Sinnliches Versprechen auf Sizilien
da Pietro sofort völlig von seinen Pflichten in Anspruch genommen worden war, war sie sich noch verlorener vorgekommen, erst recht, nachdem seine Mutter nicht einmal zu ihrer Begrüßung erschienen war.
Doch all das hatte Marina sich damals nicht eingestehen wollen. Und jetzt wäre es sinnlos gewesen, es auszusprechen, zumal Pietro ihr soeben gestanden hatte, dass er sich hauptsächlich um das ungeborene Baby gesorgt hatte.
Die Erkenntnis tat selbst jetzt noch weh, obwohl es nichts nützte, der Vergangenheit nachzutrauern. Ihr eigentliches Problem war, dass sie nach wie vor verletzlich war – weil ihr bewusst wurde, dass sie Pietro immer noch liebte.
Es gibt nichts, was ich von dir wollen könnte , hatte sie ihm versichert. Nicht das Geringste .
Doch da hatte sie sich und Pietro nur etwas vorgemacht.
Es hatte eine Zeit gegeben, während der sie sich nichts mehr gewünscht hatte als seine Zuwendung, seine Liebe. Und nachdem ihr klar geworden war, dass er ihr beides nicht geben konnte, war etwas in ihr zerbrochen. Sie hatte gelitten, so fürchterlich, dass sie am liebsten gestorben wäre. Da war ihr bewusst geworden, dass sie Pietro verlassen musste … und zwar so schnell wie möglich. Zurückzublicken war gefährlich – zurückzukehren tödlich. Es war ein großer Fehler gewesen, nach Sizilien zurückzukehren und sich in die Höhle des Löwen zu wagen.
Das Schlimmste war, dass sie Pietro gezeigt hatte, wie wenig sie gegen ihn und die Erinnerungen gefeit war, die er selbst jetzt wieder wachrief.
Sie hatte ihn tiefer in ihr Herz blicken lassen als je zuvor, und das könnte sie teuer zu stehen kommen.
Er konnte dieses Wissen als Waffe gegen sie benutzen …
7. kapitel
„Du wolltest, dass wir uns aussprechen …“
Marina zwang sich, einen beiläufigen Ton anzuschlagen. Langsam ging sie zum Fenster, weil ihre Beine sich schwach anfühlten. Dort konnte sie sich an die Wand stützen und auf die breite Terrasse und das sich darunter ausbreitende Tal hinausblicken, sodass sie Pietro nicht ansehen musste.
Jetzt galt es, das Gespräch auf unverfängliche Dinge zu lenken, möglichst schnell von hier wegzukommen und Sizilien zu verlassen. Mit jeder Minute ließ sie ihn tiefer in ihr Herz blicken, obwohl sie sich geschworen hatte, ihn nicht mehr an sich heranzulassen. Mit jedem weiteren Herzschlag drang er gefährlicher zu ihr vor und entdeckte neue Risse in ihrer Rüstung.
„Wir sollten heute endlich reinen Tisch machen und uns gütlich trennen“, fuhr sie ruhig fort. „Schließlich möchte ich meine Maschine nach England nicht verpassen.“
„Da gibt es nichts zu verpassen“, erinnerte Pietro sie trocken, ohne ihr ans Fenster zu folgen. „Die Maschine gehört mir, und du kannst damit fliegen, wann du willst.“
Wann du willst, dachte Marina verbittert. Er gab Befehle, und der Pilot befolgte sie. Somit war sie praktisch seine Gefangene, bis Pietro bereit war, sie ziehen zu lassen.
„Wir haben nichts mehr zu besprechen, würde ich sagen.“
„Vielleicht nicht die Scheidung, aber wir sollten über unsere Ehe reden“, beharrte er. „Außerdem wird es Zeit, dass wir etwas essen, finde ich.“
„Essen?“, wiederholte sie ungläubig. Sie sprachen über das Ende ihrer Ehe, und er dachte ans Essen?
„Es ist weit nach eins.“ Pietro hatte sich zu ihr gesellt und war ihr so nahe, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. „Ich bin am Verhungern, und dir dürfte es ebenso gehen.“
„Ich …“ Auch Marina merkte jetzt, wie hungrig sie war. Zögernd drehte sie sich zu ihm um.
Er lachte leise, und seine Augen funkelten belustigt. „Hast du heute überhaupt schon etwas gegessen?“ Wie gut er sie kannte! Er wusste genau, dass sie keinen Appetit hatte, wenn etwas sie belastete. „Nun, Marina? Wie wär’s?“ Er sprach weiter, ohne ihre Antwort abzuwarten. „Machen wir eine Pause? Kein Wort von Scheidung, das verspreche ich dir. Ich bin sicher, dass du jetzt eine Stärkung gebrauchen könntest.“
Behutsam strich er ihr mit dem Finger über die Wange, als wollte er eine letzte Tränenspur beseitigen, und sie war ihm dankbar, dass er es ihr so leicht machte.
„Wir könnten jetzt beide etwas vertragen, und die kleine Trattoria am Strand ist immer noch da“, setzte er verführerisch hinzu.
Warum sollte sie ihm nicht auf halbem Weg entgegenkommen? Der Waffenstillstand war verlockend … Sie war innerlich erschöpft und brauchte dringend eine Atempause.
„Die Trattoria mit der himmlischen pasta
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