Sinnliche Traeume auf Kyrene
außerordentlich großzügigen Angebot.
„Nun denn ... ich danke Ihnen, Mylady.“
„Ach, danken Sie mir lieber nicht zu schnell. Ich werde bald Ihnen genug zu danken haben, denn ich hoffe, dass Sie mich ab und zu in meinen Aufsichtspflichten ablösen werden. Zwei widerspenstige Mädchen zu überwachen dürfte ziemlich ermüdend sein.“
„Ich würde mich freuen, Ihnen dabei zu helfen“, meinte Diana lächelnd.
„Ausgezeichnet. Ich werde Jives sagen, er soll mit Amys Gepäck auch das Ihre hinauftragen lassen.“ Mit einem kleinen schelmischen Funkeln in den haselnussbraunen Augen fügte die Countess hinzu: „Sie können jetzt zu Ihrem Atelier fahren, Miss Sheridan. Aber wenn Sie zurück sind, erwarte ich einen genauen Bericht darüber, wie Ihre Verlobung zustande kam.“
Diana zuckte innerlich zusammen. Doch es gelang ihr, mit einem höflichen „selbstverständlich“ zu antworten.
In Begleitung von Thorne ging sie zur Straße zurück. Dort wartete neben einem Karren voller Schrankkoffer seine Kutsche auf sie.
Diana sortierte die Koffer aus, die ihre Malutensilien und Bilder enthielten und in ihr Atelier gebracht werden mussten. In
den anderen war ihre neue Garderobe.
Als sie endlich mit Thorne in der Kutsche saß, sah sie ihn mit leichtem Unmut an. „Sie hätten mich warnen können. Sie haben Ihre Tante gebeten, mich einzuladen, nicht wahr?“
„Vielleicht habe ich es ihr nahegelegt. Doch ich überließ es ihr, die Einladung auszusprechen. Sie möchten nicht hier wohnen?“
„Das ist es nicht.“ Immer noch bedrückt blickte Diana zum Kutschenfenster hinaus.
Sie hatte sich darauf gefreut, in dieser stillen Straße ihre Wohnung einzurichten. Zum ersten Mal in ihrem Leben wollte sie in ihrem eigenen Heim wohnen. An einem Ort, der ihr ganz allein gehörte, wo sie nicht länger eine verwaiste Verwandte war, abhängig vom guten Willen anderer, ganz gleich, wie liebevoll diese anderen auch waren.
„Es wird für Sie und Amy besser sein, wenn Sie bei meiner Tante wohnen“, bemerkte Thorne. „Dadurch werden Sie sozusagen in einen Mantel der Achtbarkeit gehüllt.“
„Ich weiß, und ich bin ihr auch dankbar dafür.“ Diana versuchte, ihre Enttäuschung abzuschütteln. „Ich wollte Amy nicht so einfach bei jemandem zurücklassen. Ich fühle mich wie eine Henne, die ihr Küken im Stich lässt. Aber ich habe mich damit getröstet, dass sie irgendwann das Nest verlassen muss. Auch John Yates versprach, von Zeit zu Zeit nach ihr zu schauen.“
„Nun müssen Sie Amy ja nicht verlassen. Und zufällig ist auch Ihr Atelier nicht zu weit vom Haus meiner Tante entfernt ... weniger als eine Meile, glaube ich. Trotzdem werden Sie eine eigene Kutsche benötigen, um hin- und zurückzufahren.“
„Ich hatte vor, mir eine zu mieten, danke.“
„Das kann ich für Sie erledigen.“
Diana warf ihm einen kühlen Blick zu. „Ich sehe ein, dass es klug ist, die Barmherzigkeit Ihrer Tante zu akzeptieren, aber ich benötige nicht auch noch die Ihre.“
Seine grün-goldenen Augen betrachteten sie einen Moment lang. „Sie müssen jetzt nicht die Stacheln aufstellen, mein lieber kleiner Drachen“, meinte er endlich. „Mit Barmherzigkeit hat mein Angebot nichts zu tun. Als Ihr Verlobter ist es meine Pflicht, Sie zu beschützen. Immerhin tun wir so, als wären wir ein Liebespaar, oder haben Sie das schon vergessen? Meine Tante hat völlig recht. Der Klatsch wird sicher schon wilde Blüten treiben. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns den Leuten zeigen. Wie die Geier werden Sie von denen in Stücke gerissen werden, wenn ihnen unsere Geschichte nicht glaubhaft erscheint.“
Unbehaglich wandte Diana den Blick von ihm ab. „Natürlich haben Sie recht“, gab sie klein bei.
Danach schwiegen sie, bis sie vor einem bescheidenen dreistöckigen Haus in der Hawlings Street vorfuhren. Es gehörte einem Freund ihres Zeichenlehrers, der ebenfalls Künstler war, sich jedoch seit Kurzem aufs Land zurückgezogen hatte, und war im Obergeschoss mit einem großräumigen Atelier ausgestattet. Diana hatte es im vergangenen Februar gemietet, sobald sie es gesehen hatte.
An der Tür wurden sie von einer gut gelaunten Haushälterin begrüßt, die der kleinen Schar von Dienern Vorstand, die bereits das Haus bevölkerte.
Im unteren Stockwerk befanden sich ein hübscher Salon, ein Esszimmer, die Unterkünfte für die Dienerschaft und die Küche, im zweiten Stock die Schlafzimmer und ein ansehnlicher Salon, um Gäste zu
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