Sintflut
Wasser aus, während er selbst beim Fürsten blieb, da er die Kiemlicz', Soroka und seine ganze Abteilung herannahen sah, die alle auf der Suche nach ihrem Befehlshaber waren.
Als die treuen Tataren Pan Andreas erblickten, begannen sie unter lauten Rufen ihre Mützen hoch in die Luft zu werfen.
»Akbah-Ulan,« sagte Kmicic, »da liegt der Befehlshaber der geschlagenen Truppen, Fürst Boguslaw Radziwill. Ich schenke ihn euch, aber behütet ihn gut; denn, lebend oder tot, ihr werdet für ihn ein gutes Lösegeld erhalten. Jetzt aber verbindet ihm die Wunde, fesselt ihn und bringt ihn in das Lager.«
Kmicic ließ sich sein Pferd geben, bestieg es und ritt, begleitet von einigen Tataren, zu den Seinen.
Pan Gosiewski stand mit dem Fürsten Michail, Woinillowicz, Wolodyjowski und einem Dutzend anderer Offiziere auf einer Schanze.
Kmicic gab seinem Pferde die Sporen und ritt auf den Hetman zu. Dieser, ein Mann von aufrichtigem Charakter, der durchaus nicht neidisch war, rief schon von weitem:
»Da kommt er ja, der eigentliche Sieger! Ich bin der erste, der es offen erklärt, daß dieser Sieg nur Ihnen zu verdanken ist. Meine Herren, danken wir dem Pan Babinicz; ohne ihn konnten wir das andere Ufer nicht erreichen!«
»Vivat Babinicz!« riefen mehrere Stimmen. »Vivat! Vivat!«
»Wo haben Sie denn diese Kriegskunst erlernt?« fragte der Hetman begeistert. »Woher wußten Sie, was nötig war zu tun?«
Kmicic antwortete nicht; er war schrecklich ermüdet, – er verbeugte sich nur nach allen Seiten. Seine Augen erstrahlten vor Zufriedenheit. Die Vivatrufe wollten nicht verstummen und hallten immer weiter.
Plötzlich stand Pan Andreas im Sattel auf, und indem er seine Hände hoch hob, brüllte er mit Donnerstimme:
»Vivat Jan-Kasimir, unser Herr und Vater!«
Jetzt erhob sich ein solches Geschrei, als wenn die Schlacht von neuem losginge. Ein ungeheurer Enthusiasmus ergriff alle Herzen.
Fürst Michail hakte seinen Säbel mit der Scheide, die mit Brillanten übersät war, ab und reichte ihn Kmicic. Der Hetman nahm seinen kostbaren Mantel und warf ihn Pan Andreas um. Der aber erhob wieder seine Hände und rief:
»Vivat unser Hetman, unser Feldherr und Sieger!«
Von allen Seiten kamen die Soldaten und trugen die eroberten Fahnen herbei, die sie vor den Führern in die Erde einpflanzten. Es waren preußische und schwedische Fahnen und die von Boguslaw; denn der Feind hatte keine einzige gerettet.
»Das ist einer der größten Siege des ganzen Feldzuges!« sagte der Hetman. »Israel und Waldeck sind gefangen, das Heer ist aufs Haupt geschlagen.«
Dann wandte er sich an Kmicic:
»Pan Babinicz, Sie mußten auf jener Seite auf Boguslaw gestoßen sein. – Wo ist er?«
»Den Fürsten Boguslaw hat Gott durch diesen Arm gestraft!« erwiderte Kmicic, indem er auf seinen rechten Arm wies. –
»Mein Vetter ist tot?« fragte schnell Fürst Michail, in dem verwandtschaftliche Gefühle erwachten.
»Nein, er ist nicht tot. Ich habe ihm das Leben geschenkt; aber er ist verwundet und gefangen. Sehen Sie, dort führen ihn meine Tataren!«
Eine Abteilung Tataren näherte sich. Einer von ihnen führte einen Gefangenen. Alle erkannten den Fürsten Boguslaw. Aber in welch trauriger Verfassung war er!
Er, einer der mächtigsten Magnaten der Republik, er, der noch gestern von einer unabhängigen Krone geträumt hatte, er, – ein Fürst des Deutschen Bundes, – ging jetzt mit einem Lasso um den Hals, ohne Hut, mit blutigem, mit einem schmutzigen Lappen verbundenem Kopfe.
Fürst Michail bedeckte sein Gesicht mit seinen beiden Händen. – Wie Boguslaw auch sein mochte, – er war doch ein Radziwill.
»Panowie!« rief er, da er es nicht länger aushielt, »dieser ist mein Vetter, mein Blut! Und ich habe nicht gezögert, weder mein Leben noch mein Vermögen dem Vaterlande zu weihen. – Wer die Hand auf diesen Märtyrer hebt, der ist mein Feind!«
Alle liebten den Fürsten Michail. Als ganz Litauen der Macht des Feindes erlag, leistete er allein in Nieswiez Widerstand. Er war der erste, der sich der Tyszowiecer Konföderation angeschlossen hatte.
»Entreißen wir ihn den Händen der Tataren!« vernahm man vereinzelte Stimmen. »Möge ihn die Republik richten!«
»Ja, nehmen wir ihn den Tataren weg!« wiederholte der Fürst. »Eine Geisel wird sich bald finden, und Lösegeld wird er selbst zahlen. Pan Woinillowicz, gehen Sie mit Ihren Leuten hin und gebrauchen Sie Gewalt, wenn sie ihn nicht willig herausgeben!«
Kmicic sprang wie
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