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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Nachrichten bestimmter.
    »Babinicz hat Tauroggen niedergebrannt; Sakowicz ist geflohen und verbirgt sich in den Wäldern.«
    Anna Borzobohata befand sich in großer Aufregung. Sie erzählte allen Bekannten und Unbekannten wiederholt:
    »Ich kenne den Pan Babinicz. Er ist der größte Held in der ganzen Welt. Es ist fraglich, ob selbst Czarniecki sich mit ihm messen kann. Er wird schon dem Sakowicz und all den Seinen heimzahlen! Und sicherlich, in einem Monate ist in ganz Smudien kein einziger Schwede mehr.«
    Diese Prophezeiungen begannen sich schnell zu bewahrheiten. Es war kein Zweifel mehr, daß der gefürchtete Führer, der Babinicz hieß, sich von Tauroggen aus in das Innere des Laudagebietes bewegte, daß er alle schwedischen Abteilungen, die er unterwegs traf, schlug und gänzlich aufrieb.
    Der Name »Babinicz« hallte in ganz Smudien wieder. Man erzählte von schrecklichen Strafen und Hinrichtungen, die er den besiegten Schweden auferlegte. Hunderte von Freiwilligen kamen zu ihm, und er schuf mit eiserner Hand aus diesen ungeordneten Massen eine reguläre Armee. Alle Gemüter waren so mit ihm beschäftigt, daß sogar Gosiewskis Niederlage bei Philippowo nur wenig Eindruck machte. Babinicz war näher, und daher interessierte man sich in erster Reihe für ihn.
    Anna flehte jeden Tag den Miecznik an, er möchte doch Babinicz entgegengehen.
    »Ich habe Ihnen schon mehrmals auseinandergesetzt, daß wir nicht zu ihm durchkommen können,« verteidigte sich der Miecznik. Rings um uns herum stehen Schweden, und man sagt auch, daß sich Sakowicz mit seiner Abteilung in der Nähe gezeigt habe. Es ist schon viel, wenn wir uns bei einem Angriffe hier halten können.«
    »So kann Babinicz selbst hierher kommen. Wenn ich ihm schreibe, so wird er hierher eilen. Er liebt mich und wird uns seine Hilfe nicht versagen.«
    »Nun, versuchen Sie das,« sagte nach einiger Überlegung der Miecznik. »Selbst wenn wir uns inzwischen in den Wald flüchten müssen, so wird Babinicz gut tun, die Gegend zu säubern. Aber, wen wollen Sie zu ihm schicken?«
    Anna wußte schon, wen sie schicken konnte. Es meldeten sich bei ihr dazu zwei: Braun und Jur Billewicz. Sie erhielten beide Briefe desselben Inhalts, damit im Falle eines Unglückes Babinicz wenigstens einen von ihnen erhalte. Das Schreiben der Briefe kostete der Panna Anna viel Überlegung, schließlich brachte sie folgendes zustande:
    »Ich schreibe Ihnen, indem ich mich in verzweifelter Lage befinde. Sollten Sie sich meiner noch erinnern, so eilen Sie mir zu Hilfe! Ich befinde mich bei der »Partei« des Pan Billewicz, der mir Zuflucht dafür gewährt, daß ich seine Nichte aus der Gefangenschaft des Fürsten Boguslaw befreite. Sowohl ihn, wie uns beide umringt der Feind. – Gefahr droht uns von überall, besonders von seiten Sakowicz', des Freundes und Vertrauensmannes des Fürsten. Wäre es nicht möglich, daß Sie sich zweier wehrloser Mädchen erbarmen und sie vor dem bevorstehenden Untergange erretten?«
    Als die Boten zur Abreise bereit waren, begriff Anna, welcher Gefahr sie sich ihretwegen aussetzten, und mit Tränen in den Augen redete sie ihnen zu, lieber da zu bleiben. Aber sie blieben fest. Beide wollten dem geliebten Mädchen gern einen Dienst erweisen, obwohl beide im voraus ahnten, was ihrer harrte.
    Eine Woche darauf fiel Braun in die Hände Sakowicz', der ihm die Haut vom Leibe ziehen ließ; der arme Jur fiel bei Poniewiez in einem Kampfe mit den Schweden.
    So gelangten beide Briefe in die Hände des Feindes.

13. Kapitel.
    Nachdem Sakowicz den Kommandanten Braun so unmenschlich bestraft hatte, trat er mit dem schwedischen Kommandanten in Poniewiez in Unterhandlungen ein, und bestimmte ihn, gemeinsam auf Billewicz' Partei loszuschlagen.
    In den letzten Tagen hatte Sakowicz von Babinicz nichts mehr gehört, dem gegenüber er, trotz seiner Tapferkeit, von einem instinktiven Angstgefühl beherrscht wurde. Augenblicklich jedoch war Sakowicz auch bereit, sein Leben zu lassen, denn er wollte sich rächen. Seit Annas Flucht beherrschte ihn eine maßlose Wut, die seine Seele völlig zermarterte. Die vereitelten Hoffnungen und seine verschmähte Liebe hatten ihn zur Verzweiflung gebracht. Zuerst war es nur die reiche Erbin gewesen, die ihn lockte, Anna zu heiraten; dann aber hatte er sich in das Mädchen so sinnlos und blindlings verliebt, wie es nur ein Mensch seines Schlages tun konnte. Es war soweit gekommen, daß er, vor dessen Blick sich selbst mutige Menschen

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