Sinnliche Traeume auf Kyrene
Seitdem er hinter Diana in die Kutsche gestiegen war, hatte er gegen sein heißes Verlangen ankämpfen müssen. Und in dem Augenblick, als seine Lippen die ihren berührt hatten, wollte er sie haben, sie besitzen.
Er hatte nicht vorgehabt, sie so zu nehmen, mit solch einer zügellosen Begierde. Aber er bereute nichts.
Allerdings vermutete er, dass Diana es bereute, denn mit einem Mal machte sie sich von ihm los und zog sich auf den gegenüberliegenden Platz zurück. Mit kurzen, heftigen Bewegungen glättete sie ihr Kleid.
„Ich kann nicht glauben, dass ich das zugelassen habe“, murmelte sie, ohne Thorne einen Blick zu schenken.
„Und warum nicht?“, fragte er spöttisch, während er seine Hose zuknöpfte.
„Weil ich mir gerade geschworen habe ..." Diana brach ab. „Jedes Mal, wenn du mich anfasst, verwandle ich mich in pure Wollust.“
„Ich sehe das Problem nicht.“
„Thorne..." Sie holte tief Luft. „Zum einen will ich nicht riskieren, ein uneheliches Kind zu bekommen.“
„Sollte das passieren, werden wir sofort heiraten.“
Sie reckte empört das Kinn vor. „Nein, das werden wir nicht. Das hier muss ein Ende haben. So können wir nicht weitermachen.“
Gerade jetzt verlangsamte die Kutsche ihre Fahrt. Thorne hatte den Verdacht, dass Diana auf sich selbst wütender war als auf ihn.
Wie auch immer, als die Kutsche hielt, sah sie ihn streng an. „Bitte, besuche mich morgen nicht ... und auch sonst nicht in nächster Zukunft. Wir brauchen etwas Abstand zueinander.“
Bevor er noch antworten konnte, öffnete ein Diener schon die Tür und ließ den Tritt herunter. Diana stieg aus, lief die Stufen zum Eingang ihres Hauses hinauf und verschwand im Innern.
Thorne saß regungslos da, geschockt durch ihren jähen Abschied. Seine Eifersucht hatte ihn dazu gebracht, Diana wie eine Hure zu behandeln. Großer Gott, er hatte sie in einer Kutsche genommen!
Beim Geräusch der ins Schloss fallenden Haustür zuckte Thorne zusammen und fragte sich, ob er ihr folgen sollte. Wenn er all seinen Charme einsetzte, konnte er sie vielleicht besänftigen.
Doch vielleicht war es auch eine gute Idee, wenn sie sich eine kurze Zeit nicht mehr sahen. Schließlich hatten sie seit Wochen fast täglich Zeit miteinander verbracht.
Thorne war überzeugt gewesen, dass sein Verlangen, wenn er Diana erst einmal eine Zeit lang besessen hätte, auf ein normales Maß zurückgehen würde. Doch stattdessen war es so sehr gestiegen, dass er es fast nicht mehr zügeln konnte.
Noch niemals zuvor war er so verrückt nach einer Frau gewesen. Er konnte nicht genug von ihr bekommen. In den Stunden, in denen er nicht bei ihr war, sehnte er sich nach ihrem Duft, danach, wie sie sich anfühlte. Und wenn er bei ihr war, konnte er nur an eines denken. Selbst wenn er in ihr war und spürte, wie die Lust des Höhepunkts langsam nachließ, begehrte er sie schon wieder.
Nein, dachte Thorne entschlossen. Er würde ihr nicht folgen. Eine Pause war genau das, was sie beide jetzt brauchten.
Vielleicht würde er so wieder die Kontrolle über sich erlangen und das grausame Verlangen bezwingen können, das fast übermächtig geworden war.
Das sagte sich Thorne auch noch zwei Nächte später, als er Venus’ Bordell besuchte. Anstatt seine Lust zu mildern, hatte die erzwungene Trennung von Diana sie nur noch verstärkt, und seine Angespanntheit war so groß geworden, dass er bereit war, bei der kleinsten Provokation zuzuschlagen.
Er hätte seine Bedürfnisse bei einem von Venus’ Mädchen befriedigen können. Doch der Gedanke, mit einer anderen Frau als Diana das Bett zu teilen, ekelte ihn an.
Auch war er außerordentlich verärgert darüber, dass die Suche nach Nathaniels Mörder immer noch erfolglos geblieben war. Yates hatte einige Briefe von Wächtern erhalten, die im Ruhestand waren. Doch keiner von ihnen erinnerte sich an irgendeinen Forrester oder wusste etwas über einen Auftrag von vor zwanzig Jahren, der die Feindschaft von Forresters Kindern hervorgerufen hätte.
Thorne selbst hatte noch einmal das Außenministerium besucht und alle alten Fälle durchgesehen, in die französische Spione verwickelt gewesen waren. Doch der Name Forrester wurde in keiner der Akten erwähnt.
Der einzige Beweis dafür, dass sie auf der richtigen Spur schienen, war gestern plötzlich aufgetaucht. Der größere von Venus’ Schlägern war seit dem Kutschenunfall vor vierzehn Tagen verschwunden gewesen, aber letzte Nacht wieder zur Arbeit gekommen. Macky
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