Sinnliche Traeume auf Kyrene
keuchte Amy nach Atem ringend.
Yates kam mit erstauntem Gesicht auf sie zu.
Auch Thorne überquerte das Deck und erreichte das Mädchen gleichzeitig mit Diana. Doch Amy hatte nur Augen für Yates.
„Was machen Sie hier?“, fragte der ehemalige Kavallerieoffizier misstrauisch. „Wir sind im Begriff abzusegeln.“
„Ich weiß. Dianas Nachricht sagte es mir“, antwortete Amy.
„Aber ich möchte Sie begleiten.“
„Das kommt gar nicht infrage. Uns erwartet eine gefährliche Aufgabe.“
„John, bitte ... Sie hatten recht. Ich war ein scheußlicher Balg, das weiß ich jetzt. Aber ich werde mich bessern, das verspreche ich. Wenn Sie mir nur vergeben wollen.“
Als er sie nur aufmerksam betrachtete, wandte sie sich mit flehendem Blick an Thorne. „Bitte, ich schwöre dir, ich bin zur Vernunft gekommen. Ich habe gemerkt, dass ich John liebe. Und ich kann es nicht ertragen, ohne ihn zu leben.“
Diana machte große Augen bei der Erklärung ihrer Cousine, und Thorne hob erstaunt eine Augenbraue.
„Und was ist mit deinem Debüt?“, fragte er skeptisch. „Was ist mit all den anderen Schönlingen, die du nach deiner Pfeife hast tanzen lassen?“
„Soll doch der Teufel mein Debüt holen“, verkündete Amy mit Bestimmtheit. „Ich gebe keinen Penny auf die Londoner Gesellschaft und all meine anderen Verehrer. Für mich gibt es nur John. Alles, was ich will, ist, seine Frau zu werden und mit ihm auf Kyrene zu leben - wenn er mir vergeben kann, dass ich ihn und alle anderen so scheußlich behandelt habe.“
Thorne schien mit einem Mal sehr belustigt zu sein. „War das vielleicht ein Heiratsantrag, den du ihm da eben gemacht hast?“
„Ja. Wenn er mich haben will.“
Amy drehte sich wieder zu Yates um, der sie sprachlos anstarrte. „Es macht nichts, wenn Sie mich nicht lieben, John. Ich will warten. Ich werde Sie dazu bringen, mich zu lieben.“ Als er nicht antwortete, warf sie ihrem Vormund einen besorgten Blick zu. „Bitte Thorne, darf ich mit nach Kyrene fahren?“ „Wenn Yates die volle Verantwortung übernimmt, denke ich, dass du mitkommen kannst.“
Amy stieß einen kleinen Freudenschrei aus und blickte hoffnungsvoll auf ihre große Liebe.
Diana musste lächeln, als sie Johns Gesichtsausdruck sah. Die Verwunderung und die Freude in seinem Gesicht ließen vermuten, dass er bald kapitulieren würde, wenn er es nicht schon längst getan hatte.
„Nun?“, fragte das Mädchen, als er immer noch stumm blieb. „Wollen Sie mich heiraten oder nicht?“
John räusperte sich. „Ja“, sagte er mit heiserer Stimme. „Sie wissen sehr wohl, dass ich Sie liebe, dass ich vom ersten Augenblick an für Sie entflammt war. Ich kann mir nichts Schöneres wünschen, als Sie zur Frau zu haben.“
„Dann beeile dich“, befahl Thorne Amy, „und kümmere dich um dein Gepäck. Wir müssen mit der Flut auslaufen.“
Doch Amy achtete nicht auf ihn. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich in Yates Arme zu stürzen und ihn vor der gesamten Mannschaft und dem restlichen höchst erfreuten Publikum wie verrückt abzuküssen.
21. KAPITEL
Im Gegensatz zu ihrer ersten Reise nach Kyrene erfüllte diese hier Diana mit einem Gefühl der Gefahr. Sie war angespannt und rastlos. Ihre Unruhe ließ kurz nach, als Amy und John zwei Nächte später vom Kapitän des Schiffes getraut wurden.
Während sie ihrer Cousine vor der Zeremonie beim Ankleiden half, fühlte Diana so etwas wie mütterlichen Stolz, als das Mädchen in einem narzissenfarbigen Kleid aus Crepe, die blonden Locken mit Bändern und Perlen geschmückt, vor ihr stand.
„Du siehst schön aus“, meinte Diana und betrachtete Amys strahlendes Gesicht. Sie spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte in diesem bitter-süßen Augenblick.
„Bist du dir sicher, dass diese Heirat das ist, was du willst, Amy? Du wirst auf Kyrene leben und England und die Heimat vermissen.“
Das Mädchen nickte. „Ich weiß, dass ich die Heimat vermissen werde. Und dich werde ich mehr als alles andere vermissen. Aber John sagt, dass wir einmal im Jahr nach England kommen können. Und ich weiß mit absoluter Gewissheit, dass ich sehr unglücklich wäre, wenn ich ohne ihn leben müsste.“ Amy zog die Nase kraus. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, was ich einmal an Reginald Kneighly habe finden können. John ist zehnmal besser als er, selbst wenn er nur ein Bein hat. Gott sei Dank, dass ich schließlich doch noch zur Vernunft gekommen bin.“
Diana konnte nicht anders, sie
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