Sinnliche Traeume auf Kyrene
helfen, bevor es sich noch selbst zugrunde richtet.“
„Nein, ich werde gehen“, sagte mit einem Mal Diana. „Ich habe ihr einiges zu sagen, das sie sich anhören sollte.“
Sie ging hinauf und fand Amy bäuchlings auf dem Bett liegend. Sie schluchzte herzzerreißend in ihr Kissen.
Unbarmherzig unterdrückte Diana den Wunsch, das Mädchen zu trösten. Stattdessen setzte sie sich in einen Sessel und wartete, während Amy dalag und hemmungslos weinte.
Schließlich musste sie bemerkt haben, dass ihr dramatisches Jammern ihr kein Mitgefühl einbrachte, denn nach und nach verebbte ihr Schluchzen ein wenig. Sie umklammerte ihr Kissen und schluckte zitternd die Tränen hinunter. Als sie endlich zu Diana aufschaute, hatte ihr Gesicht rote Flecken und war tränenüberströmt.
„Du musst mich nicht noch mehr ausschimpfen. Ich bin so schon unglücklich genug.“
„Du weißt sehr gut, dass du ganz allein an diesem Unglück schuld bist.“
Amy mied ihren Blick. „Ich weiß. Ich habe mich scheußlich benommen, Diana. Und ich kann mir nicht vorstellen, wie du mir je wirst vergeben können. Oder John.“
„Das wird ihm sicher sehr schwerfallen“, erwiderte Diana, die vermutete, dass dem Mädchen erst jetzt klar wurde, wie viel es für John Yates empfand.
Amy warf sich wieder aufs Bett und verbarg das Gesicht in dem nass geweinten Kopfkissen. „Jetzt ist mein Leben wirklich ruiniert“, war dumpf aus dem Kissen zu hören. „Ich habe ihn vertrieben. Er ist der einzige Mann, der mir je wirklich etwas bedeutet hat.“
„Ist er das?“, fragte Diana sarkastisch. „Und was ist mit Reginald Kneighly?“
„Diese Schlange? Ich weiß nicht, was ich an ihm habe finden können. John ist zehnmal besser als Reggie.“
„Das ist er“, stimmte Diana ihr zu. „Doch Mr. Yates ist verletzt und von dir enttäuscht, und das mit gutem Grund.“
Amy wandte den Kopf und schniefte. „Ich weiß, dass du auch verletzt und von mir enttäuscht bist.“
Diana schenkte ihrer Cousine ein frostiges Lächeln. „Ja.“ „Ich habe dich nicht verletzen wollen, das schwöre ich, Diana. Ich wollte es nur Thorne heimzahlen.“
„Nun, das sollte eine Lehre für dich sein. Solch ein kindisches Verhalten verletzt nicht nur die anderen, sondern auch dich selbst, denn es kann die Menschen vertreiben, an denen dir etwas liegt.“
Sich die Augen wischend richtete Amy sich auf. „Habe ich dich vertrieben?“, fragte sie kleinlaut mit zitternder Unterlippe. „Bitte sag mir, dass du mir verzeihst.“
Diana presste die Lippen zusammen. So leicht wollte sie nicht nachgeben. „Ich weiß es nicht, Amy. Wenn ich glauben könnte, dass du ehrlich bereust... “
„Aber das tue ich ... wirklich!“
„Nun, wir werden sehen.“ Sie erhob sich und wandte sich zum Gehen.
„Diana! “, schrie Amy. „Du musst mir verzeihen! “
„Ich muss gar nichts, meine Liebe. Ich behalte mir diese Entscheidung vor, bis du dich meiner Vergebung als würdig erweist.“
Während ihre Cousine wieder zu weinen anfing, ging Diana hinaus und überließ das Mädchen seiner Verzweiflung.
18. KAPITEL
Es war kein guter Tag für Diana.
Zuerst hatte sie nach dem Erwachen die schreckliche Karikatur in der Morgenzeitung erblickt, als Nächstes entdeckte sie, dass Thornes Porträt verschwunden war. Und dann all die Aufregung mit Amy.
Schließlich, als Thorne sie vom Berkeley Square nach Hause fuhr, hatte er verkündet, dass er sich um eine Sondererlaubnis bemühen wollte, um Diana sofort heiraten zu können. Eine umgehende Vermählung sei die einzige Möglichkeit, das Wenige, was von ihrem guten Ruf noch übrig war, zu retten. Diana hatte sich entschieden geweigert und erklärt, dass sie fest entschlossen war, auch diesem Sturm die Stirn zu bieten.
Dann musste sie bei ihrer Ankunft noch feststellen, dass ihre momentane Kundin den Termin für eine Sitzung am Nachmittag ohne Begründung abgesagt hatte. Noch vor zwei Tagen war Lady Ranworth von ihrem Porträt so entzückt gewesen, dass sie geschworen hatte, all ihren Freundinnen von Miss Sheridans „wundervollem Talent“ zu berichten. Diana hatte den Verdacht, dass diese Absage erst der Anfang ihres Untergangs war.
Und gerade hatte ihr Diener ihr auch noch mitgeteilt, dass der Duke of Redcliffe unten im Empfangssalon wartete und um eine Unterredung bat.
Diana wusste nicht, was Thornes Vater hierher geführt hatte, aber sie konnte es sich vorstellen. Angstvoll ging sie nach unten.
Groß und elegant stand er am Fenster
Weitere Kostenlose Bücher