Sintflut
hindurchführen, und wenn der Weg über die Leichen der Douglasschen Soldaten gehen müßte.«
»Das ist gut, wenn Sie auf dreihundert, meinetwegen auch auf tausend Schweden stoßen. Was aber wollen Sie tun, wenn zwei- oder dreitausend auf Sie warten?«
»Nun, wir können ja auch fünfhundert Soldaten mit uns nehmen.«
»Behüte Gott, je mehr, desto auffallender wird es ja sein!« rief Kmicic aus.
Pan Tyzenhauz zog die Brauen zusammen und sagte ironisch zu Kmicic:
»Nun, jetzt erwarten wir Ihren erfahrenen Rat.«
»Meine Meinung ist die«, sprach Kmicic ruhig, »je kleiner der Convoi ist, der Seine Majestät begleitet, desto leichter wird man durch die feindlichen Reihen durchkommen.«
»Erklären Sie sich deutlicher.«
»Majestät, möge Pan Tyzenhauz mit dreihundert Dragonern vorausreiten und absichtlich das Gerücht verbreiten, daß er den König begleite, um die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich zu lenken. Euer Majestät brechen dann einige Tage später in Begleitung einer kleinen Abteilung auf.«
Der König klatschte entzückt in die Hände.
»Großartig, vorzüglich! Salomo selbst würde keinen besseren Rat wissen. Ich bin ganz Ihrer Meinung. Man wird den König unter den Dragonern suchen, und er wird ihnen an der Nase vorbeireiten. Bei Gott, das ist sehr gut!«
»Majestät, das ganze ist eine Farce!« rief Tyzenhauz.
»Ja, eine militärische Farce!« parierte der König. »Mag es sein, was es will; ich nehme von dieser Idee nicht Abstand.« Tyzenhauz sprang auf.
»Majestät!« sagte er, »ich verzichte auf das Kommando über die Dragoner! Mag sie ein anderer befehligen!«
»Und warum das?« fragte der König.
»Wenn Sie ohne Schutz reisen, sich allen Gefahren, allen Zufälligkeiten des Schicksals aussetzen, die Ihnen unterwegs begegnen können, so möchte ich wenigstens an Ihrer Seite sein, Sie mit dem eigenen Leibe zu schützen und nötigenfalls mein Leben lassen!«
»Ich danke Ihnen für Ihre Ergebenheit; aber Sie machen sich unnötige Gedanken! Wir werden allen Gefahren entgehen, wenn wir Pan Babinicz' Rate folgen.«
»So mag Pan Babinicz, oder wie er sich sonst nennen mag, alles auf seine Verantwortung nehmen! Vielleicht paßt es ihm gut, wenn Euer Majestät sich im Walde verirren – Ich rufe Gott und alle Anwesenden zu Zeugen, daß ich Ihnen davon abgeraten habe!«
Kmicic sprang von seinem Platze auf und schritt auf Tyzenhauz zu:
»Was wollen Sie mit Ihren Worten sagen?« fragte er herausfordernd.
Tyzenhauz maß ihn vom Scheitel bis zur Sohle mit einem verächtlichen Blick.
»Ich rate Ihnen, mir nicht solche Fragen zu stellen! Ich könnte Ihnen sonst etwas Unangenehmes sagen!«
»Schweigen Sie!« rief plötzlich der König, die Brauen zusammenziehend. »Beginnen Sie hier keine Streitigkeiten!«
Die beiden Kavaliere wurden verlegen und sahen die Taktlosigkeit eines solchen Benehmens in Gegenwart des Königs ein.
»Niemand darf diesen Mann beleidigen, der die feindliche Kanone gesprengt und sich aus den Händen der Schweden losgerissen hat! Pan Tyzenhauz, wenn es Ihr Wunsch ist, so mögen Sie in meiner Nähe bleiben. Das Kommando über die Dragoner kann Wolff oder Denhoff übernehmen. Aber auch Pan Babinicz wird bei uns bleiben, und wir werden seinem Rate folgen; denn er ist gut.«
»Ich wasche meine Hände«, brummte Tyzenhauz.
»Meine Herren, natürlich bleibt unsere Verabredung geheim«, fuhr der König fort. »Die Dragoner sollen nach Ratibor reiten und überall das Gerücht aussprengen, daß wir bei ihnen sind. Und Sie, seien Sie alle bereit; wir können jede Minute aufbrechen. Tyzenhauz, gehen Sie und bringen Sie dem Dragonerhauptmann meinen Befehl!«
An demselben Tage noch verbreitete sich in ganz Glogau die Nachricht, daß der König schon seine Reise in die Republik angetreten habe. Sogar die Mehrzahl der Senatoren war von der Wahrheit dieses Gerüchtes überzeugt.
4. Kapitel.
Wie verabredet, so geschah es auch.
Zwei Tage nach dem Aufbruche der Dragoner machte sich Jan-Kasimir mit seiner kleinen Eskorte auf den Weg. Die kleine Reitergruppe lenkte nirgend eine besondere Aufmerksamkeit auf sich; denn die Gedanken aller beschäftigten sich mit den kurz vorher vorübergekommenen Dragonern, unter denen sich nach allgemeiner Annahme der König befand. So ging die Reise des Königs, den mehrere Würdenträger, Bischöfe und der Nuntius selbst begleiteten, bis Oderberg ohne jede Gefährdung von statten. Von nun an durchritt der Zug das Gebiet Morawiens.
Der König war
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