sie
drehte sich leicht um und blickte über die Schulter. Ihr Rücken
konnte sich durchaus sehen lassen, das beunruhigte sie nicht. Aber
sie wusste, dass Jackson ihr nicht von der Seite weichen und wie
üblich die Hand auf ihren Rücken legen würde. Den
ganzen Abend seine warme Hand auf ihrer nackten Haut? Würde sie
das aushalten? Allein die Vorstellung erregte sie. Doch nicht nur das
verunsicherte sie. Er würde mit dieser Geste vor aller Welt
deutlich machen, dass sie zu ihm gehörte, dass sie sozusagen
sein Besitz war. Aber dann dachte sie wieder an das, was Maggie, ihre
Psychotherapeutin, ihr heute Nachmittag gesagt hatte, und sie
lächelte leicht.
"Wovor
hast du denn Angst?" hatte Maggie sie gefragt.
Die
Bilder aus ihrer Kindheit stiegen wieder vor ihr auf. "Vor
Schmerz, Demütigung. Dass mein Vertrauen wieder enttäuscht
wird."
"Dann
hat Jackson dir wehgetan? Hat dich gedemütigt und enttäuscht?"
"Nein,
natürlich nicht!"
"Und
was macht dir dann Angst?"
Über
die Frage hatte sie lange nachgedacht. Dann wusste sie die Antwort.
"Meine eigene Feigheit. Dass ich nicht die Frau bin, die er sich
wünscht und die er braucht."
"Und
wenn doch? Das kannst nur du selbst herausfinden."
Maggie
hatte Recht. Was gestern Nacht geschehen war, war doch
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