Sinnliches Erwachen
Empfindung verließ sie …
Plötzlich klopfte etwas gegen ihre Wange. Etwas Kaltes strich über ihre Stirn.
Stirnrunzelnd kämpfte Nicola sich aus der Dunkelheit empor und öffnete blinzelnd die Augen. Koldo war über sie gebeugt, und sie – sie lag auf dem Bett, den Kopf auf ein dickes, weiches Kissen gebettet. Ihr Kleid war gerichtet, sittsam über ihre Beine gebreitet.
Oh nein. „Es ist wieder passiert, oder?“
„Ja. Du bist in Ohnmacht gefallen.“ Seine Selbstvorwürfe waren fast greifbar. „Ich hab dich zum Bett getragen.“
Auch wenn sie mittlerweile begriffen hatte, dass er sie trotzdem wollte, selbst wenn Dinge wie das hier passierten, stieg ihr die Schamesröte in die Wangen, genau, wie sie befürchtet hatte. „Es tut mir so leid, Koldo.“
„Das muss es nicht. Ich hab zu früh zu viel von dir verlangt.“ Seine herrliche Brust war wieder von seinem Hemd bedeckt, und das war in diesem Augenblick möglicherweise die größte Tragödie. „Nächstes Mal gehe ich es langsamer an.“
„Nächstes Mal“, wiederholte sie und hätte vor Zufriedenheit am liebstengeschnurrt.
Er runzelte die Stirn. „Du willst kein nächstes Mal?“
Mehr als alles andere. „Was bringt dich denn auf die Idee? Außer natürlich, du willst kein nächstes Mal“, schob sie eilig hinterher. „Versuchst du unauffällig anzudeuten, dass du lieber wieder zur Freundschaft zurückkehren würdest?“
Er legte ihr eine Hand an den Kiefer und streichelte mit dem Daumen über ihre Wange. „Hast du dir den Kopf angeschlagen? Natürlich will ich nicht bloß dein Freund sein. Und mittlerweile solltest du mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich noch nie etwas unauffällig angedeutet habe.“
Wie wahr. Sie lächelte ihn an. „Du bist so unglaublich süß.“
Auch seine Mundwinkel zuckten. „Erstens: Es ist mir egal, selbst wenn du jedes Mal in Ohnmacht fällst, wenn wir das tun. Du bist jede Mühe wert. Zweitens: Ich mache dich glücklich. Und damit bringe ich deine Heilung voran.“
Nicht einfach nur glücklich, dachte sie. Wahnsinnig vor Glück.
„Willst du es bei reiner Freundschaft belassen?“, fragte er, und plötzlich war sein Tonfall schneidend. In seiner Miene hingegen spiegelte sich die reinste Folter. „Ich bin kein Mann, der bereit wäre, sich deine Zuneigung zu erkaufen, aber vielleicht könnte ich andere Dinge tun. Gibt es irgendetwas, das du dir wünschst, was ich dir noch nicht gegeben habe?“
Ihr Herz machte einen Satz. „Nein“, gestand sie. „Ich will es nicht bei Freundschaft belassen. Und du hast mir schon alles gegeben.“ Er war der Mann, an den sie den ganzen Abend gedacht hatte. Der Mann, an dessen Seite sie sich gewünscht hatte. Der Mann, nach dem sie sich verzehrte.
Endlich entspannte er sich wieder, nickte und ließ seine Hand auf ihren Hals gleiten, zu ihrem wild pochenden Puls. „Ich mag es, wie wir uns küssen.“
„Ich mag das auch.“
„Ich mag deinen Geschmack, wie du dich anfühlst.“
„Ja.“
„Ich will, dass du dieses Gift vollkommen loswirst.“ Pure Entschlossenheit vibrierte in seiner Stimme. „Für immer.“
Genau wie sie. Mehr als je zuvor. Und jetzt mussten sie dringend das Thema wechseln, bevor sie zu früh zu viel verlangte. „Sag irgendwas, um mich abzulenken. Bitte.“
Für einen langen Moment betrachtete er sie, bevor er nickte. Er rollte sich zur Seite und sagte: „Das im Fahrstuhl war nicht das erste Mal, dass ich dich gesehen habe.“
„War es nicht?“
„Nein. Am Tag zuvor war ich ins Krankenhaus geschickt worden, um einem Menschen zu helfen, und bin ins Zimmer deiner Schwester gestolpert. Der Höchste zeigte mir, dass sie in diesem Zustand war, weil sie einen Dämon der Angst so lange genährt hatte, dass er sich schließlich in ihrem Körper einnisten konnte. Das hat Er mir gezeigt, weil Er wollte, dass ich ihr helfe. Ja, ihr, aber genauso auch dir, glaube ich. Du warst in Gefahr, auf dieselbe Weise schwach zu werden.“
Nicola schmiegte sich an ihn, fand Trost, Gesellschaft und Akzeptanz in einer einzigen verlockenden Position, trotz des ernsten Themas. Oder vielleicht auch gerade deshalb. Wissen war Macht. „Ich habe einen Dämon genährt? Ich meine, ich weiß, dass das Gift in mir war, aber irgendwie hatte ich gedacht … Ich weiß nicht, was ich gedacht habe.“
„Zwei von ihnen hingen ununterbrochen an dir dran.“
Ein Keuchen blieb ihr in der Kehle stecken. „Davon hatte ich keine Ahnung. Ich hab sie nie gesehen.“
„Und
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