Sinnliches Spiel mit dem Feuer
vernünftiges und ungestörtes Gespräch mit ihm zu führen. Die Neuigkeit würde ihn schockieren – würde das Leben, das er so sehr verteidigte, zerstören. Das Leben, für das er sie geopfert hatte.
Als sie endlich genug Luft in die Lungen gepumpt hatte, sagte sie: „Nein. Ich hatte vorgehabt vorbeizuschauen, aber ich …“, sie hob den linken Arm, obwohl sie ganz genau wusste, dass sie keine Uhr trug, „… habe doch keine Zeit.“
Mitgefühl lag in den Augen der älteren Frau, die Paytons Hand drückte. „Sie zittern ja, mein Kind.“ Sie schlug den Mantelkragen hoch und deutete mit dem Kopf auf das Gebäude hinter ihr. „Wollen Sie nicht auf einen Kaffee hereinkommen?“
Mehrere Sekunden vergingen, in denen Payton auf die Lobby-Tür starrte. „Nein, vielen Dank. Ich gehe nach Hause. Machen Sie sich keine Sorgen.“
Mit einem zögernden Nicken drehte Deborah sich um und ließ sie allein.
Payton strich mit der Hand über ihren noch flachen Bauch. Ihr Blick ruhte auf dem Bürogebäude, dessen kühne Architektur seinen Besitzer reflektierte. Die beklemmende Erkenntnis, was geschehen würde, wenn Nate herausfand, dass sie schwanger war, traf sie mit voller Wucht. Wenn sie keinen felsenfesten Plan für ihre Zukunft hatte, ehe sie ihm die Neuigkeit mitteilte, würde Nate Evans das Ruder übernehmen und einen für sie machen.
10. KAPITEL
Das schrille Zischen, mit dem der Wasserdampf aus dem Kessel entwich, wurde von dem anhaltenden Läuten der Türglocke unterbrochen. Payton stellte das Gas ab, rannte den Flur hinunter und griff nach dem Hörer der Gegensprechanlage. „Hallo?“
„Ich bin’s, Nate. Lass mich rauf.“
Paralysiert starrte sie auf den kleinen weißen Kasten an ihrer Wand. Zu früh. Sie sollte noch mindestens ein paar Stunden haben. Er konnte nicht jetzt schon hier sein.
Langsam begann ihr Gehirn, wieder normal zu funktionieren, sie drückte auf den Knopf und öffnete die Tür. Nate nahm offensichtlich zwei Stufen auf einmal und bog bereits nach wenigen Sekunden um das Treppengeländer. Er sah müde und ungeduldig aus und wesentlich attraktiver, als erlaubt sein sollte.
Einen Herzschlag lang dachte sie, er wäre gekommen, um alles wieder ins Lot zu bringen. Weil er eingesehen hatte, dass er sie ebenfalls liebte. Weil er sie so vermisst hatte, dass er ihr einfach nicht mehr fernbleiben konnte …
„Was ist los?“, fragte er unumwunden, während er sich in ihr Apartment schob.
Sie trat zur Seite und schloss die Augen, ehe Nate die Enttäuschung darin erkennen konnte. Offensichtlich hatte Deborah mit ihm gesprochen. Das hatte Payton bereits befürchtet, weshalb sie vorsorglich das Handy ausgeschaltet hatte. Dass er in weniger als einer Stunde vor ihrer Tür auftauchen würde, damit hatte sie allerdings nicht gerechnet. Sie war noch nicht bereit, sich ihm zu stellen, doch Nate griff nach ihrem Arm, hielt ihn sanft aber fest, und zwang sie, ihn anzusehen. „Was ist los?“, wiederholte er eindringlich.
Ich bin schwanger.
Die Antwort war ganz einfach. Und dennoch brachte sie es nicht über sich, die Worte auszusprechen. Noch nicht.
So viel hatte sie entschieden.
„Es tut mir leid, ich wollte anrufen. Du hättest nicht gleich herhetzen müssen …“
Nate zog die Augenbrauen zusammen. Sein Mund wurde kurz zu einer dünnen Linie. „Deborah hat mir gesagt, dass du draußen vor dem Gebäude gestanden hast … weinend. Ich habe meine Nachmittagstermine abgesagt, um herzukommen, also erzähl mir jetzt bloß keinen Unsinn.“
Sein scharfer Ton ließ sie zusammenzucken, dennoch holte sie tief Luft. „Ich habe über uns nachgedacht.“
Halb erwartete sie, dass er ungeduldig auf die Uhr schauen würde, um nachzusehen, ob er seine Termine nicht doch noch schaffen könnte. Doch er hielt sich zurück, auch wenn er sie misstrauisch anblickte. „Uns?“
Uns. Sie beide. Das Gefühl, zusammen zu sein und das kleine Wesen zu schaffen, das in ihr heranwuchs. „Ich vermisse dich.“
Nate fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Ich vermisse dich auch, Sweetheart. Aber wir haben darüber geredet und beschlossen, dass wir uns eine Zeit lang trennen müssen, wenn wir eine Chance haben wollen, wieder gute Freunde zu sein.“
Das wusste sie alles. Genauso, wie sie die Antwort auf ihre nächste Frage kannte – die einzige Frage, die zählte, diejenige, die alles entschied – und dennoch musste sie sie stellen. Sie musste hören, wie er die Worte laut aussprach.
Zuerst schluckte sie, dann
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