Sinnliches Versprechen auf Sizilien
heran.“
„Nicht einmal dich, ihr Kind?“
Eine Antwort erübrigte sich. Marina hatte es selbst erlebt … im Castello.
„Aber ich war nicht deine Mutter, sondern deine Frau“, sagte sie leise.
Pietro warf ihr einen kurzen Blick zu.
„Ich habe mich noch keiner Frau aufgedrängt, die mich nicht wollte, auch nicht meiner Ehefrau.“
Ein schockierendes Bild tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Pietro war ein großer, kraftvoller Mann, der leicht jede Tür hätte aufbrechen können, hinter die sie sich geflüchtet hatte. Türen, die sie gar nicht abgeschlossen hatte.
Erschreckende Gedanken stürmten auf sie ein. Er hatte unter dem Verlust ihres Babys ebenso gelitten wie sie. Seine eigene Mutter hatte ihn ausgeschlossen …
Eine Frau, die mich nicht wollte …
„Ich … wollte dich mit meiner Trauer nicht belasten, als …“
Marina konnte nicht weitersprechen. Hatte sie Pietro in ihrem Kummer tatsächlich mit unsichtbaren Barrieren von sich ferngehalten, die er nicht zu durchbrechen wagte, weil er geglaubt hatte, kein Recht dazu zu haben?
Wir haben das Baby gemeinsam gezeugt. Enttäuschend ist nur, dass wir es nicht auch gemeinsam verloren haben.
Unwillkürlich tastete Marina im Schutz des Küchentisches nach ihrem Bauch, in dem ihr Baby – ihres und Pietros – heranwuchs. Würde das Schicksal ihnen diesmal gnädiger sein? Und wenn nicht? Wenn sie dieses Baby auch verlor? Wie sollte sie ohne Pietro leben?
„Als du endlich aus dem verflixten Zimmer kamst“, fuhr er leise, wie gehetzt fort, „wirktest du erschreckend zerbrechlich und völlig gebrochen. Da fühlte ich mich so schuldig, weil ich dir das angetan hatte.“
„Du hast mir nichts angetan, es war der Verlust des Babys, der mich völlig aus der Bahn geworfen hatte!“
„Der Verlust des Babys, dessentwegen ich dich zu der überstürzten Ehe gedrängt hatte. Mir war klar, wie sehr du das bereut und unsere Heirat als Irrtum betrachtet hast. Du kannst es nicht abstreiten“, hielt er ihr vor, als Marina etwas erwidern wollte. „Letztlich bist du nur nach Sizilien gekommen, weil du davon überzeugt warst, dass ich dich ziehen lassen würde.“
„Weil ich dir nicht geben konnte, was du wolltest. Aber …“
„Aber was?“, drängte Pietro, als sie betroffen schwieg, weil sie sich fast verplappert hätte.
Jetzt konnte es nur noch die Wahrheit geben.
„Ich war sicher, dass du versuchen würdest, mich durch Sex zu überrumpeln, wie damals … dass du mich küssen würdest, bis ich nicht mehr klar denken kann.“
Er wirkte erstaunt, sah sie durchdringend an. „Hättest du es so weit kommen lassen?“
„Wie hätte ich dir widerstehen können?“
Auf einmal fürchtete Marina sich nicht mehr davor, Pietro die Wahrheit zu gestehen. Sie liebte ihn, aber sie hatte ihn verloren. Heute war er mit den endgültigen Scheidungspapieren zu ihr gekommen, sie konnte und wollte es nicht mehr vor ihm verbergen. Wenn sie sich damals für die Wahrheit entschieden hätte, würden sie sich jetzt nicht in dieser Situation befinden. Sie schuldete sich und Pietro die Wahrheit – und ihrem ungeborenen Kind.
Marina nahm ihren ganzen Mut zusammen und blickte ihm fest in die Augen.
„Ich konnte dir nie widerstehen. Denk nur daran, wie verrückt wir von Anfang an nacheinander waren, warum wir so überstürzt geheiratet haben.“
„Ich konnte nicht genug von dir bekommen“, gestand Pietro.
„Mir ging es mit dir ebenso.“
So war es damals, dachte sie traurig. Anfangs hatten sie sich hemmungslos, in einem nicht enden wollenden Sinnenrausch geliebt, doch das lag weit zurück. Jetzt betrachtete Pietro sie nur kühl und abschätzend, von Leidenschaft keine Spur mehr. Und so, wie er sorgsam auf Abstand blieb, schien er nicht den Wunsch zu verspüren, sie in die Arme zu nehmen und festzuhalten …
Mit ihrem mangelnden Vertrauen, dem Verdacht, ihm nicht zu genügen, hatte sie seine Gefühle zerstört. Sie hatte gefürchtet, er könnte sie nie so lieben wie sie ihn. Und die bittere Ironie des Schicksals war, dass sie ihn dadurch verloren hatte.
„Daran hat sich auch jetzt nichts geändert“, bemerkte Pietro, „wie unsere Wahnsinnsnacht in Casalina beweist.“
Marina wurde heiß und kalt. Sie brauchte ihr Bild im Spiegel an der gegenüberliegenden Wand nicht zu sehen, um zu wissen, dass sie blass geworden war.
Nun wählte sie ihre Worte sehr vorsichtig. „Mag sein. Aber wir wissen beide, dass es ein großer Fehler war, den wir nicht wiederholen
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