Sinnliche Versuchung in Italien
trotzdem Spaß machen, den Amalfi-MB-Viper zu fahren. Vorausgesetzt, dass seine Verletzung bis zum August verheilt war …
Nachdem sie die richtige Position eingenommen hatte, korrigierte Giovanni noch schnell den Sitz ihres Strohhutes, betrachtete kurz sein Werk und machte dann zahlreiche Aufnahmen.
Das Auto stand an der Mauer, die sich parallel zur Straße unterhalb von Positano hinzog. Der Blick von hier war atemberaubend, denn an dieser Stelle fielen die Felsen steil ins Meer ab. So eine atemberaubend schöne Küstenlandschaft hatte Annabelle noch nie gesehen.
Infolge der Fotoaufnahmen kam es trotz Einsatzes der Polizei immer wieder auf beiden Seiten der Fahrbahn zu Staus. Manche Fahrer schimpften und hupten deshalb im Vorbeifahren vor Ärger, doch die meisten riefen Annabelle Komplimente zu oder winkten begeistert.
Doch bald vergaß sie, was um sie her vorging. Nur hin und wieder sah sie im Geiste das Bild des Mannes vor sich, der sie in der letzten Nacht umfangen gehalten hatte, bis ihn schließlich der Schlaf übermannte.
Nachdem Giovanni schließlich das Shooting beendet hatte, lief sie zum Bus. Diesmal schminkte sie sich dort gründlich ab und schlüpfte in ihre eigenen Sachen. Die Strohtasche ließ sie da und nahm nur ihre Clutch mit nach draußen.
Dort drückte ihr Basilio den Schlüssel für eine blaue Limousine älteren Typs in die Hand. Solange sie in Italien sei, stehe ihr der Wagen zur Verfügung, richtete er ihr von Guilio aus und verabredete sich mit Annabella für den nächsten Mittag. Danach glitt sie rasch hinter das Steuer des großen Autos, startete den Motor und fädelte sich in den Verkehr ein, bevor die Polizei ungeduldig wurde.
Im Rückspiegel sah sie noch, wie Basilio ihr eine Kusshand zuwarf, und musste lachen. Diese Italiener! Sie schienen das Leben in vollen Zügen zu genießen und wurden nicht müde, Frauen ihre Bewunderung zu zeigen. Lucca Cavezzali war da allerdings eine Ausnahme.
Wie sie wusste, gingen seine Tabletten zur Neige. Es waren die stärksten, die ein Patient ohne ärztliche Aufsicht einnehmen durfte. Der Sturz in der vergangenen Nacht würde ihm tagsüber zusätzliche Schmerzen bereiten, und soweit sie es beurteilen konnte, wäre er in einem Krankenhaus besser aufgehoben als allein an einem abgelegenen Ort. Doch seine Entlassung hatten seine Ärzte zu verantworten. Vielleicht waren sie davon ausgegangen, dass er sich zu Hause schneller erholen würde. Und da er offenbar ein Einzelgänger war, der ungestört sein wollte, musste sie sich sofort eine neue Unterkunft suchen.
Doch ihr Hunger war so groß, dass sie unterwegs in einer Pizzeria einkehrte. Sie lag neben einer kleinen Pension. Dort erfuhr sie, nachdem sie einen kleinen Imbiss zu sich genommen hatte, dass noch mehrere Zimmer frei seien. Besser konnte sie es nicht treffen, denn von hier aus verkürzte sich die Anfahrt zur Arbeit erheblich.
Schließlich setzte sie sich noch in eine Eisdiele. Nachdem sie sich ein Zitronensorbet bestellt hatte, tippte sie auf dem Handy die Nummer ihrer Eltern ein, weil sie ihnen mitteilen wollte, dass sie jetzt nicht mehr in Rom, sondern in Ravello sei und es ihr gut gehe. Doch es schaltete sich nur der Anrufbeantworter ein, sodass sie nur eine kurze Nachricht hinterlassen konnte. Das war immerhin besser, als sich gar nicht zu melden. Sie war das jüngste von drei Kindern, und ihre Eltern machten sich viel zu viele Sorgen um sie. Vor allem seit der Scheidung.
Wieder durchfuhr sie der vertraute Schmerz. Die Enttäuschung saß tief, und sie bezweifelte, jemals einen Mann zu finden, mit dem sie es wagen konnte, eine Familie zu gründen. Deshalb musste sie sich wohl auch von ihrem Wunsch nach Kindern verabschieden.
Natürlich hatte sie den nächtlichen Besuch nicht erwähnt, als sie auf das Band gesprochen hatte. Und wieder fragte sie sich, warum niemand, vor allem aber sein Vater nicht, von Luccas Heimkehr erfahren durfte.
Dass Lucca ihn ebenso liebte wie dieser ihn, dessen war sie sich sicher. Sonst wäre er nicht sofort in Sorge um seinen Vater gewesen, als sie ihm eröffnet hatte, Krankenschwester zu sein und für ihn zu arbeiten.
Ganz gleich, wie Lucca sich verhalten würde, am nächsten Tag wollte sie Guilio erzählen, dass sie umgezogen sei. Auf keinen Fall werde ich etwas sagen oder tun, was einer der beiden als Einmischung empfinden kann, dachte sie. Es ging sie nichts an, wann Lucca Kontakt zu seinem Vater aufnahm.
Kurz darauf fuhr sie auf den Bauernhaushof und
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