Sinnliche Versuchung in Italien
stieg aus dem Wagen. Es begann schon zu dämmern, und die seidige, duftende Luft streichelte ihre Haut. Sie atmete tief ein und war wie verzaubert von der Atmosphäre um sie her. Als sie wenig später an die Küchentür klopfte, antwortete ihr jedoch niemand. Trotzdem trat sie ein und fand Lucca mit schmerzverzerrtem Gesicht und aufs Waschbecken gestützt vor.
„Sie brauchen unbedingt professionelle Hilfe“, stellte sie, ohne nachzudenken, fest.
„Unsinn. Ich brauche nur Schmerztabletten“, erwiderte er barsch.
„Ich verstehe nicht, warum Sie sich bisher niemandem anvertraut haben.“
„In so einem Zustand möchte ich mich keinem Menschen zeigen. Schon gar nicht meinem Vater. Dieser verdammte Sturz! So schlecht wie im Moment ging es mir schon lange nicht mehr.“
Die Beziehung zwischen Vater und Sohn musste angespannter sein, als sie angenommen hatte. „Ich verfüge über ein Auto. Wenn Sie mir das Rezept geben, fahre ich los und löse es für Sie ein. Sie müssen mir nur verraten, wo sich die nächste Apotheke befindet.“
„Ich muss es selbst vorlegen.“
„Gut, dann werde ich Sie dorthin bringen.“ Sie griff nach der Krücke. „Hier. Gehen Sie vor.“
Sie folgte ihm nach draußen und schloss ab. Dann überholte sie ihn und öffnete ihm die hintere Wagentür, damit er auf dem Rücksitz Platz nehmen und das Bein hochlegen konnte, und setzte sich ans Steuer.
„Sie fahren am besten nach Salerno“, stieß er hervor. „Dort befindet sich auf dem Rathausmarkt eine Apotheke, die jetzt noch geöffnet hat.“
„Was hätten Sie getan, wenn ich nicht gekommen wäre?“
„Mir ein Taxi gerufen. Dann habe ich jedoch Ihren Wagen gehört.“
Hatte er etwa auf sie gewartet? Sie fragte lieber nicht.
Bis sie die Stadt erreichten, herrschte Schweigen zwischen ihnen. Erst dann setzte er sich auf, um ihr den Weg zu erklären.
„Bewegen Sie sich nicht vom Fleck“, sagte er, nachdem sie das Auto wenig später vor der Apotheke geparkt hatte. „Wenn ich Glück habe, wird mir hier keiner begegnen, den ich kenne.“
Auffallen würde er mit seiner blendenden Erscheinung trotzdem. In einer Uniform musste er fantastisch aussehen.
In dem Moment, in dem Lucca in der Apotheke verschwunden war, klingelte ihr Handy. Ausgerechnet jetzt rief sein Vater an. Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie durfte sich nichts anmerken lassen, es würde ihn beunruhigen.
„Hallo, wie geht es Ihnen, Guilio?“
„ Molto bene , Annabelle. Basilio hat mir erzählt, wie begeistert Giovanni von den Aufnahmen ist, die er heute gemacht hat.“
„Da bin ich aber erleichtert.“
„Morgen komme ich zum Set. Mir sind ein paar gute Ideen eingefallen.“
„Darauf freue ich mich.“
„Fühlen Sie sich in dem Haus wohl? Brauchen Sie noch irgendetwas?“
Das war das Stichwort. „Es ist ein Traum. Es liegt leider nur ziemlich weit draußen, und die Arbeit ermüdet mich mehr, als ich erwartet habe. Außerdem habe ich abends keine Lust mehr, noch zu kochen. Deshalb werde ich für den Rest der Zeit in die Casa Claudia umziehen. Ich hoffe, Sie sind nicht böse, weil ich Ihnen solche Umstände gemacht habe.“
„Nein, ganz und gar nicht. Ich hatte gleich Bedenken, dass das Bauernhaus zu abgeschieden liegt.“
„Bitte schicken Sie niemanden zum Putzen vorbei. Das möchte ich selbst tun. Auch den Kühlschrank räume ich aus. In Zukunft gehe ich nur noch auswärts essen. Die Gerichte in den hiesigen Restaurants schmecken hervorragend. Hoffentlich werde ich nicht zu dick und platze aus Marcellas Kleidern.“
Guilio lachte.
Während sie noch weiter plauderten, kam Lucca zurück und setzte sich wieder auf den Rücksitz. Annabelle stellte auf Lautsprecher um, sodass Lucca das Gespräch mitverfolgen konnte.
„Vergessen Sie die Party nicht, die ich Samstag in einer Woche gebe, Annabelle. Sie werden dort unsere erfolgreichsten italienischen Händler kennenlernen. Ich habe mich nämlich dazu entschlossen, ihnen ein bisschen Appetit auf den August zu machen“, fuhr er begeistert fort.
Annabelle befürchtete schon, er würde weitere Einzelheiten preisgeben, und machte sich darauf gefasst, die Verbindung unterbrechen zu müssen. „Mir ist klar, was das für Sie bedeutet. Ich werde mich bemühen, mein Bestes zu geben.“
„Das weiß ich. Sie geben immer Ihr Bestes. Mel Jardine habe ich übrigens auch eingeladen. Ich soll Ihnen ausrichten, dass er Sie vermisst.“
„Ich ihn auch. Ich bin wirklich froh, dass ich noch eine Weile
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