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Sinnliche Traeume auf Kyrene

Titel: Sinnliche Traeume auf Kyrene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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sich und richtete ihre Aufmerksamkeit auf ein anderes großes Problem - Madame Venus.
    Nach der zweiten Sitzung zweifelte sie nicht mehr daran, dass Venus sie ausfragen wollte. Tatsächlich ähnelte ihre Unterhaltung einem scharfsinnigen Duell, in dem jede versuchte, die andere auszuhorchen. Doch erst in der vierten Sitzung gelang es Diana,Venus dazu zu bringen, etwas über ihre Kindheit zu erzählen - indem sie sie nach ihrer Schwäche für Schokolade fragte.
    „Als ich ein junges Mädchen war“, erklärte Venus wehmütig, „brachte mir meine Gouvernante jeden Morgen heiße Schokolade ans Bett. Es ist meine liebste Erinnerung. Noch Jahre danach träumte ich von enormen, dampf enden Tassen voll cremigen Kakaos. Tatsache war, dass ich sie so sehr vermisste, dass ich mir schwor, wenn ich einmal erwachsen wäre, würde ich reich genug sein, um mir jeden Tag heiße Schokolade leisten zu können. Jetzt beginne ich jeden Tag mit einer Tasse im Bett.“
    Sofort erwachte in Diana die Neugierde. Venus musste aus einer reichen Familie stammen, wenn sie eine Gouvernante hatte und den Luxus genoss, jeden Morgen Schokolade zu trinken. Und wenn sie sie in späteren Jahren so sehr vermisste, musste sie harte Zeiten durchgemacht haben.
    „Ist Ihrer Gouvernante etwas geschehen?“ Diana verlieh ihrer Frage bewusst einen gleichmütigen Ton.
    Venus blickte abwesend vor sich hin, als wären ihre Gedanken in der Vergangenheit. „Genau wie Sie habe ich meine Eltern sehr früh verloren. Die Jahre, die dann kamen, waren ... schwierig.“
    „Das tut mir leid“, erwiderte Diana voller Mitgefühl. „Ich kann mir Ihren Kummer vorstellen ...“
    „Nein, das können Sie nicht! Ihre Eltern wurden bei einem Unfall mit ihrer Kutsche getötet. Meine wurden vor meinen Augen ermordet.“
    Diana rang erschrocken nach Luft. „Ermordet?“
    Venus lachte bitter. „Das schockiert Sie sicher. Sie starben eines gewalttätigen Todes. Bis heute habe ich noch Albträume deswegen.“
    „Wie schrecklich!“
    „In der Tat. Das Schlimmste war vielleicht, dass ich zur selben Zeit auch noch meinen Bruder verlor.“
    Diana krampfte sich der Magen zusammen. „Er wurde ebenfalls getötet?“
    „Nein, wir beide überlebten. Aber für mich hätte er genauso gut tot sein können. Wir wurden getrennt und in verschiedene Waisenhäuser gebracht. Ich in eines für Mädchen, er in ein Arbeitshaus für Jungen. Es dauerte zehn Jahre, bis ich ihn wiedersah.“ „Sie müssen ein hartes Leben gehabt haben“, meinte Diana etwas lahm. Ihr fiel keine bessere Antwort ein.
    Venus zuckte die Achseln. „Meines war nicht so unerträglich wie das meines Bruders. In unserem Heim mussten wir als Näherinnen arbeiten. Meistens haben wir Netze für Fischerkähne genäht. Sie haben uns ganz anständig behandelt, aber ich konnte es nicht erwarten, von dort wegzukommen.“
    Diana dachte an ihre eigene Situation, und etwas schnürte ihr die Kehle zu. „Ich hatte großes Glück“, sagte sie leise, „dass ich noch meinen Onkel und meine Tante besaß, die mich zu sich nahmen. Ich war immer dankbar dafür, dass mir ein Leben im Waisenhaus erspart geblieben ist. Und vielleicht fühle ich mich ein wenig schuldig“, meinte sie aufrichtig. Sie schwieg einen Moment und schien dann plötzlich eine Idee zu haben. „Mehr als einmal habe ich daran gedacht, einem guten Heim eine Spende zukommen zu lassen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich nie die Zeit gefunden habe, eines auszusuchen. Ich weiß, dass es einige Waisenhäuser gibt. Wie ich hörte, sind die Geldmittel dort immer knapp.“
    Venus lächelte voller Bitterkeit. „Gewiss ist nie Geld da, um es für Schokolade auszugeben.“
    „Vielleicht kann ich ja dem Heim etwas spenden, in dem Sie aufgezogen wurden“, meinte Diana voller Unschuld. „War es ein privates oder eines von der Gemeinde?“
    „Von der Gemeinde. Das Heim für arme Kinder in Rye.“
    Rye lag in Sussex. Trotz ihrer Sympathie für Venus war Diana von Triumph erfüllt. Ihre Befragung hatte zu einem ersten Ergebnis geführt. Sie wusste, dass Thorne sich freuen würde.
    Sie überlegte, ob sie auch nach dem Waisenhaus fragen sollte, in dem Venus’ Bruder gelebt hatte. Doch sie fand, dass sie damit zu leicht das Misstrauen ihres Opfers erregen konnte.
    Stattdessen lenkte sie die Unterhaltung auf ein unverfänglicheres Thema und bat ihr Modell, das Kinn zu heben und den Kopf etwas nach rechts zu drehen. Doch ganz konnte sie ihre Erregung nicht unterdrücken.

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