Sinnliche Traeume auf Kyrene
Bevor ich Sie an jenem Tag in der Bucht beim Schwimmen entdeckte, hatte ich noch nie einen nackten Mann gesehen.“
„Noch nicht einmal Ihren früheren Verehrer?“
Diana schien kurz zu zögern, als sie merkte, wohin die Unterhaltung führte. „Nein, noch nicht einmal ihn.“
„Was war mit ihm los? War er prüde? Hat er bei der Liebe das Nachthemd anbehalten?“
Sie warf Thorne einen kühlen Blick zu. „Wir haben uns nie geliebt, müssen Sie wissen. “
„Nie?“
„Nein, nie.“
Er hob erstaunt die Brauen. „Wollen Sie mir damit sagen, dass Sie noch Jungfrau sind?“
„Nun ... ja.“
Sie war immer noch Jungfrau.
Thome dachte über diese unerwartete Enthüllung nach. Aus irgendeinem Grund freute es ihn, dass sie noch unberührt war.
Seine Freude wurde etwas gedämpft, als ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf schoss: Diana hatte keine Ahnung von den Freuden, für die ihr Körper geschaffen war.
Wahrscheinlich hatte sie noch nie besonders viele Freuden gekannt, weder die der Liebe noch andere. Sicher war ihr Leben bisher sehr monoton verlaufen.
Thorne runzelte die Stirn. Langsam erkannte er, womit Diana zu kämpfen hatte. Sie war zu einer gesellschaftlich Verfemten gebrandmarkt worden, während dieser Kerl, der sie betrogen hatte, straffrei ausgegangen war. Das war verdammt unfair.
„Es erscheint mir ziemlich ungerecht, dass Sie allein die Folgen dieser Geschichte tragen müssen“, meinte er leise.
Diana blickte auf den Pinsel in ihrer Hand und konnte sich nicht erklären, warum ihr die Kehle eng wurde. Sie wollte sein Mitleid nicht, trotzdem rührte sein Verständnis sie.
Und er hatte die eigentliche Ursache ihres Kummers entdeckt - bestraft zu werden für etwas, dessen Freuden sie noch gar nicht kennengelernt hatte. Um die Wahrheit zu sagen, sie wusste noch nicht einmal, wie man gut küsste. Sie hatte sich in den falschen Mann verliebt. Und seit damals bezahlte sie dafür. Sie lebte allein ohne Hoffnung auf eine Ehe und auf Kinder. Es gab keinen Ehemann, keinen Liebhaber, keinen wirklichen Partner.
Auch wenn sie es sich selbst nicht hatte eingestehen wollen, sie war einsam. Nur Amy war ihr noch geblieben, und Amy war zu jung, um ihr ein Halt zu sein.
Sie blickte auf und sah, dass Thorne sie beobachtete. Seine
Augen waren voller Verständnis. Er kannte ihr dunkelstes Geheimnis und verurteilte sie nicht deswegen. Und was sie noch mehr rührte, er glaubte nicht, dass sie diese Strafe verdiente. Selbst Nathaniel hatte sie nicht so vorbehaltlos in Schutz genommen.
Sie schluckte schwer und wandte den Blick ab. „Ich bin selbst schuld an dem Skandal“, erwiderte sie.
„Wirklich?“
Sie brachte mühsam ein Lächeln zustande. „Ich bin keine hilflose, verzagte Frau, Thorne. Für das, was ich getan habe, trage ich auch die volle Verantwortung.“
„Nein, hilflos sind Sie nicht. Und Sie haben meine volle Bewunderung. Ich hätte es nie ertragen können, von gesellschaftlichen Zwängen gefangen zu sein, so wie Sie es sind.“
Als sie schwieg, sagte Thorne ruhig in die Stille hinein: „Man sagt mir nach, dass ich sehr erfahren sei in Liebesdingen. Ich könnte Ihnen zeigen, was Sie bisher verpasst haben.“
Diana warf ihm einen verwunderten Blick zu. Sie merkte, dass Thorne es ernst meinte.
Einen kurzen, verrückten Moment lang dachte sie daran, sein Angebot anzunehmen. In Wahrheit hasste sie es, eine alte Jungfer zu sein. Hasste es, von strengen Sitten abhängig zu sein. Hasste ihre Einsamkeit.
Sie wollte tatsächlich gerne wissen, was es mit den körperlichen Freuden auf sich hatte. Sie wollte Leidenschaft erleben.
Diana zweifelte nicht daran, dass Thorne ihr all das würde zeigen können. Sein Angebot war sehr verlockend. Nur zu gut erinnerte sie sich an die unglaubliche Lust, die sie empfunden hatte, als er in jener Nacht ihre Brüste streichelte.
Noch nie hatte sie einen Mann wie ihn gekannt. Er war so voller Lebensfreude, schien das Leben in sich aufzusaugen. Dadurch wirkte er auf eine Frau wie sie, die solch ein zurückgezogenes Leben führte, unwiderstehlich. Seine sinnliche Anziehungskraft war wie ein belebendes Elixier für sie.
Diana schloss die Augen. Während ihrer ersten Verlobung hatte sie sich erlaubt, von dem Sinnenrausch zu träumen, den Thorne ihr jetzt versprach.
Wenn sie ehrlich war, sehnte sie sich immer noch danach.
Doch sie erkannte auch, dass es unmöglich war, mit Thorne eine Affäre zu beginnen. Sie hatte sich zwar geschworen, ihr eigenes Leben zu leben,
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