Sinnliches Versprechen auf Sizilien
kaum. Forschend blickte er zu Marina auf, die verwirrt am Fenster stand. Ohne sich umzudrehen, verriegelte er den Wagen mit der Fernbedienung und überquerte mit raschen, entschlossenen Schritten die Straße.
Es wäre sinnlos gewesen, sich jetzt noch vom Fenster zurückzuziehen oder so zu tun, als wäre sie nicht zu Hause. Pietro hatte sie gesehen und wollte mit ihr sprechen, daran gab es keinen Zweifel. Schon ertönte energisches Klopfen an der Glasscheibe der Haustür. Er schien sicher zu sein, dass sie ihn hereinließ.
Doch ganz so einfach würde sie es ihm nicht machen. Marina ließ sich bewusst Zeit, ehe sie öffnen ging. Sollte er ruhig einen Moment warten!
Sie bebte am ganzen Körper und war sich nicht sicher, ob es ihr gelingen würde, Pietro gelassen gegenüberzutreten. Als er vor einem Monat ohne einen Blick zurück aus dem Ferienhaus gestürmt war, hatte sie geglaubt, ihn nie wiederzusehen.
Aber jetzt stand er vor ihrer Tür.
Und das ausgerechnet an einem Tag, der kaum schlimmer hätte sein können. Nachdem sie gerade erst von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte, würde jetzt alles noch viel komplizierter werden.
Bewusst langsam ging Marina durch die kleine Diele und ließ sich Zeit, obwohl Pietro ungeduldig an die Türscheibe klopfte. Umständlich bewegte sie den Schlüssel hin und her, weil sie mit dem altmodischen Schloss kämpfte. Heute schien sich wirklich alles gegen sie verschworen zu haben. Doch schließlich gelang es ihr, die alte Tür zu öffnen.
„Pietro.“
Irgendwie schaffte sie es, ihn ruhig anzusehen, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. Dabei versuchte sie, sich zurechtzulegen, was sie ihm sagen wollte.
„Marina.“
Auch er gab sich höflich-beherrscht und nickte leicht.
Seine sachliche Art beunruhigte Marina noch mehr. Dennoch war es wunderbar, ihn vor sich zu haben, nachdem sie sicher gewesen war, ihn nie wiederzusehen. Es war ein bittersüßes Gefühl, denn sie ahnte, dass er ihr nichts Gutes zu sagen hatte. Seine Zurückhaltung sprach für sich, es würde kein Happy End geben.
Wie um ihre Vermutung zu bestätigen, hielt er ihr einen ledernen Aktenkoffer hin.
„Hier ist etwas, das du dir ansehen solltest.“
Natürlich. Die Scheidungspapiere. Er wollte es endlich hinter sich bringen. Sie nochmals nach Sizilien zu holen würde er nicht riskieren. Nicht nach allem, was dort letztes Mal geschehen war.
„Erstaunlich, dass du dir die Mühe machst, sie mir persönlich zu bringen“, bemerkte Marina steif.
„Ich wollte dir das hier unbedingt selbst geben.“
Komisch, wie er das hier betonte. Trotz des warmen Sonnenscheins erschauerte sie. Die grüne Jacke, die sie über dem helleren T-Shirt trug, wärmte sie auf einmal nicht richtig. Aber natürlich lag das nicht am Wetter, sondern an der eisigen Atmosphäre zwischen ihnen.
„Na gut. Dann komm rein“, bot Marina ihm widerstrebend an.
Ihr Zögern schien Pietro nicht zu entgehen, stirnrunzelnd folgte er der Aufforderung.
Blitzschnell ging sie im Geiste durch, wie es in ihrer Wohnung aussah. War alles aufgeräumt? Egal, das sollte sie jetzt nicht kümmern. Sie wollte ins Wohnzimmer vorgehen, entschied sich dann jedoch für die Küche, wo das Zusammensein mit Pietro ihr weniger gefährlich erschien. Sie konnte ihm etwas zu trinken anbieten, das würde die Situation ein wenig entschärfen.
So hoffte Marina jedenfalls – bis ihr einfiel, was sie Pietro gestehen musste. Sie hatte selbst gerade erst von ihrer Schwangerschaft erfahren, und nun stand er völlig unerwartet vor ihr. Sein bloßer Anblick machte sie benommen. Sie musste aufpassen, was sie sagte, bis sie sich etwas gefangen hatte.
In der gleichen Situation hatten sie sich schon einmal befunden, und sie hatten so vieles falsch gemacht, so viele Probleme geschaffen. Damals hatte sie es kaum erwarten können, Pietro wissen zu lassen, dass sie ein Baby erwartete. Jetzt überlegte sie verzweifelt, ob sie es ihm erzählen sollte, weil sie Angst vor den möglichen Folgen hatte.
Auf keinen Fall wollte sie, dass er sie zu halten versuchte, weil sie schwanger war. Aber musste sie ihm nicht sagen, dass sie ein Kind von ihm erwartete?
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Marina höflich.
Es überraschte sie nicht, dass Pietro ablehnte. Schweigend ging er in der hellen kleinen Küche herum und betrachtete alles genau.
„Hier wohnst du jetzt also?“
„Mir genügt es“, erwiderte sie leicht pikiert, weil sie die Bemerkung als Kritik empfand.
„Alles scheint
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