Sinnliches Versprechen auf Sizilien
sein übermütiges Lachen vor sich, mit denen er sie verzaubert hatte, während sie sich in der weiß getünchten kleinen Trattoria gegenübersaßen, aber jetzt durfte sie sich davon nicht mehr beeinflussen lassen. Draußen war alles still, und nur eine leuchtend grüne Eidechse huschte blitzschnell über die Wand und verschwand in einer Ritze des alten Gemäuers.
„Ich hatte gehofft, noch heute wieder nach Hause zu fliegen, nachdem alles unterschrieben und besiegelt ist“, bemerkte Marina betont geschäftsmäßig, um erst gar keine Gefühlsregungen mehr aufkommen zu lassen.
Hinter ihr atmete Pietro tief ein, dann hörte sie seine Schritte auf dem Holzfußboden. Ein Hauch seines Limonenshampoos stieg ihr in die Nase.
„Und wie gesagt, ich will nicht das Geringste von dir“, erklärte sie erneut.
„Vielleicht gibt es da etwas, das ich von dir haben möchte, Marina.“
Seine Forderung traf sie wie ein Peitschenhieb; Marina wirbelte herum und sah Pietro an. Er stand beunruhigend nahe vor ihr, und sie blickte schnell auf sein T-Shirt, das sich über der muskulösen Brust spannte.
„Ich soll dir etwas geben?“, brachte sie mühsam hervor.
„Genauer gesagt, du sollst mir etwas zurückgeben.“
„Ich besitze nichts von dir, das ich dir zurückgeben könnte.“
Unwillkürlich hielt sie ihm die offenen Handflächen hin, um ihrer Behauptung Nachdruck zu verleihen, dabei blitzte der goldene Trauring an ihrem Ringfinger auf.
„Ach ja … natürlich.“ Sie verdrängte den Schmerz, der sie bei seinem Anblick durchzuckte.
Wie konnte sie so schwer von Begriff sein? Natürlich wollte Pietro den Ring zurückhaben – bestimmt sogar beide –, auch den kostbaren diamantbesetzten Smaragdreif, den er ihr zur Verlobung geschenkt hatte.
Bloß nicht daran denken, wie glücklich sie damals gewesen war! Mit bebenden Fingern versuchte Marina, sich den Trauring abzuziehen. Es gelang ihr nicht. Eine Laune des Schicksals hatte ihren Finger anschwellen lassen, der Reif saß fest und ließ sich nicht abstreifen.
„Tut mir leid, es geht nicht …“
Tränen nahmen ihr die Sicht, sie begann zu beben, konnte kaum noch atmen. Dann spürte sie, wie ihr das Blut in die Wangen schoss, was alles nur noch schlimmer machte. Pietro beobachtete sie scharf, sodass sie sich hilflos und verletzlich vorkam.
„Ich … Es geht nicht.“ Sie kämpfte gegen die aufsteigende Panik an, drehte den Ring, riss und zog daran …
„Verflixt … ich kann ihn nicht …“
Hilflos verstummte sie, als Pietro ihre Hand nahm und sie sanft mit den Fingern umschloss.
„Schon gut, Marina.“
Seine Stimme klang so ruhig, so beherrscht wie seine Berührung, und Marina hielt verwirrt inne.
„Schon gut, Marina“, wiederholte er beschwörend. „Es ist nicht der Ring, den du mir zurückgeben sollst.“
„Aber …“
Sie wagte nicht, ihn anzusehen, etwas an seiner Stimmung, seinem Ton hatte sich geändert und ließ ihr Herz schneller schlagen.
Bei seiner Berührung wurde ihr heiß, der Druck seiner Hand war nun nicht mehr beruhigend; ihr Puls begann zu jagen, und sie war wie elektrisiert.
„Marina“, sagte Pietro rau und ließ den Daumen sinnlich langsam über ihre Hand gleiten … immer wieder, so unglaublich zärtlich und verführerisch, dass sie kaum zu atmen wagte.
„Pietro …“, hörte sie sich erschauernd flüstern. Was war nur mit ihr los?
Pietro, bitte nicht , hatte sie sagen wollen, doch aus irgendeinem Grund brachte sie die Worte nicht über die Lippen. Wieder ließ er den Daumen so unerhört sanft über ihre Haut gleiten, dass ihr Herz verrücktspielte. Seine Körperwärme lullte ihre Gedanken, ihre Sinne ein … Sie war ihm so nahe, dass sie seinen Herzschlag hören konnte.
War Pietro ebenso erregt wie sie?
Bebend blickte Marina zu ihm auf, er stand leicht vorgebeugt vor ihr. Sie brauchte nur den Kopf zu heben, und ihre Lippen würden sich begegnen.
Sie war ihm so nahe … doch nichts geschah. Wartete er, dass sie den ersten Schritt tat?
Gebannt befeuchtete sie sich die trockenen Lippen, die Spannung zwischen ihnen wuchs; Marina sah den verlangenden Ausdruck in Pietros Augen, die pochende Ader an seinem Hals … Was sie empfanden, bedurfte keiner Worte. Zwischen ihnen knisterte es gefährlich, die Hitze, die sie durchflutete, hatte nichts mit dem Sonnenschein zu tun, der durchs Fenster hereinfiel – was zwischen ihnen geschah, war unerklärlich, übermächtig, unvermeidlich …
Immer noch hielt Pietro ihre Hand, seine
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