Sintflut
für einen ehrlichen Bürger der Republik, hatte ein glücklicher Stern Pan Andreas geführt. Er glaubte fest an einen Sieg, selbst wenn sämtliche schwedischen Kräfte diese Mauern umzingeln sollten. In ihm war nichts als Freude, Glauben und Dankbarkeit.
Mit Befriedigung sah Kmicic, daß man unermüdlich bei den Vorbereitungen war. Mit Kennerblick überzeugte er sich, daß verständige Männer die Befestigung leiteten. Pater Kordeckis Ruhe, die Erfahrenheit und Kenntnis des Sieradzker Miecznik versetzten ihn in Erstaunen. Selbst der Anblick des Pan Czarniecki, dem er noch immer zürnte, konnte ihn nicht verdrießlich stimmen.
Auch Pan Czarniecki blickte noch mit scheelen Augen auf Kmicic, und als er ihn am Tage nach der Rückkehr der Kundschafter auf den Mauern traf, redete er ihn an:
»Und die Schweden sind noch immer nicht zu sehen, Pan –, wie heißen Sie doch gleich? Nun, was, wenn sie überhaupt nicht kommen? Nicht einmal die Hunde werden dann Ihren Ruf fressen wollen!«
»Wenn ihr Kommen dieser heiligen Stätte irgend welchen Schaden bringen sollte, so wäre es mir lieber, daß mein Ruf befleckt bleibe!« antwortete Kmicic.
»Sie scheinen keine Lust zu haben, Pulver zu riechen. Man kennt solche Ritter zur Genüge, die nicht schlechter rennen können als Hasen.« Kmicic senkte die Augen.
»Ich habe keine Lust, mich in Streitigkeiten einzulassen,« sagte er ruhig. »Ich habe vergessen, daß man mich gekränkt hat; es wäre gut, wenn auch Sie das täten. Und meine Tapferkeit, die werde ich Ihnen beweisen, sobald die Schweden erscheinen.«
»Sie hoffen wohl Kommandant zu werden?«
Kmicic wurde auf einmal sehr ernst.
»Zuerst beschuldigten Sie mich der Habgier, jetzt des Ehrgeizes. Wissen Sie denn noch nicht, daß ich Auszeichnungen wegen nicht hierher gekommen bin. Ich will nichts weiter als ein einfacher Soldat sein und sogar unter Ihrem Befehle stehen.«
»Und Sie haben wirklich Lust zum Kämpfen?«
»Ich sagte Ihnen ja schon, das wird sich zeigen, wenn die Schweden kommen.«
»Nun, und wenn sie nicht kommen?«
»Dann, dann werden wir selbst gehen und sie suchen,« rief Kmicic begeistert aus.
»Bei Gott, Sie beginnen mir zu gefallen,« sagte Pan Czarniecki. »Man könnte in der Tat eine ganze Schar Leute sammeln. Schlesien ist von hier aus mit der Hand zu erreichen. Dort kann man genügend Soldaten anwerben.«
»Ja, und dadurch würde man den anderen ein Beispiel geben,« fiel Kmicic lebhaft ein. »Ich habe auch einige Leute bei mir. Sie sollten sie einmal bei der Arbeit sehen!«
»Wahrhaftig, ich möchte Sie umarmen!« rief Pan Piotr.
»Das wäre mir ein großes Vergnügen!«
Sie umarmten sich beide.
In diesem Augenblicke kam der Prior vorbei, er sah die Szene und sagte leise:
»Dem Kranken beginnen die Kräfte zurückzukehren.«
An diesem Abend waren alle Vorbereitungen beendet. Die Festung war mit allem versehen: mit Vorräten, Pulver und Kanonen; nur die Mauern waren nicht stark genug, und es fehlte an genügender Besatzung.
Czenstochau, oder richtiger gesagt, Jasna-Gora, gehörte zu den kleinsten und schwächsten Festungen der Republik. Man konnte die Garnison nach Belieben verstärken, die Mönche schlugen jedoch viele Angebote ab, um die Vorräte möglichst wenig anzugreifen.
Viele, besonders deutsche Kanoniere, waren der Meinung, daß Czenstochau überhaupt nicht imstande wäre, sich zu verteidigen. Narren! Sie waren der Überzeugung, daß die Hauptstärke einer Festung in ihren Mauern läge; sie wußten nicht, was starke, vom Glauben beseelte Herzen ausrichten können! Pater Kordecki, der befürchtete, daß diese Zweifler unter den Leuten Unruhe und Angst verbreiten könnten, entließ sie alle außer einem einzigen, der sehr erfahren in seinem Fache war.
An demselben Tage kam auch der alte Kiemlicz mit seinen Söhnen. Er bat Pan Andreas, sie alle ihrer Dienste zu entbinden. Kmicic geriet in Zorn.
»Hunde,« schrie er, »freiwillig verzichtet ihr auf solch ein Glück! Ihr wollt nicht die Stätte der heiligen Jungfrau verteidigen! Gut, euer Wille geschehe! Eure Pferde habe ich euch schon bezahlt, und das hier nehmt für das übrige!«
Er nahm seine Börse heraus und warf sie ihnen vor die Füße.
»Da habt ihr euren Lohn! Ihr wollt also außerhalb dieser Mauern auf Raub ausgehen! Schert euch aus meinen Augen! Für euch ist kein Platz hier! Ihr seid nicht würdig, den Tod zu sterben, der unser wartet! Fort!«
»Unwürdig sind wir, unwürdig!« jammerte der Alte, indem er den
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