Sinnliche Versuchung in Italien
Plötzlich fühlte sie sich frei wie ein Vogel. Lucca würde staunen, denn er erwartete sie sicher nicht vor dem Abend. Ob er seinen Vater schon angerufen hatte? Hoffentlich. Dann könnte sie das Wochenende in vollen Zügen genießen. Sie wollte sich nur noch einmal frisch machen und dann einen Ausflug ins Blaue machen und sich die herrliche Landschaft anschauen. Von der Küste hatte sie schon einiges gesehen, vielleicht sollte sie heute ins Landesinnere fahren.
Als sie das Haus erreichte, stand dort ein fremdes Auto. Das hieß, Lucca war nicht allein.
5. KAPITEL
Ein wenig unsicher betrat Annabelle die Küche. Dort drangen Stimmen aus dem Wohnzimmer zu ihr. Die tiefe gehörte Lucca, die andere einer Frau. Er hatte also Damenbesuch, und beide unterhielten sich auf Italienisch.
Was sollte sie tun? Sich davonschleichen wie eine Diebin oder sitzen bleiben und warten? Sie entschloss sich, durch den Flur zu ihrem Schlafzimmer zu gehen. Dann würde Lucca sie wenigstens bemerken und konnte selbst entscheiden, ob er sich stören lassen wollte oder nicht. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er eine dunkelhaarige Frau im Arm hielt, die schluchzte. Wer mochte sie sein? Es wusste doch niemand, dass er wieder zu Hause war.
Sie hatte gerade ihre Zimmertür hinter sich geschlossen, da klopfte es, und Lucca trat ein. „Annabelle?“
Verärgert, weil sie sich Gedanken um sein Privatleben machte, drehte sie sich zu ihm um. „Ja?“
„Ich möchte dich Stefana vorstellen. Sie ist die Frau von meinem Freund Leo, der den Absturz nicht überlebt hat.“
Annabelle schloss die Augen. „Ich komme gleich“, sagte sie und versuchte, sich zu sammeln.
Die arme Frau. Sie hatte ihren Mann verloren. Es war nur zu verständlich, dass sie mit dem Kameraden ihres Mannes sprechen wollte, der bei dem Unglück dabei gewesen war.
Annabelle schämte sich plötzlich, weil sie etwas ganz anderes vermutet hatte, denn während des Shootings war die Rede hin und wieder auf Guilios Sohn gekommen und er als Casanova bezeichnet worden. Seit dem Gespräch am Vorabend hätte sie jedoch eigentlich wissen müssen, dass gut aussehenden Junggesellen so etwas oft vorschnell nachgesagt wurde. Er gehörte jedenfalls nicht zu den Männern, die immer auf der Suche nach Abwechslung waren. Oder machte sie sich nur etwas vor?
Nachdem sie sich erfrischt hatte, ging sie ins Wohnzimmer, wo auf dem Tisch noch das Geschirr vom Mittagessen stand. Lucca hatte auf einem Stuhl und eine junge Frau auf dem rosafarbenen Sofa Platz genommen. Sobald er Annabelle sah, stand er auf.
„Hallo, Ms Marsh. Darf ich Ihnen Stefana Beraldi vorstellen? Ich habe ihr erzählt, dass Sie für meinen Vater arbeiten. Bitte, setzen Sie sich doch zu uns.“
Annabella bemerkte sofort, dass die Besucherin hochschwanger war, und ihr Herz zog sich zusammen. Sie gab ihr die Hand. „Es tut mir sehr leid, was mit Ihrem Mann geschehen ist. Es ist nicht in Worte zu fassen.“
„Nein.“ In Stefanas dunkle Augen traten wieder Tränen. „Ich kann mich noch immer nicht damit abfinden und musste Lucca unbedingt sehen. Wir haben lange miteinander gesprochen. Leo wollte, dass er Patenonkel unseres Kindes wird.“
Annabelle sah Lucca fragend an. Das bedeutete für ihn, dass er eine große Verantwortung auf sich nahm.
„Ich fühle mich geehrt und habe eingewilligt. Stefana ist extra von Neapel hergekommen, um mich zu fragen.“
Die junge Frau schluchzte auf. „Eigentlich hatte das Leo machen wollen, denn Lucca war sein bester Freund.“
Annabelle legte ihr die Hand auf den Arm. „Ihr Mann fehlt Lucca sehr, Stefana“, sagte sie und dachte an seinen Albtraum, in dem er immer wieder Leos Namen gerufen hatte. Bestimmt würde Lucca auch ihr und ihrem Kind immer ein verlässlicher Freund bleiben.
„Danke für Ihr Mitgefühl.“ Stefana lächelte unter Tränen. „Jetzt muss ich aber gehen.“
„Wir bleiben in Kontakt, Stefana“, versprach er. „Sobald ich wieder Auto fahren kann, komme ich dich besuchen.“
„Gute Besserung, Lucca.“
„Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Geburt“, sagte Annabelle und gab ihr zum Abschied die Hand.
Während Lucca die Frau seines Freundes zu ihrem Wagen begleitete, setzte sich Annabelle hin und schlug die Hände vors Gesicht. Das Baby würde Stefana bestimmt großen Trost geben, aber war es nicht sehr schwer, allein ein Kind großzuziehen? Zum ersten Mal seit der Scheidung bedauerte Annabelle es nicht mehr, kein Baby von Ryan bekommen zu haben.
Als Lucca
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