Sinnliches Versprechen auf Sizilien
dürfen.“
Ihre Stimme bebte, Marina kämpfte mit sich. Hoffte sie, Pietro würde ihr widersprechen, ihr etwas anderes vorschlagen – dass sie die Scheidung vergessen sollten, weil er mit ihr verheiratet bleiben wollte?
Wo blieb ihr Stolz? Pietro war mit den Scheidungspapieren gekommen, hatte sie neu aufsetzen lassen, um ganz sicherzugehen, dass sie …
Aber da war die Nachricht, die sie heute Morgen erhalten hatte. Änderte das Kind, das sie erwartete, nicht alles?
Wenn Pietro erfuhr, dass die „Wahnsinnsnacht“ unwiderrufliche Folgen hatte, musste er seine Entscheidung dann nicht überdenken, weil sich mit dem heutigen Tag alles änderte?
Pietro d’Inzeo – Il Principe Pietro d’Inzeo – würde dieses neue Baby von ganzem Herzen wollen. Und das nicht nur, weil es der Stammhalter und Erbe der Familie D’Inzeo sein würde, sondern auch, weil er das Kind, das sie verloren hatte, ebenso sehr gewollt hatte wie sie. Dessen war Marina sich jetzt sicher.
Nur ein Zweifel blieb: War in seinem Leben, seinem Herzen auch Platz für die Mutter dieses Kindes?
11. KAPITEL
„Wir wissen beide, was für ein Fehler diese Nacht war, und wären dumm, wenn wir sie wiederholen würden.“
Klarer hätte Marina sich nicht ausdrücken können. Damit hatte sie Pietro den Fehdehandschuh hingeworfen.
Tatsächlich kam es ihm jetzt naiv und dumm vor, dass er die weite Reise zu ihr gemacht hatte.
Die letzten Wochen waren für ihn ein Wechselbad der Gefühle gewesen, ein ständiges Auf und Ab zwischen Hoffnung und Resignation. Er hatte mit sich gerungen, und oft genug war seine Sehnsucht nach Marina übermächtig geworden. Seine Stimmungswechsel und wilden Fantasien hatten ihn fast um den Verstand gebracht, er musste sein Leben endlich wieder in den Griff bekommen und vernünftige Entscheidungen treffen.
In blinder Wut hatte er Casalina verlassen, war sicher gewesen, dass er das Richtige tat – das einzig Richtige. Aufgebracht war er aus dem Ferienhaus gestürmt und davongebraust, um so schnell wie möglich von Marina fortzukommen, weil er fürchtete, er würde es sich doch noch anders überlegen, wenn er bei ihr blieb. Tagelang war er voller Zorn gewesen, hatte sich nicht richtig konzentrieren können und versucht, sich im Fitnessraum abzureagieren, um die Erinnerungen an sie auszulöschen.
Vergeblich. Es war ihm nicht gelungen. Selbst wenn er ziellos mit dem Wagen durch die Gegend fuhr, war er voller Wut gewesen. Wut auf sich selbst, weil er Marinas Gefühle, ihre Ängste so missverstanden hatte. Aber wenn sie sich nach der Fehlgeburt aus Angst und Verzweiflung vor ihm zurückgezogen hatte – wieso war sie dann in Matteos Kanzlei so ganz anders, so erstaunlich selbstbewusst und entschlossen aufgetreten?
„Wir waren sehr dumm“, bekräftigte er und beobachtete Marina dabei. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, sie wirkte auf einmal seltsam traurig.
Was war los mit ihr? Machte sie ihm aus Angst und Selbstschutz auch jetzt wieder etwas vor?
„Hältst du diese Nacht wirklich für einen Fehler?“ Pietro beugte sich über den Tisch zu ihr vor, hob sanft ihr Kinn und blickte ihr in die Augen.
„Na ja, andererseits …“
Wieder dieses seltsame Aufblitzen in ihren Augen, sie befeuchtete sich die Lippen. Auf einmal konnte er sich nicht mehr zurückhalten, sein Verlangen wurde übermächtig. Er musste sie küssen, diesen Mund erneut spüren, ihn intim erkunden …
Als Marina seufzend die Lippen öffnete, zog Pietro sie an sich und küsste sie mit einer Leidenschaft, die er sich nicht mehr zugetraut hätte. Der Geschmack ihrer Lippen, ihr warmer Atem, der Duft ihrer Haut machten ihn verrückt, er konnte einfach nicht anders.
Egal, wie es dazu gekommen war, es gab nur noch diesen Kuss, das unbezähmbare Verlangen, Marina in den Armen zu halten …
Der Raum, der Sonnenschein, der durchs Fenster hereinfiel, die schwachen Geräusche auf der Straße, nichts existierte mehr außer dieser leidenschaftlichen Umarmung. Sein Herz raste, das Blut rauschte in seinen Adern, Pietro wusste nur, dass er mehr wollte. Er wollte Marina ganz.
Doch dann spürte er, dass ihre Stimmung sich änderte; etwas war nicht in Ordnung. Marina entzog sich ihm, wurde seltsam kühl und abweisend. Er öffnete die Augen und sah sie forschend an.
Tränen?
„Maledizione!“ Nachdem er sich von ihr gelöst hatte, hielt er sie betroffen etwas von sich ab. „Nein!“
Tränen! Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal eine Frau zum Weinen
Weitere Kostenlose Bücher