Sinnliches Erwachen
seiner Vergangenheit hatte er kein Recht, einer Frau Trost zu schenken. Zu viele hatte er verletzt. Was er verdiente, waren Peitschenhiebe, Faustschläge, nicht Liebkosungen. Doch er brachte es einfach nicht über sich, von ihr abzurücken.
„Du bist so warm“, murmelte sie.
Du bist so weich.
Sie griff nach oben und spielte wieder mit den Perlen in seinem Bart. „Also sind selbst meine Gedanken wichtig?“
„Natürlich. Deine Gedanken können eine Feuersbrunst heraufbeschwören oder eine friedliche Meeresbrise.“
„Aber ich kann doch nicht kontrollieren …“
„Du kannst. Wenn sich ein falscher Gedanke anbahnt, zwing dich, an etwas anderes zu denken.“ Das ist ein sehr guter Rat – warum befolgst du ihn nicht selbst?
Sie seufzte. „Was ist mit dem Wasser, das du Laila eingeflößt hast?“
„Es hat ihren Körper geheilt und den Dämon aus ihr vertrieben; aber was wird geschehen, wenn andere Dämonen sie angreifen? Wird sie ihrem Gift von Neuem nachgeben und in Angst leben?“
„Sie hatte einen Dämon in sich drin ?“
„Ja.“ Diese spezielle Tatsache hätte er ihr vielleicht schonender beibringen sollen. Einige Momente lang blieb es still. „Ich hatte ja keinen Schimmer. Ich war so ahnungslos.“ Ein Beben durchfuhr ihren Leib, und warme Tränen durchnässten den Stoff seines Gewands.
Tränen? Er musste ihr Gesicht sehen. Koldo legte die Hände an ihre Taille, hob sie hoch und teilte ihre Beine mit seinem Knie. Als er sie auf seinen Schoß setzte, schnappte sie nach Luft, und erst in diesem Augenblick ging ihm die äußerste Intimität dieser Position auf.
Mühsam verschluckte er ein Stöhnen. Vor Genuss. Vor Qual.
Vor Begehren. Und Reue.
„Hast du Angst vor mir?“, stieß er rau hervor. Vor dem hier . Lieber würde er sterben, als bei ihr dieselbe Reaktion auszulösen wie ihr Boss.
„Nein.“ Ihre Augen glänzten, wirkten glasig, doch die Tränen waren versiegt. „Ich hab nur … In dieser Position war ich noch nie.“
Noch nie?
Ihn erfüllte ein Gefühl von Besitzerstolz, heißer als Feuer, tödlicher als eine Sturmflut. „Hast du noch mehr Fragen an mich?“
„Habe ich.“ Sie hakte die Finger in den Halsausschnitt seines Gewands und rieb den Stoff, als verspürte auch sie diesen Drang, ihn zu berühren. Ihre Haut streifte die seine, kühl, wo er überhitzt war, weich, wo er Schwielen hatte.
Ich muss die Arme um sie legen und sie enger an mich ziehen … noch enger … dann meine Lippen auf ihre drücken … sie küssen … sie kosten. Sie verzehren.
Doch er tat es nicht. Ein einziger Gedanke hielt ihn davon ab. Mit seinen schmutzigen, hässlichen Lippen konnte er nicht eine so unschuldige Frau besudeln.
Aber … was, wenn er es trotzdem täte? Was, wenn er nachgäbe? Was, wenn es ihr gefiele?
Die Versuchung hat mich im Griff, wurde ihm klar. Und sie flüsterte so verführerisch.
Er hielt stand. Zu viel Aufregung an einem Tag würde ihrem empfindlichen Herzenden Rest geben. Und vielleicht, nur ganz vielleicht, auch seinem.
„Eine beantworte ich noch“, krächzte er. „Nur eine. Ich will dich nicht überladen.“
Einen Augenblick überlegte sie, dann nickte sie. „Sehen die Dämonen aus wie kleine Affen?“
In seinem Kopf schienen sich zwei Schaltkreise zusammenzufügen, und er runzelte die Stirn. Es gab nur eine Möglichkeit, woher sie wissen konnte, wie eine der niedersten Dämonenarten aussah. „Du hast den im Büro gesehen?“
„Ihn und viele andere. Zwei lungern sogar immer bei Laila herum“, gestand sie mit zittriger Stimme.
Ja, die zwei hatte er gesehen. Einer war in ihr gewesen. Der andere war sein „Freund“. Sobald Koldo sich näherte, nahmen sie jedes Mal Reißaus. „Solange sie sie füttert, werden sie immer wieder zu ihr zurückkehren.“
Nicola strahlte Anspannung aus. „Und wenn uns noch andere angreifen?“
Würde Koldo es spüren. Aber … was, wenn nicht … oder was, wenn er ihr nicht rechtzeitig zu Hilfe kommen könnte? „Ruft den Höchsten an. Er wird zu euch schicken, wer immer gerade am schnellsten bei euch sein kann.“ Germanus würde niemals so mächtig sein wie der Höchste. Die Hilferufe eines Menschen konnte er nicht vernehmen. Außerdem waren seine Truppen begrenzt.
„Warum bist du dir da so sicher?“
„Er hat versprochen, jeden Menschen zu retten, der Ihn anruft, und Er hält seine Versprechen immer.“
„Jeden Menschen. Sogar mich?“
Er schob die Brauen so dicht zusammen, dass sie Richtung Haaransatz wanderten
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