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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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haltet mein Pferd bereit, wenn ich herausgestürzt komme.«
    »Es wird alles so gemacht werden,« antwortete Soroka.
    »Vorwärts!«
    Nach einer Viertelstunde hielten sie vor dem Eingange des Starostenhauses. Nach altem Herkommen standen sechs Hellebardisten am Tore und vier im Flure des Hauses. Auf dem Hofe huschten Waffenträger und Vorreiter umher, die von einem vornehmen Herrn, einem Ausländer, kommandiert wurden.
    Kmicic ließ sich wie am Morgen von dem diensthabenden Offizier melden, und nach einigen Minuten stand er schon im Zimmer des Fürsten.
    »Nun, wie steht's mit Eurer Gesundheit, Pan Kavalier,« fragte der Fürst heiter. »Ich dachte schon, ich würde Sie nicht wieder zu sehen bekommen.«
    »Wie könnte ich abreisen, ohne mich von Ihnen zu verabschieden!« sagte Kmicic.
    »Nun ja! – Ich möchte die Gelegenheit benutzen und Ihnen mehrere Briefe an verschiedene hochstehende Persönlichkeiten und auch einen an den König von Schweden mitgeben. – Sie sind so gerüstet, als wenn es zur Schlacht ginge.«
    »Bedenken Sie, ich reise zu den Konföderierten. Alle hier und auch Euer Durchlaucht erzählen, daß vor kurzem ein Banner der Konföderierten hier durchgekommen sei. An seiner Spitze steht ein ausgezeichneter Führer.«
    »Wer denn?«
    »Pan Wolodyjowski. Ferner sind bei ihm Pan Mirski, Oskierka, beide Skrzetuskis und andere tüchtige Soldaten. Es gibt auch noch Dumme in der Republik, die nicht mit den Schweden und Kosaken zusammen am roten Tuche ziehen wollen.«
    »Die Dummen werden nie alle, besonders hierzulande nicht,« entgegnete der Fürst. »Hier, nehmen Sie den Brief für den König von Schweden. Sagen Sie ihm, wenn Sie ihn sehen, natürlich ganz im Geheimen, daß ich im Herzen ein ebenso warmer Anhänger von ihm sei, wie mein Vetter. Nur, ich müßte mich noch für eine Zeit lang verstellen.«
    »Wer müßte sich heutzutage nicht verstellen,« antwortete Kmicic.
    »Gewiß, gewiß. – Führen Sie meinen Auftrag nur gut aus, und zweifeln Sie nicht an meiner Dankbarkeit.«
    »Wenn Euer Durchlaucht so gnädig sind, so bitte ich mir im voraus eine Belohnung aus.«
    »So! Wahrscheinlich war der Fürst-Wojewod nicht besonders freigebig mit den Reiseunkosten?«
    »Behüte Gott, daß ich Geld verlangen sollte! Ich habe vom Fürsten-Hetman nichts genommen und werde auch von Eurer Durchlaucht nichts annehmen. – Ich reise auf eigene Kosten.«
    Fürst Boguslaw sah den jungen Ritter erstaunt an.
    »Fremder Leute Geld scheint Sie nicht zu reizen. Was wünschen Sie denn?«
    »Die Sache ist die, Euer Durchlaucht. Ohne vorher zu überlegen, nahm ich ein Pferd reinsten Blutes mit auf die Reise, um vor den Schweden damit zu glänzen. Ich glaube, es ist nicht zu viel gesagt, wenn ich behaupte, daß Sie in den ganzen Kiejdaner Pferdeställen kein besseres finden: jetzt aber befürchte ich, das Pferd könne in den Schenken oder auf den sonstigen Rastplätzen Schaden nehmen oder gar in die Hände der Feinde fallen. Ich möchte Euer Durchlaucht bitten, mein Pferd in Verwahrung zu nehmen und es selbst so lange zu benutzen, bis ich meinen Auftrag ausgeführt habe.«
    »Dann ist es am besten, Sie verkaufen es mir.«
    »Das kann ich nicht. – Das wäre ebenso für mich, als wenn ich meinen Freund verkaufte. Dieses Pferd hat mich viele Male aus der größten Gefahr herausgetragen. Außerdem beißt es in der Schlacht den Feind.«
    »Ist es wirklich ein so großartiger Gaul?« interessierte sich der Fürst lebhaft.
    »Ob er großartig ist! Wenn ich überzeugt wäre, daß Euer Durchlaucht es mir nicht übel nähmen, so würde ich um hundert Dukaten wetten, daß auch Sie so ein Tier nicht besitzen!«
    »Es fehlt mir an Zeit, sonst würde ich Ihre Wette angenommen haben. Gut, ich werde das Tier in Verwahrung nehmen, obwohl ich es lieber käuflich erworben hätte. – Sagen Sie, wo steckt denn eigentlich dieser Schatz?«
    »Meine Leute halten ihn am Tore.«
    »Gehen wir, uns diese Seltenheit anzusehen!«
    »Zu Befehl, Euer Durchlaucht.«
    Der Fürst nahm den Hut und ging mit Kmicic auf den Hof.
    Vor dem Tore hielten Kmicic' Leute zwei vollständig gesattelte Pferde. Eins von ihnen, ein Rassepferd, schwarz wie die Nacht, mit einem Stern auf der Stirn, fing beim Erscheinen seines Herrn leise an zu wiehern.
    »Aha, dieses ist es, ich errate es schon!« sagte Fürst Boguslaw. »Ich weiß nicht, ob es ein solches Wunder ist, wie Sie erzählen, aber auf alle Fälle ist es ein prächtiges Tier!«
    »Vorführen!« rief Kmicic,

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