Sinnliches Spiel auf Antigua
leeres Glas hoch, um sich noch einen Whiskey Sour zu bestellen. „Dafür haben wir morgen genug Zeit. Aber sagen Sie mal, Jacob Wolff, wie haben Sie Ariel Dane denn kennengelernt? Doch ganz sicher nicht auf irgendeiner Party in Hollywood? Da wären Sie mir bestimmt aufgefallen.“
Jacob bestellte sich ein Selterswasser mit Zitrone und lehnte sich zurück. „Gemeinsame Freunde haben uns einander vorgestellt. Es war Liebe auf den ersten Blick – zumindest was mich angeht.“
Ariel zog kurz die Brauen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. Zu übertrieben.
Jacob kraulte ihr zärtlich den Nacken. „Ich bin so stolz auf sie. Man sagt, dass Ihr Film Chancen auf einen Oscar hat.“
Rod stürzte den Drink herunter und stellte das Glas hart ab. „Stimmt“, sagte er mit etwas schwerer Zunge. „Aber dadurch stehe ich stark unter Druck. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre ein einfacher Arbeiter.“
Alle um ihn herum lachten, denn keiner wollte die Gelegenheit versäumen, sich bei ihm beliebt zu machen.
Dann wurde das Essen serviert, und nachdem Ariel einen großen Teller köstlicher Krabbensuppe verputzt hatte, legte sie Rod eine Hand auf den Arm und stand auf. „Ich will mich kurz mit den anderen bekannt machen. Bis nachher.“ Dann küsste sie Jacob auf den Kopf. „Bleib nur hier, Liebster, und unterhalte dich mit Mr Brinkman. Ich komme wieder.“
In den nächsten eineinhalb Stunden konnte Jacob beobachten, wie geschickt sie vorging. Ganz gleich an welchen Tisch sie trat, sehr bald erhob sich dort fröhliches Gelächter und ein lebhaftes Gespräch. Dabei machte sie keinen Unterschied zwischen der Filmcrew und den Schauspielern. Ariel war eben Ariel und wurde von allen geliebt.
Auch Rod schüttelte beeindruckt den Kopf. „Sie ist wirklich einmalig. Sie ist nicht so nervig, wie diese Primadonnen sonst sind. Ich kann gar nicht begreifen, warum ihr bisher niemand die Gelegenheit gegeben hat, zu zeigen, was sie kann. Das Mädchen ist super.“
„Finde ich auch.“
Punkt neun kehrte sie an ihren Tisch zurück. Ohne Scheu setzte sie sich auf Jacobs Schoß und legte ihm einen Arm um den Hals. „Zeit ins Bett zu gehen, Mr Wolff. Der neue Regisseur soll ein Ekel sein, wenn irgendjemand zu spät am Set erscheint.“
Rod gähnte und stand schwerfällig auf. „So ist’s. Die Hälfte der Leute hier geht wahrscheinlich überhaupt nicht ins Bett. Aber ich brauche meinen Schönheitsschlaf.“
Jacob hob Ariel hoch und stellte sie auf die Füße. Er reichte Rob die Hand. „Ich habe mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr Brinkman. Und ich bin gespannt darauf, Sie morgen in Aktion zu sehen.“
Alle drei verließen das Restaurant. Brinkman kniff Ariel liebevoll in die Wange. „Morgen ist Ihr großer Tag, Ariel. Ich will ja nicht voreilig sein, aber ich bezweifle, dass Ihr Leben nach diesem Film noch so sein wird wie vorher.“
Ariel blickte dem Regisseur hinterher, der in seine Villa ging, während sie und Jacob die andere Richtung einschlugen. „Ich hoffe, ich werde ihn nicht enttäuschen“, sagte sie leise. „Ich weiß, dass ihn viele für verrückt erklärt haben, weil er mich engagiert hat.“
Sowie sie keiner mehr sehen konnte, war Jacob auf Abstand gegangen. Kein Händchenhalten mehr, keine Küsschen auf die Wange. „Rob Brinkman ist doch nicht dumm, Ariel. Er hat etwas in dir entdeckt, was nicht einmal dir aufgefallen ist, ja, was du vielleicht selbst gar nicht sehen kannst. Übrigens habe ich den Hauptdarsteller gar nicht gesehen, der deinen Liebhaber spielt. Wie hieß er noch gleich? John?“
„Ja. Sein Flugzeug hat Verspätung. Bin gespannt, ob er es bis morgen früh schafft.“
„Der Arme.“
„Ja, das ist wirklich Pech. Ich hoffe, dass Rod weiß, was er tut. Immerhin ist es schon ein Risiko, mich zu engagieren. Aber dazu noch einen vollkommen unbekannten Schauspieler … Ich möchte nicht für seinen ersten Flop verantwortlich sein.“
„Das wird nicht geschehen.“ Jacob schloss die Tür auf, und beide traten ein. Ariel schleuderte die Schuhe von den Füßen und tappte zum Kühlschrank, um sich eine Flasche Wasser zu holen. Das riesige Bett war einfach nicht zu übersehen und lud geradezu ein zu allen möglichen sexuellen Spielchen. Aber sofern Jacobs Widerstand nicht doch in sich zusammenfiel – und das war sehr unwahrscheinlich – würde in diesem Raum heute Nacht überhaupt nichts passieren.
Da sie es nicht wagte, ihn anzusehen, pulte sie an dem Etikett der Wasserflasche herum.
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