Sinnliche Traeume auf Kyrene
berichtete, dass Sam Birkin wegen einer Verletzung seine linke Schulter schonte. Diese Verletzung rührte unter Umständen von einer Kugel aus Thornes Pistole her, und Birkin konnte sehr gut der Wegelagerer sein, auf den er geschossen hatte.
Thorne hatte gehofft, bei einer Partie Pharo etwas bessere
Laune zu bekommen, aber als er den glitzernden Salon betrat, musste er etwas erleben, was ihn kochen ließ vor Wut.
Eine beträchtliche Anzahl seiner Freunde spielte gar nicht Karten, sondern stand beisammen und sprach über ihn.
„Wenn das nicht der berühmte Bock mit der nackten Brust ist“, hieß Lord Hastings ihn in der Gruppe willkommen.
„Wie fühlt man sich so, wenn man halb nackt auf Leinwand verewigt wird,Thome?“, fügte Lord Boothe hinzu.
„Mylord, erlauben Sie mir, dass ich Ihnen zu Ihrer guten Figur gratuliere“, meinte ein anderer mit schadenfrohem Grinsen. Thorne brauchte seine Verwirrung nicht vorzutäuschen. „Ich bitte um Verzeihung, aber worüber zum Teufel sprechen Sie?“ Hastings beantwortete ihm die Frage. „Über das Porträt, das in Attrees Ausstellung hängt. Boothe hat heute Nachmittag dort mal einen Blick hineingeworfen und hat dann den Rest von uns geholt, damit wir es uns ansehen. Ich muss sagen, ich war beeindruckt.“
Thome erinnerte sich stirnrunzelnd, dass James Attree der reiche Londoner war, der vor Kurzem einige von Dianas Bildern gekauft hatte.
„Glaub mir, du glücklicher Teufel“, lachte Boothe, „jede Frau in London wird dich haben wollen, wenn sie auch nur einen Blick auf dieses Bild geworfen hat.“
Es brauchte einige Fragen, aber dann war Thorne klar, dass sein Porträt vom Schiff irgendwie in Attrees Ausstellung gekommen war. Doch wie es dorthin gefunden hatte, konnte er sich nicht vorstellen. Er wollte einfach nicht glauben, dass Diana es verkauft hatte, damit es ausgestellt wurde ... außer, sie war so wütend über sein ungehobeltes Verhalten gewesen, dass sie aus Rache gehandelt hatte.
Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als Venus zu ihm kam, ihm einen Brandy anbot und ihn dann am Arm von seinen immer noch kichernden Freunden fortzog.
„Liebe Venus, ich werde Ihnen ewig dankbar sein“, sagte Thorne und meinte es ehrlich. „Woher wussten Sie, dass ich Rettung brauchte?“
„Ich konnte sehen, dass man Sie auf kleinem Feuer röstete.“ Ihr hübsches Gesicht drückte Besorgnis aus. „Das wird für Dianas Reputation nicht gut sein, fürchte ich.“
„Haben Sie das Bild gesehen?“
„Ja, heute Nachmittag bei Attree. Als ich von der Geschichte hörte, wollte ich es selbst sehen. Es ist ein erstaunliches Werk. Sehr sinnlich und verlockend. Sie hat Sie perfekt wiedergegeben - Ihre Männlichkeit und diesen teuflischen Ausdruck in Ihren Augen.“
„Ist es so klar zu erkennen, dass Diana das Porträt gemalt hat?“, fragte Thorne mit sinkendem Mut.
„Die Leinwand ist nicht signiert, aber es war nicht schwer für mich, die Malerin zu erraten, nachdem ich ihre anderen Bilder gesehen habe. Ich bin mir sicher, dass die ganze Welt sie in Verdacht haben wird, selbst wenn keiner es ihr beweisen kann.“
Thome knirschte mit den Zähnen und versuchte gleichzeitig zu lächeln, weil alle ihn beobachteten. Es war verwirrend für ihn, plötzlich Mittelpunkt von so viel spöttischem Gerede zu sein. Und bestimmt würde dieser prickelnde Zwischenfall wieder einmal Diana in den Mittelpunkt eines Skandals stellen.
Es fiel Thorne schwer, nicht sofort aus dem Bordell zu stürzen, hin zu Attrees Haus und ihn zu fragen, wie das Porträt in seinen Besitz gekommen war. Aber Thorne blieb noch sehr lange an diesem Abend. Er wollte nicht den Anschein erwecken, übermäßig besorgt zu sein.
Am nächsten Morgen stand er jedoch früh auf, weil er sich selbst die Ausstellung ansehen wollte. John Yates war bereits im Frühstückssalon, erfreute sich an gekochten Eiern und Räucherheringen und las die Morgenzeitung.
Thorne hatte gerade seinen ersten Schluck Kaffee genommen, als Yates sich fast an seinem Frühstücksei verschluckte. Vor lauter Husten brachte er kein Wort heraus und reichte Thorne nur die Zeitung. Die dritte Seite war aufgeschlagen.
Thorne sprang eine Karikatur ins Auge - eine Karikatur von ihm. Sie zeigte ihn, wie er am Mast eines Schiffes stand, mit geschwellter Brust, wild wehenden Haaren und einem lüsternen Grinsen im Gesicht. Die freche Zeichnung war von Thomas Rowlands, dem bekanntesten Karikaturisten Englands.
Thornes Kiefer mahlten, als
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