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Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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Stirnrunzeln verstärkte sich. Er brach in die Knie.
    Augenblicklich sprang Xerxes auf, um zu ihm zu eilen, doch …
    Björn verschwand.
    Verschwand, als hätte er sich teleportiert – eine Fähigkeit, die er nicht besaß. Oder als hätte jemand oder etwas anderes ihn teleportiert.
    „Was war das gerade?“, rief Xerxes entsetzt. „Björn. Björn!“
    Mit aller Macht versuchte Thane, sich in eine sitzende Position hochzukämpfen. Seine Freunde. Er musste seinen Freunden helfen. Sie bedeuteten ihm so unermesslich viel. Waren sein Ein und Alles. Ohne sie war er nichts. Doch unerbittlich zog die Benommenheit ihn wieder mit sich hinab, füllte seinen Kopf. Schwäche strömte in seine Glieder, und ihm blieb nichts, als atemlos dazuliegen – bis er das Bewusstsein verlor.

34. KAPITEL
    Nicola saß am Krankenhausbett ihrer Schwester. So vieles hatte sich verändert, seit sie diesen grauenhaften Tanz das letzte Mal getanzt hatten, und doch raste Laila immer noch unaufhaltsam auf den Tod zu.
    Wenn wir je wieder in diese Situation kommen – und ich schätze, das werden wir –, will ich, dass du mich gehen lässt.
    Nein , hatte Nicola damals gesagt.
    Niemals, dachte sie jetzt.
    Zu jenem Zeitpunkt hatte sie keine Hoffnung gehabt. Das war jetzt anders. Sie war anders. Stärker. Klüger. Sie wusste, dass es einen besseren Weg gab. Doch ihre Schwester wusste das nicht, und jetzt kam es darauf an, sie zu überzeugen.
    Meine kostbare Laila, dachte sie, und ihr stiegen die Tränen in die Augen. Schläuche steckten ihrer Schwester in der Brust und in den Armen. Schon jetzt war ihre Haut wieder gelb. Sie war in ein Koma geglitten, von dem die Ärzte behaupteten, sie würde nie wieder daraus erwachen. Sie stand unter Medikamenten, war jedoch trotzdem nicht schmerzfrei, wenn man nach ihren angespannten Zügen und ihren verkrampften Muskeln schloss.
    Jedes Mal, wenn Nicola wiederholte, was sie von Koldo gelernt hatte, wurden Lailas Vitalzeichen kräftiger – doch sobald sie zu sprechen aufhörte, sackten die Werte wieder ins Bodenlose. Schlaf war Nicolas größter Feind geworden.
    Zacharel hatte getan, was er konnte, um Laila am Leben zu halten, doch letzten Endes waren sie auf professionelle Hilfe angewiesen. Also hatte er Laila ins Krankenhaus geflogen. Nicola hatte er zwei Gesandte an die Seite gestellt, die nun auf dem Flur warteten und ihr etwas Zeit mit ihrer Schwester ließen. Um sich zu verabschieden.
    Wo bist du, Koldo?
    Seit zwei Tagen war er wie vom Erdboden verschluckt. Zacharel war irgendwo da draußen auf der Suche nach ihm.
    Zacharel, der ihr erzählt hatte, dass Koldo sich aufgemacht hatte, noch einmal das Wasser des Lebens zu beschaffen, nur weil Nicola ihn darum gebeten hatte – und dass er schon am Ende des ersten Tages hätte zurückkehren müssen. Das war jedoch nicht alles, was er ihr erzählt hatte. Wieder lief Nicola ein Schauer über den Rücken, als sie sich an den Rest erinnerte.
    Dein Mann ist ausgepeitscht worden. Vorher hat man ihm befohlen, etwas aufzugeben, das für ihn kostbar ist. Er muss vollkommen verstört sein. Ich habe unseren Anführer nach den Details gefragt, doch es ist nicht an ihm, diese weiterzugeben.
    Wie sehr sie sich wünschte, sie könnte die Zeit zurückdrehen bis zu jenen kurzen Minuten in Zacharels Wolke und Koldo davon abhalten, zu gehen. Doch genau das war der Grund, aus dem er ihr nicht gesagt hatte, wohin er wollte. Damit sie das nicht konnte. Er tat das für sie. Litt für sie .
    Ich muss ihn finden. Doch sie konnte ihre Schwester hier nicht einfach allein … allein … Sie konnte ihre Schwester nicht allein lassen.
    Und was, wenn sie von Koldo verlangt hatten, Nicola aufzugeben?
    Tausende winzige Knötchen formten sich in ihrem Magen, und mühsam schluckte sie ein kummervolles Schluchzen hinunter.
    „Das war’s für mich, Co-Co.“
    Lailas Stimme zerriss die Stille im Raum, und erschrocken zuckte Nicola zusammen. Klare graue Augen waren auf sie gerichtet, ohne sichtbare Anzeichen von Schmerz.
    In ihrem Innern prallten Hoffnung und Verwirrung mit ihrem Schock zusammen, vermengten sich zu einer benebelnden Mixtur, die sie schwindeln ließ. „Du bist wach.“
    „Nur für einen kurzen Augenblick.“ Aufgesprungene Lippen hoben sich zu einem weichen Lächeln. „Du musst mich gehen lassen, Liebes. Es ist an der Zeit.“
    Nein. Auf keinen Fall! „Ich hab’s dir doch schon mal gesagt. Ich kann nicht. Und das werde ich auch nicht.“ Vehement schüttelte Nicola den Kopf.

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