Sinnliches Erwachen
hinter den Kulissen tat. Sie wussten nichts von den Löchern in seinen Wänden. Faustgroßen Löchern. Er war genauso verkorkst wie sie.
Von der Sprechanlage ertönte ein Piepsen und ersparte Thane so die Suche nach einer Antwort. „Sir, Cario hat schon wieder versucht, sich einzuschleichen“, gab eine Männerstimme durch.
Cario. Närrisches Weib. Das war ihr dritter Versuch in drei Wochen, zu Xerxes vorzudringen. Aus irgendeinem Grund war sie besessen von ihm. Der Krieger selbst hingegen hatte keine Ahnung, wer sie war oder warum sie überhaupt etwas mit ihmzu tun haben wollte. Ihre Herkunft war unbekannt. Aber eins wussten sie: Sie konnte ihre Gedanken lesen und wusste über ihre Vergangenheit Bescheid.
Eine Vergangenheit, die sie um jeden Preis geheim halten wollten.
„Sag mir, dass ihr sie dieses Mal zu fassen gekriegt habt“, schaltete sich Xerxes ein.
Aus dem Lautsprecher ertönte ein Knacken und Rascheln. „Äh, na ja …“
Heftig ließ der Krieger seine Faust auf die Armlehne seines Sessels niederfahren. „Irgendjemand muss dieses Weib aus dem Weg schaffen.“
„Verdoppelt die Wachen an allen Türen“, befahl Thane. An Xerxes gewandt, fügte er hinzu: „Wir kriegen sie. Keine Sorge.“
„Was will die überhaupt von dir?“ Björn schlenderte zur Bar und goss sich einen neuen Drink ein, den er schnell hinunterkippte und gleich noch einen hinterherschickte.
„Ich hab keine Ahnung.“ Entnervt ließ Xerxes sich gegen die Rückenlehne sinken und rieb sich mit der Hand übers Gesicht. „Ich hab sie zum ersten Mal gesehen, als sie in den Club gekommen ist und Thane ihr meine sexuellen Dienste angeboten hat.“
„Ich dachte, ich würde dir damit einen Gefallen tun.“
„Falsch gedacht, mein Freund. Und jetzt muss ich gehen.“ Xerxes erhob sich, das Gesprächsthema war ihm sichtlich unbehaglich. „Ich muss noch McCadden was zu essen geben.“
McCadden war ein gefallener Gesandter, der versucht hatte, jemanden zu töten, der unter Zacharels Obhut stand – und es immer noch vorhatte. Eigentlich hätte Xerxes den Kerl einfach umbringen und sich das Babysitten ersparen sollen, aber es kam nicht infrage, ihren ehemaligen Kameraden zu töten. Also hielten sie ihn stattdessen gefangen.
Xerxes verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.
Die Schultern leicht zusammengesunken, blickte Björn in sein leeres Glas. „Ich sollte mich auch verziehen.“
Nein , wollte Thane sagen. Bleib bei mir . Aber so bedürftig war er nicht. „Dann sehen wir uns morgen.“
„Bis morgen.“ Leere lag in der Antwort seines Freundes, und mit kerzengeradem Rücken marschierte er hinaus.
Augenblicklich legte sich Stille um Thane.
Stille. Wie er sie verabscheute. Sie ließ ihn allein mit seinen Gedanken, seinen Erinnerungen. Mit finsterer Miene erhob er sich und machte sich auf den Weg in sein Zimmer, nur um gleich wieder stehen zu bleiben. Die Phönix war immer noch in seinem Bett. Er könnte zu ihr gehen, mit ihr schlafen und ihnen beiden endlich einen Orgasmus verschaffen … Aber nein. Diese Beziehung würde er beenden. Er würde sie nicht noch einmal in seinen Armen willkommen heißen.
Stattdessen schritt er aus seinem Privatflügel in dem weitläufigen Gebäude in den Aufzug und fuhr hinab in die Bar. Hier würde er eine neue Liebhaberin auftreiben, die Sorgen seiner Freunde vergessen und seine Gedanken von der Vergangenheit fernhalten.
Sobald die Tür aufglitt und das verdunkelte Gewölbe mit den samtbezogenen Wänden, schwarzen Sofas und gläsernen Tischen freigab, stürmte vielfältiger Lärm auf ihn ein, und er schaffte es endlich, sich zu entspannen.
Wachsam tigerte er durch die Düsternis und die vielen Gäste. Manche saßen an den Tischen und tranken oder schnupften Ambrosia, während andere sich auf den Sofas im hinteren Teil fläzten und sich so eng wie möglich an ihren auserwählten Spielgefährten des Abends drängten. In der Mitte des Raums tanzten einige undließen ihre Hände auf Wanderschaft gehen. Er lauschte geflüsterten Unterhaltungsfetzen.
„… wird dir gefallen, versprochen. Versuch’s einfach mal.“
„… Beziehungsmaterial. Wirklich. Die richtig Heißen sind alle bloß Abschaum.“
„… ernsthaft, ich würde mich auf so einen wie dich einlassen?“
Suchend blickte er sich um … prüfte … bis er schließlich die kleine blonde Harpyie ins Visier nahm, die Koldo abgewiesen hatte.
Die reicht, beschloss er.
Thane schlenderte näher zu ihr. Unter dem pink-blauen Licht des
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