Sintflut
schon gehört, Opalinski ist bereits vor den Richterstuhl Gottes berufen. Und Radziwill wird ein gleiches in kurzem erwarten. Was aber haben Sie nach Ihrer Verwundung durch den Fürsten Boguslaw getan?«
»Ich nahm den Namen Babinicz an und durchreiste als ein Geächteter die ganze Republik. Dann führte mich mein guter Stern nach Czenstochau. Was ich dort getan, das kann Pater Kordecki bezeugen. Tag und Nacht dachte ich nur daran, wie ich das Vaterland entschädigen könne für das Blut, das ich vergossen. Das andere alles kennen Sie, Majestät. Und wenn meine Sünden das Maß Ihrer Barmherzigkeit nicht übersteigen, so schenken Sie mir wieder Ihr Wohlwollen. Mich haben alle, alle verlassen, und niemand ist da, von dem ich Trost erwarten könnte. Sie allein, Majestät, sehen meine Tränen und meine Reue! Ich bin ein Flüchtling, Verräter, Bösewicht; aber ich liebe dennoch mein Vaterland und Sie, Majestät, und will Ihnen beiden bis an mein Lebensende dienen.«
Pan Andreas brach in Schluchzen aus. Der König neigte sich über ihn, küßte ihn auf die Stirn, streichelte seinen Kopf und begann, ihn mit freundlichen Worten zu trösten.
»Teurer, ich liebe dich wie meinen Sohn. – Was klagst du dich an? Du hast nur unwissentlich gesündigt. Wie viele aber sündigen mit Absicht! Ich vergebe dir alles von ganzem Herzen; denn du hast deine Sünden schon alle gesühnt. Beruhige dich, mein Lieber! Mehr als einer würde stolz sein auf deine Verdienste. Bei Gott! Ich vergebe dir, wie auch das Vaterland dir vergibt! Wir beide werden noch deine Schuldner werden. Höre auf zu weinen!«
Kmicic lächelte unter Tränen.
»Majestät, vergelte Ihnen Gott Ihre Worte! – Ich schwöre zu Gott, ich werde nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Sobald ich mich erst erholt habe, ziehe ich wieder gegen die Schweden los.«
»Nun, so machen Sie nur, daß Sie schnell genesen! In Friedenszeiten werde ich selbst als Ihr Verteidiger auftreten.«
»Majestät, nach Ihrer Verzeihung kümmern mich alle anderen nur wenig. Was mich allein noch Tag und Nacht betrübt, das ist der Gedanke an meine Braut. – Viel Zeit ist verronnen, seit ich sie nicht gesehen habe. Ich habe viel um sie gelitten, obwohl ich die Liebe zu ihr oft aus meinem Herzen herausreißen wollte. Aber das ging nicht; das war über meine Kräfte!«
Jan-Kasimir lächelte heiter und gutherzig.
»Und wie kann ich Ihnen in dieser Sache helfen?«
»Sie allein, Majestät, können mir darin helfen. Sie wird mir mein Benehmen in Kiejdane nur dann verzeihen, wenn Sie ein gutes Wort für mich einlegen. Wenn Sie bezeugen, daß ich mich völlig geändert und freiwillig, nicht gezwungen, den rechten Weg betreten habe.«
»Wenn es sich allein darum handelt, so seien Sie beruhigt. Hoffentlich ist sie frei und hat sie in den Händen der Radziwills kein Unheil getroffen!«
»Die Engel des Himmels werden sie beschützen.«
»Sie verdient das auch wahrhaftig! – Wir werden jetzt neue Truppen ausheben, und Sie sollen mir dabei helfen, was Sie ja nicht zum ersten Male tun. Da aber viele Gerichtsurteile auf Ihnen lasten, stelle ich Ihnen den Befehl nicht auf den Namen Kmicic, sondern auf Ihren angenommenen Namen aus. Ihre Besserung und Ihre guten Taten begannen mit dem Augenblicke, als Sie sich Babinicz nannten. Nennen Sie sich also weiter so, und die Gerichte werden Sie in Ruhe lassen. Ziehen Sie unter der Führung des Kastellans von Kiew ins Feld. Sie können sich unter seiner Leitung leicht auszeichnen. Und wenn dann der Ruhm Ihrer Taten sich in der ganzen Republik verbreitet hat, dann sollen die Leute erfahren, wer der wackere Ritter war. Man wird sich schämen, einen solchen Helden vor Gericht zu zitieren, und ich werde Ihre Verdienste auf dem Reichstage hervorheben. Ich werde für Sie um eine Auszeichnung bitten; denn in meinen Augen sind Sie ihrer wert.«
»Majestät, ich bin so vieler Gnaden nicht würdig!«
»Und um die Panna Billewicz grämen Sie sich nicht, mein tapferer Royalist; ich bin sicher, daß Ihnen die Royalistin nicht entgeht. Und dann, so Gott will, werden Sie mir viele, viele kleine Royalisten schenken.«
Kmicic sprang trotz seiner Schwäche vom Bette auf und fiel dem Könige zu Füßen.
»Um Gottes willen! Was machen Sie da?« sagte der König. »Sie verbluten noch, Wahnsinniger!«
Vom Nebenzimmer her ertönten Schritte.
»He, wer da?« rief Jan-Kasimir.
Ins Zimmer stürzte der Marschall selbst, der den König schon lange im ganzen Schlosse gesucht
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