Sinnliches Spiel auf Antigua
sie nicht.
Als sie merkte, dass die Schwestern sie neugierig ansahen, riss sie sich zusammen, obgleich ihr zum Sterben elend war. „Ich wollte fragen, ob ich auch Blumen mitbringen kann“, sagte sie mit einigermaßen normaler Stimme. „Aber jetzt sehe ich das Schild da oben. Also nicht. Bin gleich zurück.“
9. KAPITEL
Irgendetwas war anders. Ariel war wie in Schock. Es musste etwas geschehen sein. Bevor sie sich auf den Weg zu dem Kiosk gemacht hatte, war sie verzweifelt über den Zustand ihrer Mutter gewesen und hatte die Tränen kaum unterdrücken können. Jetzt blickten ihre trockenen Augen starr und ihr Gesicht glich einer Maske. Eine Schwester steckte den Kopf durch den Vorhang und erinnerte sie daran, dass sie den Besuch nicht länger ausdehnen sollten. Jacob nahm Mrs Danes Hand. „Ruhen Sie sich aus. Essen Sie, und tun Sie das, was man Ihnen sagt.“
„Ja, das werde ich tun. Sie können sich darauf verlassen.“ Sie legte Ariel, die sich vorbeugte, die mageren Arme um die Schultern und warf Jacob dabei einen tieftraurigen Blick zu. „Gib acht auf dich, mein Liebes.“
Ariel stürzte geradezu aus dem Krankenhaus. Jacob hatte beinahe Mühe, ihr zu folgen. Er hätte gern ihr Haus gesehen, aber da sie nur so wenig Zeit hatten, war es sinnvoller, in einem Hotel in der Nähe des Krankenhauses zu bleiben.
Das Hotel war schlicht, aber ausreichend. Sowie sie in ihrem Zimmer waren, legte Ariel sich ins Bett und schlief. Jacob sah fern, den Ton hatte er ausgestellt. Er zog sein Telefon aus der Tasche, checkte seine E-Mails und schickte je eine SMS an seinen Vater und die Brüder.
Kurz vor sechs wachte Ariel auf. Sie strich sich das Haar mit gespreizten Fingern zurück. „Zeit fürs Krankenhaus.“
„Du solltest erst etwas essen.“
„Ich habe keinen Hunger.“
„Wenigstens eine Suppe.“ Jacob betrachtete sie besorgt. Sie sah erschreckend blass aus.
„Ich kann nicht. Komm. Ich will die Besuchszeit ausnutzen.“
Da ihr Wagen in der Hotelgarage stand, entschlossen sie sich, zu Fuß zu gehen. Die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau. Ariel hatte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst, was sie besonders jung und verletzlich aussehen ließ. Vor der Intensivstation blieb sie stehen und schaute Jacob mit großen traurigen Augen an. „Kannst du sie nicht untersuchen? Um zu sehen, ob die Ärzte recht haben?“
„Ich bin nicht ihr Arzt. Und ich gehöre nicht zu diesem Krankenhaus.“
„Aber wenn sie es will? Sozusagen als zweite Meinung? Bitte, Jacob.“
Er konnte ihrem flehenden Blick einfach nicht widerstehen. „Nur wenn deine Mutter es wirklich will.“
„Sie will.“
„Ich warte hier draußen, damit du es in Ruhe mit ihr besprechen kannst.“ Ihm war nicht wohl dabei. Ariel hoffte, dass er Wunder vollbringen würde. Aber das konnte er leider nicht, das hatte er schon erleben müssen.
Als sie ihn hereinrief, lag Mrs Dane mit geschlossenen Augen im Bett. Ihr Atem kam rasselnd. „Sie will“, sagte Ariel schnell. „Eine Schwester bringt noch ein paar Formulare, die du unterschreiben musst.“
„Ich muss auch ihr Krankenblatt sehen.“
„Ja, ich weiß.“
„Möchtest du dabei sein?“
Ariel kniete sich neben das Bett und strich der Mutter das feuchte Haar aus der Stirn. „Mama? Möchtest du, dass ich bleibe?“
Mrs Dane öffnete die Augen. „Geh lieber raus, mein Kind. Sieh in den blauen Himmel, und genieß die Abendsonne.“ Sie sah Jacob an. „Ist das auch in Ihrem Sinn, Dr. Wolff?“
„Selbstverständlich.“
Ariel verließ die beiden, und Jacob fing an, die Kranke zu untersuchen. Er hatte immer eine kleine Tasche mit den notwendigen Utensilien dabei. Es erschreckte ihn, was er durch das Stethoskop hörte. Mrs Dane hatte eine schwere Lungenentzündung. Als er die Untersuchung beendet hatte, stöhnte Mrs Dane leise vor sich hin. Offenbar litt sie große Schmerzen. Auf Jacobs Nachfrage kam eine Schwester mit Schmerztabletten. Jacob lehnte sich gegen die Wand und las sorgfältig den Krankenbericht durch.
Die Werte des letzten Bluttests waren alarmierend. Die medikamentöse Behandlung entsprach dem, was Jacob auch vorgeschlagen hätte. Überhaupt wich nichts von dem ab, was auch er festgestellt hatte. Das war einerseits positiv, andererseits auch deprimierend. Denn Ariel setzte all ihre Hoffnung in ihn, und er konnte ihr keine machen.
Er schickte ihr eine SMS, und sie kam sofort. Wahrscheinlich hatte sie sich auf dem Flur aufgehalten. Sie knetete nervös
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