Sinnliche Traeume auf Kyrene
empfangen.
Nachdem Thorne sich die beiden unteren Stockwerke angesehen hatte, wollte er gerne einen Blick in das Atelier werfen, und so führte Diana ihn eine weitere Treppe nach oben. Eigentlich bestand das Atelier aus zwei Räumen: Der Hauptraum war riesig mit großen, nach Norden gehenden Fenstern, durch die reichlich Licht hereinfiel. Er war angefüllt mit verschiedenen Möbeln, die für den Hintergrund eines Bildes gebraucht wurden, wie Diana erklärte. Der kleinere Raum wurde als Lager für weitere Requisiten und bereits fertige Bilder benutzt.
Als Thorne fragte, was es mit all den in Papier eingewickelten Bündeln im Lager auf sich hätte, antwortete Diana: „Ich habe einige meiner Bilder nach London bringen lassen, damit ich sie der British Academy for the Fine Arts zeigen kann. “
„Darf ich sie sehen?“
„Eines Tages, wenn Sie es wünschen.“
„Ich wünsche es.“
Sie ließ ihm den Vortritt, als er in den großen Raum zurückging, und schloss die Tür. Da Thorne, ohne dass sie es bemerkt hatte, stehen geblieben war, um ein paar Säulen zu betrachten, stieß Diana mit ihm zusammen.
Instinktiv wandte er sich um und packte sie am Arm, damit sie nicht fiel. Diana stockte der Atem. Seit damals, als sie ihn halb nackt gemalt hatte, waren sie sich nicht mehr so nahe gekommen.
Plötzlich knisterte es wieder zwischen ihnen.
Reglos blieb Diana stehen. Thorne schaute sie unverwandt an, und sie fragte sich, ob er sie wohl küssen würde. Sie sah nur noch seinen Mund, der alle Seligkeit der Welt zu versprechen schien.
Sie konnte den Blick nicht abwenden, und ihr intimes Gespräch kam ihr in den Sinn. Sehr sinnlich hatte Thorne beschrieben, wie sein Mund sie erregen würde. Wie sie sich selbst erregen könnte ...
Sie hatte nicht gewagt, seinem skandalösen Vorschlag zu folgen, weil sie fürchtete, dass ihr Verlangen nach ihm danach nur noch größer sein würde. Jetzt sah sie mit einem Mal alles vor sich - wie sie beide nackt beieinander lagen und wie Thorne sie in die Freuden einführte, die er ihr beschrieben hatte.
Sie hatte den Verdacht, dass er sich das gleiche erregende Bild vorstellte. Endlich räusperte er sich und meinte: „Dann will ich jetzt gehen. Ich werde Ihnen eine Mietkutsche schicken, die Sie zu meiner Tante zurückbringen wird, wenn Sie hier fertig sind.“
„Danke. Thorne?“, fügte sie hinzu, als er sich zum Gehen wandte. „Was werden Sie wegen Nathaniel tun?“
„Ich sagte Ihnen doch, dass ich Nachforschungen anstelle.“ „Das weiß ich, aber was genau werden Sie tun? Venus ist eine Hure, das weiß ich aus Nathaniels Brief.“
Es schien ihr, als wollte Thorne nicht antworten. Doch dann erwiderte er mit sichtlichem Zögern: „Eine ziemlich erfolgreiche Hure. Ihr gehört ein sehr eleganter Club in der Nähe von Mayfair.“
„Ein Club?“
„Wohin Gentlemen gehen, um sich den unterschiedlichsten fleischlichen Gelüsten hinzugeben. Kein Etablissement, über das man mit einer Dame wie Ihnen spricht.“
„Oh.“ Seine Worte trieben Diana die Röte ins Gesicht, und sofort fühlte sie einen Stich von Eifersucht, als sie sich Thorne vorstellte, wie er sich den Freuden hingab, von denen er ihr erzählt hatte.
Aber schließlich ging es sie absolut nichts an, mit welchen Halbweltdamen er sich abgab. Vielleicht hatte er sogar eine Geliebte hier in London, kam es Diana in den Sinn, und wieder verspürte sie einen Stich.
Was die Bordelle betraf, so ignorierten die Damen der Gesellschaft deren Existenz. Thorne hatte sie sicher nur erwähnt, um sie aus der Fassung zu bringen. So brauchte er die Frage, die ihr so auf der Seele brannte, nicht zu beantworten. Wie es schien, hatte er nicht die Absicht, ihr irgendetwas über seine Pläne anzuvertrauen.
„Bitte, seien Sie vorsichtig“, murmelte Diana. „Wenn Nathaniel ermordet wurde, könnte Ihnen die gleiche Gefahr drohen.“
Er schenkte ihr sein gewohntes unbekümmertes Lächeln. „Ich glaube fast, Sie machen sich Sorgen um mich, meine Liebe.“
„Aber natürlich.“
„Keine Angst, ich bin schwer zu ermorden.“
Sie sah ihm mit ernstem Blick nach, während er zu seiner wartenden Kutsche ging. Thorne war erleichtert, so schnell entkommen zu sein. Er wollte nicht, dass Diana etwas von seinen Plänen wusste, sonst würde sie vielleicht auch noch etwas über die Wächter erfahren.
Außerdem hatte er sich gerade wieder einmal vorgestellt, wie er ihren verführerischen Mund küssen, sie an die Wand drängen und dort im Stehen
Weitere Kostenlose Bücher