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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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einige, die Widerstand leisten wollten, aber bei dem Anblick der gezogenen Degen verstummten sie. Ein Soldat jedoch wandte stillschweigend sein Pferd um und verschwand in der Dunkelheit.
    »Folgt mir!« wiederholte Kmicic. Und die Reiter sprengten in der Richtung von Sapiehas Lager davon.
    »Pan Oberst,« sagte Glowbicz, als sie mehrere hundert Klafter hinter sich hatten, »ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Schon längst war mir der Dienst da über, schon längst wollte ich das vollführen, was ich jetzt tue.«
    »Und Sie werden es nicht zu bereuen haben. – Sagen Sie aber, warum hat der Fürst gerade Sie mit der Exekution betraut und nicht eine deutsche Abteilung?«
    »Er wollte Sie in den Augen der Polen mit Schimpf bedecken. Die Fremden kannten Sie ja nicht.«
    »Und was befahl er, mit mir zu tun?«
    »Sie sollte ich freilassen, wenn Sie keine Versuche gemacht hätten, Soroka zu befreien, sonst drohte auch Ihnen die Hinrichtung.«
    »So,– Sakowicz wollte er also auch nicht schonen!« dachte Kmicic bei sich.

19. Kapitel.
    Man kann sich leicht Sapiehas Erstaunen vorstellen, als Kmicic nicht nur unversehrt wiederkehrte, sondern auch noch seinen alten Diener und mehrere Dutzend weiter mit sich brachte. Trotz seiner fürchterlichen Ermüdung beschloß Pan Andreas, sofort seine Tataren aufzusuchen, die die Wälder und Straßen im Rücken von Radziwills Heer besetzt hielten. Übrigens verstanden es die Leute jener Zeit sehr gut im Sattel zu schlafen.
    Pan Andreas war mit Akbah-Ulan sehr zufrieden. Alle seine Befehle waren exakt ausgeführt, – Brücken unbrauchbar gemacht und Dämme aufgerissen worden. Und das Frühjahrswasser hatte das seinige getan, um die Felder und Wiesen und Straßen in weite Sümpfe zu verwandeln.
    Boguslaw blieb nichts übrig, als eine Schlacht anzunehmen.
    Am nächsten Morgen besichtigte Kmicic die feindlichen Stellungen. Er fand, daß die Verschanzungen leicht von der Infanterie genommen werden könnten. Er befahl daher seiner kleinen Abteilung Freiwilliger, die er außer den Tataren noch befehligte, den Feind von der Front her zu beunruhigen, während er mit seinen Tataren ihn umgehen wolle. Und wirklich, kaum war er fortgeritten, so hörte er schon zuerst vereinzelt, dann mehr und mehr Schüsse fallen. »Gut,« sagte Pan Andreas. »Sie attackieren da.«
    Als es dunkelte, wälzte sich Kmicic mit seinen Tataren wie eine schwarze Masse lautlos vorwärts. Kein Pferdegewieher, kein Säbelgeklirr war zu vernehmen. Die Tataren verstehen es, sich wie die Wölfe heranzuschleichen. Das Gewehrgeknatter wurde immer lauter, augenscheinlich rückte Sapieha auf der ganzen Linie vor. Die Tataren waren inzwischen schon bis auf fünfzig Schritt an den Feind herangerückt. Plötzlich ertönte ein schreckliches Geheul, und die Horde wilder Reiter stürzte sich wie eine Lawine auf die feindliche Infanterie. Man vernahm Gestöhn und Ausrufe: »Allah! Herr Jesus! Mein Gott!«
    Währenddessen stürmten die Freiwilligen, die durch Kmicic' Erfolg angespornt waren, wütend auf die feindliche Reiterei ein. Zu dieser Zeit begann ein strömender Regen herniederzufallen. Die brennenden Scheiterhaufen erloschen, und die Schlacht wurde im Dunkeln fortgesetzt.
    Übrigens währte der Kampf nicht lange. Die überrumpelte Infanterie wurde in kurzer Zeit gänzlich vernichtet. Die Reiterei, in der zumeist Polen dienten, streckte bald die Waffen.
    Eine Viertelstunde später zündete Kmicic das nächstliegende Dorf an, um dem Hetman die Einnahme der Schanzen anzuzeigen. Dann ordnete er seine Tataren, um weiter vorzustürmen. Plötzlich erschien eine große Reiterabteilung des Kurfürsten. An ihrer Spitze ritt ein Ritter in silbernem Harnisch auf weißem Gaul.
    »Boguslaw!« schrie Kmicic auf und stürzte mit seinen Tataren vorwärts.
    Die Feinde flogen wie zwei vom Sturme gepeitschte Wellen aufeinander zu. Noch trennte sie ein gewaltiger Raum, aber die Pferde, angetrieben durch die Sporen der Reiter, streckten sich aus und jagten dahin, kaum die Erde berührend. Auf der einen Seite Hünen in glänzenden Kürassen, mit geraden, gezogenen Säbeln in den Händen, auf der anderen, – eine große, dunkle Wolke Tataren.
    Da stoßen beide Wellen aufeinander, und jetzt ereignet sich etwas Fürchterliches. Die Tataren fallen wie Halme unter der Sichel des Schnitters. Die Kürassiere reiten über sie hinweg und sausen weiter, als wenn ihnen Flügel an den Schultern gewachsen seien. – Einige Minuten später jedoch erheben sich

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