Sinnliches Spiel auf Antigua
gesucht.“
Überrascht sah sie ihn an. Irgendetwas musste passiert sein. Wegen einer Verspätung würde der sonst so gelassene Rod Brinkman nicht derart außer sich sein. „Was ist denn los?“
Er legte ihr beide Hände auf die Schultern, mit einem Mal ganz ruhig. „Ihre Mutter ist auf die Intensivstation gekommen.“
Ariel wurden vor Entsetzen die Knie weich, und wenn Jacob, der hinterhergekommen war, sie nicht aufgefangen hätte, wäre sie zu Boden gesunken. „Unser Jet kann sehr schnell hier sein“, versuchte er sie zu beruhigen.
Brinkman schüttelte den Kopf. „Nicht nötig. Wir haben für Sie beide schon Tickets für den nächsten Flug nach Los Angeles bestellt. Die Maschine geht in einer halben Stunde und wird auf Sie warten.“ Er grinste. „Ich habe meine Beziehungen ein wenig spielen lassen. Harriet hat bereits Ihre Sachen geholt. Sie wird Sie zum Flugplatz fahren. Sie müssen sich dann im Flugzeug umziehen, dafür ist keine Zeit mehr. Und nun ab mit Ihnen!“ Er strich Ariel flüchtig über die Wange. „Ihre Mutter ist jetzt das Wichtigste. Wir warten auf Sie.“
Später konnte Ariel sich nicht mehr daran erinnern, was in den letzten acht Stunden geschehen war. Wahrscheinlich hatte Jacob ihr irgendein Mittel zum Schlafen gegeben. In Houston mussten sie die Maschine wechseln, und es ging mit dem Privatjet der Wolffs weiter. Auf dem Flug von Antigua nach Houston hatten sie sich zwar umgezogen, waren aber natürlich trotzdem erkannt worden. Jeder wusste, dass auf der Insel ein Film gedreht wurde. Doch die Flugbegleiter waren sehr hilfreich, und auch Jacob schirmte Ariel vor neugierigen Fragen ab.
In dem kleinen Privatjet hingegen herrschte Ruhe, und Ariel konnte ihren Gedanken nachhängen. Andererseits gab es keine Ablenkung, und so war sie froh, als sie endlich ihr Ziel erreichten. Das Krankenhaus in Los Angeles war wie alle Krankenhäuser, steril und Furcht einflößend. Jacob wollte vor der Intensivstation warten, aber Ariel flehte ihn an, mitzukommen. Die letzten vierundzwanzig Stunden waren ein einziger Härtetest gewesen, und sie hatte nicht mehr viele Reserven.
Als sie zusammen mit Jacob den kleinen, mit Vorhängen abgetrennten Raum betrat und die schmale blasse Frau mit geschlossenen Augen im Bett liegen sahen, traten ihr die Tränen in die Augen. Die Mutter hatte das letzte Mal noch so gut ausgesehen, war munter und ziemlich unternehmungslustig gewesen. „Mama“, flüsterte Ariel. „Ich bin es.“
Gerührt sah Jacob zu, wie die beiden Frauen sich umarmten. Ariel hatte sich auf die Bettkante gesetzt und sich vorgebeugt. Ihre Mutter war offenbar zu schwach, sich auch nur ein wenig aufzurichten. Die Ähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter war verblüffend. Wie alt mochte Mrs Dane wohl sein? Vielleicht fünfundvierzig. Sie hatte den gleichen Gesichtsschnitt wie Ariel und ihr Haar war ebenso hellblond, wenn sie es auch kurz geschnitten trug.
Ariel strich der Mutter über die schmalen Hände. „Was ist denn los, Mama? Warum hat man dich hier eingeliefert?“
„Lungenentzündung, mein Kind.“ Ein Hustenanfall schüttelte ihren mageren Körper. „Der Arzt sagt, dass mein Immunsystem nach der Chemo zu schwach ist“, flüsterte sie mit Anstrengung. „Aber das wird schon wieder, mein Liebes. Du hättest nicht kommen sollen.“
„Sei nicht albern“, sagte Ariel mit fester Stimme. „Wo sollte ich wohl sonst sein?“
„Vielleicht bei Filmaufnahmen?“, meinte Mrs Dane verschmitzt, und Jacob musste lächeln. Mutter und Tochter hatten also auch die gleiche Art von Charme.
„Da mach du dir nur keine Sorgen. Rod Brinkman ist sehr zufrieden mit mir. Ich glaube, wir sind sogar etwas weiter, als der Zeitplan vorsieht.“
„Dennoch. Ich habe gestern in den Nachrichten gesehen, dass sich vor der afrikanischen Küste ein Sturm zusammenbraut. Ihr habt nicht mehr viel Zeit. Deshalb musst du so schnell es geht zurück, Liebes. Wir haben doch schon darüber gesprochen. Und ich schwöre dir, ich werde nicht ins Gras beißen, bevor du zurückkommst.“
„Das ist nicht komisch, Mama.“
Mrs Dane drückte ihr die Hände. „Ich bin sehr stolz auf dich, mein Kind. Du hast Talent, bist intelligent und liebenswürdig. Eine bessere Tochter kann sich eine Mutter nicht wünschen.“
„Sei vorsichtig.“ Ariel wischte sich beiläufig über die Wangen. „Wenn du derartig übertreibst, denke ich erst recht, dass du stirbst. Du hast doch nicht vergessen, dass ich als Kind die Gardinen anzündete
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