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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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fühle, die Sache ist nicht ganz geheuer. Alles Geheimnis und wieder Geheimnis.– Andererseits geht es ja doch nicht anders. – Ach, daß der Teufel alle diese Schweden holen möchte! – Wären nicht diese wichtigen Unterhandlungen, so könnten wir eine Hochzeit machen, daß ganz Smudien zusammenliefe. – Jetzt muß der Mann sich zur eigenen Frau hinschleichen wie ein Dieb. Pfui Teufel! Die Licinskis werden nun nicht sobald vor Neid bersten; aber mit Gottes Hilfe werden sie ja dem nicht entgehen.«
    Und mit diesen Gedanken ging er zu Alexandra.
    Der Fürst pflog zu gleicher Zeit Rat mit seinem Vertrauten Sakowicz.
    »Dieser Schlachtschitz hat mich zu Tode gequält. – Sobald er nur das Wort »Onkel« hörte, wurden seine Augen feucht. Warte! Ich werde dich zu einem solchen Onkel machen, wie ich Hunderte in der Welt herumlaufen habe. – Sakowicz, ich schließe die Augen und sehe im Geiste, wie sie mich an der Schwelle ihres Zimmers empfängt. Sakowicz, ich schenke dir mein Gut Prudy zum lebenslänglichen Besitz. – Wann kann Plaska hier sein?«
    »Gegen Abend. Ich danke Ihnen für Ihre Schenkung.«
    »Ist nicht nötig. – Gegen Abend also? Dann kann er jede Minute eintreffen. – Hast du den Ehekontrakt ausgefertigt?«
    »Ja, der ist fertig. – Ich war in Ihrem Namen sehr freigebig, ich habe ihr Birze vermacht.«
    Der Fürst trat vor den Spiegel.
    »Dieser Fouret, der Schafskopf, hat mir heute die Brauen schief gezogen. – Sieh nur, sind sie schief? Ich werde ihm die Finger abhauen und seinen Affen zu meinem Kammerdiener machen. – Warum der Miecznik solange ausbleibt? Wie gern möchte ich zu ihr! – Hoffentlich gestattet sie mir wenigstens, einen Kuß vor der Hochzeit zu rauben! – Wie schnell es heute dunkel wird! – Ich glaube, da kommt jemand.«
    Wirklich, die Tür öffnete sich, und der Miecznik trat, begleitet von Panna Kulwiec, ins Zimmer. Der Fürst ging schnell auf sie zu. Sakowicz stand von seinem Platze auf.
    »Darf ich zu Panna Alexandra?« fragte Boguslaw.
    Der Miecznik zuckte nur mit den Achseln und senkte die Augen.
    »Fürst, meine Nichte sagt, daß der Wille des verstorbenen Oberst Billewicz ihr verbietet, über ihr Schicksal zu verfügen. Aber selbst, wenn sie frei wäre, könnte sie Ihnen nicht ihre Hand reichen, weil sie Euer Durchlaucht nicht liebt.«
    »Sakowicz, hörst du?« rief Boguslaw mit drohender Stimme.
    »Allerdings kannte auch ich dieses Testament,« fuhr der Miecznik fort, »aber ich legte ihm keine besondere Bedeutung bei.«
    »Ich spucke auf alle Eure Schlachtschitzen-Testamente,« brauste der Fürst auf. »Verstanden?«
    »Wie, was?« erhitzte sich auch nun seinerseits der Miecznik. »Wie können Sie das wagen?«
    Und er ging drohend auf den Fürsten zu. Boguslaw aber versetzte ihm mit aller Kraft einen Stoß vor die Brust. Der Miecznik stöhnte auf und fiel zu Boden. Der Fürst stieß ihn mit dem Fuße zur Seite und lief aus dem Zimmer.
    »Jesus, Maria!« schrie Panna Kulwiec.
    Sakowicz ergriff sie bei den Schultern und näherte ihrer Brust einen Dolch.
    »Still, Täubchen, still! Sonst schneide ich dir die Gurgel durch wie einem lahmen Huhn. Setze dich ruhig hierher und gehe nicht nach oben. Dort oben geht die Hochzeit deiner Nichte vor sich.«
    Aber in den Adern der Panna Kulwiec floß ritterliches Blut, daher erschreckten sie Sakowicz' Worte wenig.
    »Halunke, Nichtsnutziger!« schrie sie, »morde mich; sonst werde ich es in der ganzen Republik ausschreien, daß der Miecznik hier ermordet und meine Nichte entehrt worden ist! Ich will auch nicht leben! Töte mich! Zu Hilfe, Leute, kommt und seht!«
    Sakowicz schnürte ihr die Gurgel mit seinen eisernen Händen zu.
    »Still! Ermorden werde ich dich nicht, – wozu auch sollte ich dem Teufel das schicken, was er früher oder später doch erhält? Damit du aber nicht schreist wie ein Pfau, so werde ich dir deine Korallenlippen mit deinem eigenen Tüchelchen zubinden.«
    Mit der Geschicklichkeit eines echten Mordgesellen umhüllte Sakowicz den Kopf Panna Kulwiec' mit einem Tuche, fesselte ihr die Hände und Füße mit einem Gürtel, warf sie auf einen Diwan und setzte sich in ungezwungener Stellung neben sie.
    »Nun, wie fühlen Sie sich? Ich glaube, daß auch Boguslaw mit der oben ebenso leicht fertig geworden –«
    Er kam nicht zu Ende. Die Tür wurde hastig aufgerissen, und auf der Schwelle zeigte sich Panna Alexandra.
    Ihr Gesicht war bleich wie Linnen, ihr Haar zerzaust, ihre Augen brannten. Als sie des am

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